Es war ein sehr kurzes Telefonat. Die Mitarbeiterin eines mir bis dahin unbekannten Finanzdienstleisters aus der Oberpfalz erklärte mir, wie viel Steuern ich bezahle, und dass ich bis zu 80% davon zurückbekommen würde mit der Hilfe ihrer Firma.
Denn – so fuhr sie fort – das Geld ginge sowieso nur in den Bundeshaushalt und von da nach Griechenland oder nach Leipzig und Dresden. An dieser Stelle war das Gespräch auch schon wieder vorbei, ehe sie Luft holen und „Sozialschmarotzer“ oder „Hartz IV“ sagen konnte.
Gier und Vorurteile als Geschäftsmodell. Nicht neu, aber immer wieder widerlich. Vor allem, wenn man kurz zuvor dieses Interview gelesen hat.
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Danke für den Link… Leider kommen diese Informationen nicht da an, wo sie am dringendsten benötigt würden – dieser Kreislauf der Abgrenzung hört eben auch bei den Politikern nicht auf, die viel mehr als ihnen bewußt ist auch unter der Angst leiden, „unter die Räder“ zu kommen – Räder, die sie selbst installiert haben 🙁
Na ja, auch Kathrin Hartmann möchte in erster Linie ihr Buch verkaufen und benutzt dafür markige Formulierungen, die vielen komplizierteren Sachverhalten kaum gerecht werden. Populistisch, eben. Also ist auch da eine gewisse vorsichtige Distanz angebracht.
Zum Thema „Dehumanisierung der Gesellschaft“ habe ich gestern aber etwas interessantes, bzw. erschreckendes selber erlebt. Da sprach so ein trendy Businessman auf einer IT-Informations- und Werbeveranstaltung über junge, computer-affine Bewerber und bezeichnete sie dabei allen Ernstes als „nachwachsende Rohstoffe“. Ganz im Sinne von Humankapital, usw. Da hats mir fast die Schuhe ausgezogen. Wenn man diesen Gedanken fortführt, sind Rohstoffe ja vor allem dazu da, ausgebeutet und verbraucht zu werden, leicht ersetzbar – allerdings in diesem Fall versüßt mit gutem Gehalt und Edel-Laptop… Prost Mahlzeit, willkommen im real existierenden Neoliberalismus.
Ich erkläre solchen Anrufern immer, dass und warum ich gerne Steuern zahle. Und flugs haben sie keine Verkaufsargumente mehr …
Dass sie keine Argumente mehr haben, bedeutet leider nicht, dass sie aufhören, mich zu belagern. Deshalb lege ich inzwischen grundsätzlich auf, bevor sie irgendwas sagen können. Und hoffe, in deren Listen als schwieriger Gesprächspartner vermerkt zu werden 🙂