Weisheit der Woche: Nachahmung

Iain McGilchrist schreibt in The Master and His Emissary, wie er sich eine Alternative zu Dawkins‘ umstrittenen und problematischen Begriff des Meme vorstellt. Es geht dabei um die Frage, wie kulturprägende Muster und Dispositionen bei Menschen entstehen. Statt von Mechanismen auszugehen betont er die menschliche Fähigkeit und Neigung zur Nachahmung, die allem Lernen und jeglicher Persönlichkeitsentwicklung zugrunde liegt. Und die Kraft menschlicher Phantasie:

Imagination, then, is not a neutral projection of images on a screen We need to be careful of our imagination, since what we imagine is in a sense what we are and who we become. The word imago is related to the word imitari, which means to form after a model, pattern or original. There is ample evidence […] that imitation is extremely infectious: thinking about something, or gene just hearing words connected with it, alters the way we behave and how we perform our tasks. This was understood by Pascal, who realized that the path to virtue was the imitation of the virtuous, engagement in virtuous habits – the foundation of all monastic traditions. (S. 251)

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2 Antworten auf „Weisheit der Woche: Nachahmung“

  1. Umstritten und problematisch? Kannst du da näher drauf eingehen? Mir ist die Mem-Theorie nur aus Kalle Lasns Buch ‚Culture Jamming‘ ein Begriff… da klingts eigentlich ganz nachvollziehbar – und spannend: die Welt der Werber und Konzerne mit ihren eignen Mitteln, aber auf „virale“ Weise angreifen.

  2. Na, so lange man das als eine Art Metapher versteht, geht es ja. Bei Dawkins hat es aber denselben ontologischen Rang wie ein Gen, also etwas recht Eigenständiges, das sich automatisch repoduziert, und nicht einfach nur ein Analogieverhältnis. Freilich lässt sich das – zumal nach Dawikins‘ eigenen, positivistischen Kriterien – nicht nachweisen. Kritik steht im Wikipedia-Artikel, den ich verlinkt habe. Folglich hat sich Dawkins mit der Idee nicht durchsetzen können. Wo es aufgegriffen wird, erscheint es mehr als eine Metapher, etwa in den „Spiral Dynamics“. Werbefuzzis interessiert Ontologie nicht, die fliegen auf alles, was den Umsatz hebt.

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