Diejenigen, die glauben, dass sie an Gott glauben, ohne Leidenschaft in ihrem Herzen, ohne Angst in ihrer Seele, ohne Unsicherheit, ohne Zweifel, ohne ein Element des Zweifels sogar im Trost, glauben nur an die Idee Gottes, nicht an Gott selbst.
Miguel de Unamuno , hier gefunden
leidenschaftlichkeit überwiegend an unangenehmen emotionen festzumachen, scheint mir des ehrlichen zu viel. außerdem hält diese theorie der empirie nicht stand: die leidenschaftlichsten christen der geschichte kannten durchaus unangenehme emotionen, waren aber in der regel viel mehr von gewissheiten und freude an gott geprägt.
Ich habe das anders verstanden. Leidenschaft ist sicher nicht nur „negative“ Emotion, aber wenn es kein Erschrecken und Zweifeln mehr gäbe, dann wäre schon die Frage, ob wir uns ein Bild nach unseren Bedürfnissen gestrickt haben.
Zeigt dieses Zitat nicht symptomatisch die Hybris vieler Glaubenden gegenüber Glaubensgeschwistern mit anderen Schwerpunkten, Bibelauslegungen, Lebenskonzepten? Ich finde, auch im Bewusstsein der eigenen Unsicherheit, des Zweifels oder der Angst kann ein großes Moment der Arroganz liegen.
Und: Ist es auf der Suche nach „Gott selbst“ letztlich nicht immer (nur) eine Idee von Gott, an die geglaubt wird?