Ein kleiner Nachtrag zum Post von gestern, aus Romano Guardinis weisen Buch „Die Lebensalter“:
Je weniger aber das Alter gesehen und anerkannt ist, desto unbekannter wird auch die echte Kindheit: Die meisten Kinder sind Erwachsene im Miniaturformat. Wirkliche Kinder sind Menschenwesen, die in jener Einheit des Lebens existieren […]. Zum Beispiel sind sie fähig, Märchen zu hören, das heißt, mythisch zu denken. Soweit aber heute überhaupt Märchen erzählt werden, werden sie rationalisiert oder ästhetisiert. Kinder sind fähig, zu spielen, Gestalten zu schaffen, Figuren des Lebens, Zeremonien. Stattdessen sehen wir überall die technisierten Spielzeuge, die ja in Wahrheit vom Erwachsenen her gedacht sind. Wenn aber einmal glücklich etwas Kindhaftes entsteht, man zum Beispiel gesehen hat, wie bedeutungsvoll Kinderzeichnungen sein können, dann werden Theorien dazu gemacht, Ausstellungen veranstaltet und Preise gegeben, und alles verdirbt.