Stresstest für „fromme“ Organisationen!

In der christlichen Szene ist es nicht anders als im Bankenwesen: Viele Organisationen sind da irgendwie miteinander vernetzt, die in der Öffentlichkeit zunehmend undifferenzierter betrachtet werden (vor allem, wenn das Reizwort „evangelikal“ im Spiel ist), oft aber reicht schon der Begriff „Religion“, „Kirche“ oder „Gemeinde“, um stereotype Assoziationsketten über Hardliner, Eiferer, Piusbrüder und Fundamentalisten auszulösen.

Schon längst sitzen alle in einem Boot. Wenn nämlich nur eine Gruppe Mist baut, weil sie Geld veruntreut, Missbrauch duldet oder vertuscht, soziale Vorurteile schürt oder sich dem rechten Rand des politischen Spektrums nähert, dann befinden sich auch die Aktien der anderen an der Börse des gesellschaftlichen Ansehens im freien Fall.

Tatenlos zuzusehen ist da die falsche Taktik. Eigentlich müssten auch hier Stresstests her: Positionen zu gesellschaftlichen Fragen müssten geklärt werden, vor allem da, wo es um eine ambivalente Haltung zu Gewalt und ein autoritäres Verständnis von Macht geht. Aus machen verhängnisvollen Allianzen sollte man sich schleunigst verabschieden, Verlagssortimente müssten kritisch überprüft werden und manche ReferentInnen sollte man lieber nicht mehr einladen.

Und das alles natürlich am liebsten aus aufrichtiger Überzeugung. Aber für alle Besonnenen, die unter den Eskapaden unbelehrbarer Sturköpfe, Schwärmer und Stänkerer zu leiden haben und hatten, wäre selbst zähneknirschende Kooperation schon ein echter Segen – so wie am Finanzmarkt auch.

Wenn nun jemand fragt: „Aber wer soll das entscheiden und nach welchen Kriterien?“ – dann herzlichen Glückwunsch, das ist genau die Diskussion, die wir jetzt brauchen!

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24 Antworten auf „Stresstest für „fromme“ Organisationen!“

  1. Das alles sieht mir ein wenig zu sehr nach „gutem Image um jeden Preis“ oder einer christlichen Version der „political correctness“ aus. Vielleicht sollte man sich in diesem Zusammenhang auch mal wieder Johannes 15,16-27 zu Gemüte führen. Es ist auf der einen Seite richtig, Leute mit denen die christliche Szene kooperiert, zu überprüfen. Aber „Stresstest“ hat für mich irgendwie etwas von einem Synonym für Folter oder Inquisition. In diesem Artikel klingt aber leider erneut (wie im Falle von Eva Herman) eine Anbiederung an den derzeitigen medialen Mainstream durch (der z. B. die Junge Freiheit – deren Anliegen ich sicher nicht bedenkenlos unterstütze – pauschal als rechtsextrem verunglimpft und gleichzeitig die taz in die ehrenwerte Gesellschaft der politische Mitte aufnimmt, was ich einfach nicht fair sondern hochgradig ideologisch finde). Gerhard Löwenthal und rechtsextrem – was für eine dummdreiste These. Aber wenn sie nur von der Mehrheit der Medien unterstützt wird, muss sie ja wahr sein :-(. Ich möchte für mich selbst nicht die Hand ins Feuer legen, bin mir aber relativ sicher: Einige derjenigen, die heute am lautesten gegen rechts schreien, wären vor 60 Jahren sehr klein mit Hut gewesen. Und so mancher Widerstandskämpfer von damals würde heute, hätte er überlebt, Artikel in der „Jungen Freiheit“ schreiben.

  2. Ich finde, weder bei Banken noch bei christlichen Organisationen ist der Vergleich mit Folter und Inquisition angebracht. Es geht ja nicht um Repression, sondern nur darum, sich seine Verbündeten weise auszusuchen. Und da ist eben der Verzicht auf Zwang und autoritäres Gehabe, auf Diffamierung anderer, auf das Propagieren gewalttätiger Gottesbilder ein maßgebliches Kriterium, das nicht dem Zeitgeist, sondern dem Evangelium entspringt.

    Extrem rechts ist sicher ein diffuser Begriff. Aber heute wären Löwenthals Thesen (und mehr noch die Art, wie er sie vertrat) sicher in der CDU nicht mehr mehrheitsfähig. Ich würde die Junge Freiheit durchaus in dieses Spektrum zwischen Haider, Schönhuber und Wilders einsortieren und halte an diesem Punkt eine klare Abgrenzung für unumgänglich.

    Das hat für mich auch nichts mit Political Correctness zu tun. Aber die Polemik gegen Political Correctness gehört eben auch zum Standardrepertoire der Rechten, selbst wenn Broder & Co sich in dieser Rolle des Provokateurs auch gefallen.

    1. Die Schlagzeilen der Jungen Freiheit von heute sprechen Bände:
      • Linksextreme Rapper
      • Wirbel um antiislamisches Straßenfest
      • Ausländische Jugendkriminalität muss bekämpft werden
      • Lammert lehnt Gedenktag für Vertriebene ab
      • Zahl der Asylbewerber steigt weiter
      • Jeder 5. Österreicher ist Einwanderer
      • FPÖ-Politiker verteidigt Waffen-SS

  3. Ich kenne die „junge freiheit“ nicht gut genug, um über sie abschließend zu urteilen, aber nach dem, was ich aus öffentlich zugänglichen Quellen (u.a. wikipedia) über sie weiß, würde ich ihr Umfeld eher mit Schönhuber und Gauweiler umschreiben als mit dem Personenkreis, den du beschreibst.

    Löwenthal war weder ausländerfeindlich, noch war „Islam“ zu seiner Zeit ein Gegenstand der öffentlichen Diskussion, in den Geruch, ein „Rechter“ zu sein, geriet er durch konsequenten Antikommunismus. Ich kann mich noch erinnern, wie erstaunt ich war, als bekannt wurde, dass die DDR Terroristen der RAF Zuflucht geboten hatte. Das hatte ich (obwohl durchaus antikommunistisch, nur differenzierter) der DDR nicht zugetraut, da hatte Löwenthal posthum Recht behalten und ich Unrecht.

    Löwenthal war Demokrat, am rechten Rand des demokratischen Spektrums, aber auf der richtigen Seite des Randes. Die junge Freiheit ist auf dem Rand,. d.h. nur teilweise demokratisch (jedenfalls so weit ich das beurteilen kann). da ist ein Vergleich mit der TAZ vom linken Rand des demokratischen Spektrums durchaus zulässig.

    Für mich ist weder TAZ noch Junge Freiheit ein Grund, den status confessionis auszurufen. Niemand muss mit dem, was Herr Matthies getan hat, einverstanden sein – aber da politische Geschlossenheit von den Evangelikalen zu fordern, hieße sie zu einer politischen Bewegung zu machen.

  4. @helmut-wk: Löwenthal gibt doch nur den Namen ab, den Preis verleiht die Junge Freiheit. Und in den Augen vieler sind die Evangelikalen längst eine politische Bewegung – dank mancher „Lautsprecher“ in ihren Reihen und zum Teil sogar in maßgeblichen Funktionen und dank einer schweigenden Mehrheit wird diese Bewegung politisch auch weit rechts wahrgenommen. Das Problem daran ist – wie so oft – die schweigende Mehrheit und die Angst, eine längst vorhandene Politisierung zu thematisieren.

  5. OK, über Löwenthal müssen wir nicht weiter reden, ob der mit der Jungen Freiheit einverstanden gewesen wäre wissen wir nicht – viele „rechte“ Themen waren damals überhaupt kein Thema, klassische Ausländerfeindlichkeit hat er nicht vertreten.

    Die Junge Freiheit ist in meinen Augen am Rand des erträglichen.

    Evangelikale als politische Bewegung: eion bisschen ist was dran, es gibt Punkte, die sie einen (Ablehnung von Abtreibung, Euthanansie, Bezeichnung von praktizierter Homosexualität als Sünde). Anderes, das ich von der Bibel ebenso geboten finde, wird nur von Teilen der Evangelikalen vertreten (Kapitalismuskritik, Verteidigung der sozialen Marktwirtschaft gegen ihre Abschaffung). Und es ist sicher wichtig, auch auf die Punkte hinzuweisen, die uns von Rechtsradikalen unterscheiden. Parzany in seinen Berliner Predigten (ab und zu höre ich eine im erf) betont z.B. regelmäßig die Wichtigkeit der Toleranz und Religionsfreiheit.

    Da wo Evangelikale wegen Positionen kritisiert werden, die von der Bibel gedeckt sind, sollten sie auch nicht vor dem Zeitgeist zurückweichen.

    Und eine gemeinsame politische Richtung in Punkten, die von der Bibel weniger eindeutig sind, ist erstens nicht möglich und zweitens in meinen Augen auch nicht wünschenswert.

  6. Wie ich schon angedeutet habe, sehe ich mich in solchen Zusammenhängen nicht als Fan der Jungen Freiheit, sondern lediglich als deren Anwalt. Daher habe ich diese Zeitung, was ihr Abweichen von der Mitte angeht, eben schon öfters mit der Taz verglichen. Und der Unterschied ist eben, dass man über die Taz in den Medien wenig Negatives hört, über die JF dagegen umso mehr. Es geht mir also in erster Linie um die Verhältnismäßigkeit. Und viele der bekannten Widerstandskämpfer des 20. Juli waren eben rechtskonservativ eingestellt und würden heute viele Positionen vertreten, die mit der JF deckungsgleich sind. Linken Widerstand gab es freilich auch, diese beiden Ströme hatten aber wenig miteinander zu tun. Und so manches linke NS-Opfer wurde in der DDR tragischerweise zum Täter.

    Nach meinem vorläufigen Urteil eignet sich die Zeitung in manchen Punkten durchaus als Korrektiv zum politischen Mainstream, in anderen Punkten schießt sie über das Ziel hinaus. Wilders, Haider oder Schönhuber würde ich indes ganz bestimmt nicht als Anwalt vor Gericht vertreten wollen. Vielleicht hast Du Schönhuber aber auch mit Schönbohm verwechselt, der dort tatsächlich ab und zu anzutreffen ist und sogar etwa 10 Jahre lang Innenminister unter einem SPD-Ministerpräsidenten war.

    Dass Du mit „Stresstest“ nichts gemeint hast, das mit Folter und Inquisition zu tun hat, ist mir bewusst – ich fand den Begriff aber unglücklich gewählt, weil er in mir eben diese Assoziationen geweckt hat.

    Politisch passe ich übrigens wie mir scheint ganz gut zu Helmut. Wirtschafts- und umweltpolitisch bin ich sogar eher links, während mich gesellschaftspolitisch die politische Linke zunehmend abstößt, die CDU aber auch nicht viel mehr „rechts“ davon steht. Da hat mir, da ich nicht parteigebunden bin, erst die Ära Schröder die Augen geöffnet, nachdem ich seinerzeit zunächst froh war, endlich mal einen neuen Kanzler auf der Regierungsbank zu sehen. Auf der anderen Seite bin ich mehr ein Personen- als Parteienwähler.

  7. Die Begriffe „links“ und „rechts“ haben schon an Bedeutung verloren. Beim Thema „Islam“ oder „Israel“ haben so manche linke wie rechte Zeitungen ähnliche Artikel. Manchmal wird Israel von linker Seite sogar viel stärker verteidigt als von rechter. Was die TAZ angeht, so habe ich gemischte Gefühle. Es gibt dort sowohl gute als auch schlechte Artikel. Meine WELT (*haha*) ist die TAZ nicht…Die Junge Freiheit muss man nicht mögen (ich weiß z. B. bis heute nicht, welche Position diese Zeitung zur „Israelfrage“ hat….). Die Verleumdungen von linker Seite sind für mich allerdings auch problematisch. Das Helmut Markwort oder Peter Scholl-Latour die Zeitung gegen den Vorwurf „rechtsextrem“ verteidigen, sollte auch zu denken geben.

  8. Den Artikel aus der TAZ finde ich auch nicht sonderlich gelungen. Ich bin der erste, der mit vielem in evangelikalen Kreisen Probleme hat, aber wenn z.B. Sachen wie Mitgliedschaft oder Spendenaufrufe plötzlich zu zweifelhaften Praktiken zählen, wirkt das auf mich schon seltsam. Sind Parteien dann genauso suspekt? Sicher ist eine Kritik einiger evangelikaler Kreise, besonders in Bezug auf spirituellen Missbrauch, Kontrolle und Co-Abhängigkeit teilweise angebracht. Aber dieser Artikel ist aus meiner Sicht eher nicht konstruktiv.

  9. @Tobias: Oh, ich wollte die Taz gar nicht als Beispiel für gelungene Berichte nennen, sondern dafür, wie bestimmte Dinge verstanden oder eben längst nicht mehr verstanden werden. Idea versucht sich an der Ehrenrettung des Begriffs „Fundamentalismus“. Der Kampf ist längst verloren. Die Frage ist inzwischen m.E. nur noch die, ob „evangelikal“ zum Synonym für „Fundamentalismus“ wird.

  10. @Peter: Mein Kommentar war auch nicht als Kritik Deines Blogeintrags gemeint, sondern als allgemeine Anmerkung. Ich finde das halt immer schade, wenn ich so einen Artikel lese, nicht weil ich den Begriff „evangelikal“ so toll finde (ich bin vermutlich einer von denen, für den er gefühlsmäßig nicht so weit von fundamentalistisch entfernt ist), sondern weil Artikel wie dieser die Gräben nur verbreitern und auf „beiden Seiten“ bestätigen, was eh schon jeder weiß.

    Am Ende sind diese ganzen Labels sowieso glaube ich eines der großen Probleme. Wir fühlen uns gut, wenn wir jemand in eine Schublade stecken können. Und da sind leider gerade auch christliche Kreise recht gut drin.

    1. @Tobias: So ist es. Leider kommt man ohne Labels auch nicht aus, weil wir in der komplexen Welt immer mit Klassifizierungen arbeiten müssen, um uns zu orientieren. Schubladen haben ja im Haushalt auch einen praktischen Wert. Blöd wird es erst, wenn etwas in der falschen Schublade landet.

  11. @Peter: Das ist jetzt ein weites Thema, aber ich glaube, dass Schubladen bei Menschen einfach ungeeignet sind. Vielleicht sollten wir da eher in Mosaiken oder Puzzlesteinen denken.

  12. Ich stimme nicht allem zu, was die Junge Freiheit sagt, aber ich lese da sehr viele gute Dinge, die ich in anderen Zeitungen nicht lese. Die Zeitung ist z.B. sehr deutlich gegen Abtreibung, sie warnt vor der Gefahr der Islamisierung, sie bringt das Thema Christenvervolgung zur Sprache, etc. Insgesamt finden (konservative) Protestantische und Katholische Theologen hier viel Raum, das ist gut.
    Ich habe Verstaendnis, wenn man sich selbst eher auf der linken politischen Seite zu Hause fuehlt. Aber genauso muss man Verstaendnis haben, wenn Christen sich dem (theologischen und politischen) Konservatismus zugehoerig fuehlen. Das dann verbieten zu wollen, halte ich fuer intolerant.
    Ich finde in der Jungen Freiheit keinerlei Anzeichen von Rechtsextremismus. Allerdings finde ich bei der Taz deutliche Anzeichen zu Linksextremismus. Der TAZ war ja manchmal die PDS noch zu weit rechts… Kommunisten finden da viel Raum in der TAZ, aber man findet keinen „bekennenden Nationalsozialisten“, der etwas bei der Jungen Freiheit schreiben duerfte. Die Junge Freiheit bekennt sich eindeutig zum Rechtsstaat und unserer freiheitlichen demokratischen Grundordnung. Die Taz haette sicher nichts gegen die Wiedereinfuehrung des diktatorischen Sozialismus.

    Progressivismus hat ein christliches Element, weil wir als Christen nicht an allem so festhalten wollen, wie es ist, sondern biblische Prinzipien auch an die Gesellschaft anlegen wollen, und auf das Reich Gottes warten. Konservativismus hat ein christliches Element, weil wir – mit Konservativen – das biblische pessimistische Menschenbild teilen, und das, was gut ist in der Gesellschaft, christliche Werte etc, bewahren wollen, und wegen des pessimistischen Menschenbildes auch fuer die Begrenzung von Machtkonzentration im Staate sind. Gewaltenteilung, Foederalismus, Rechtsstaat, sind gute und der Bibel sehr nahekommende Prinzipien, die auch im Kern konservative Anliegen sind.

  13. Antwort auf Roderich:

    Also dein Kommentar geht mir zu weit. Ich bin kein regelmäßiger Leser der TAZ, aber dass die mit dem „diktatorischen Sozialismus“ liebäugelt, glaub ich nicht. Die TAZ stammt ja eher aus der grün-roten Sponti-Ecke (vielleicht sollte ich schwarz-grün-rot sagen, mit schwarz=Anarchismus), das waren Leute, die bei der Gründung der TAZ in der DDR nix zu lachen hatten.

    Auf der anderen Seite: „Islamisierung“ ist ein dehnbarer Begriff, der von Rechten gerne benutzt wird, um Rassismus ein demokratisches Mäntelchen zu geben. Als abschreckendes Beispiel nenne ich mal „politically incorrect“. Und da ist die die Junge Freiheit zum Glück deutlich von entfernt.

    Zu christlichen Werken rechne ich übrigens auch soziale Gerechtigkeit (Ausbeutung und Unterdrückung ist ein Schwerpunktthema im AT, Jesus hat mehr über Geld gesprochen als über sexuelle Sünden oder „Familienwerten“, Habsucht ist laut NT eine Wurzel allen Übels). Und Umweltschutz – in Of 11,18 wird angekündigt, dass Gott diejenigen verdirbt, die die Erde verderben …

    Helmut

  14. @Helmut,
    Du hast Recht, Armen zu helfen ist in jedem Falle eine originaer christliche Aufgabe. Ob das allerdings am besten von einem unpersoenlichen Wohlfahrtsstaat uebernommen werden sollte, ist eine andere Frage. Am besten, es wird den Armen geholfen in einem „Bottom-up“ Ansatz: erst die Familie, die Gemeinde/ Kirche, die Stadt, bzw. der Kreis, (weil die am besten die persoenliche Situation des „Armen“ kennen), dann der Bundesstaat, dann der Staat. Je mehr die Hilfe im persoenlichen Umfeld geleistet werden kann, desto besser.

    Der Begriff „soziale Gerechtigkeit“ ist halt auch eine sehr dehnbare Floskel. (Alle Parteien verwenden ihn, meinen aber etwas sehr unterschiedliches damit).

    Du wirst im Alten Testament zum Beispiel die Aufforderung finden, dass Bauern auf ihren Feldern Korn stehen lassen sollen. Den Armen soll also geholfen werden; aber sie mussten auch selbst etwas dafuer tun, denn es kostete Arbeit, die Reste des Feldes selber abzuarbeiten. Etc.

    Oekonomie ist aber ein sehr weites Feld…

    Politically Incorrect als Webseite finde ich insofern gut, als die Seite aufzeigt, wo viele Medien ueber bestimmte Dinge einfach schweigen. Z.B. wird oft nicht gesagt, dass Vergewaltiger „Islamischen Hintergrunds“ sind. Warum diese Wahrheiten verschweigen? Man will damit den Leser bevormunden, wegen „Gefahr von Rassissmus“.

    Natuerlich soll man als Christ nicht hetzen gegen Moslems, oder gegen welche anderen Buerger auch immer, und da gehen die Kommentare auf PI-news sicher oft zu weit und erschweren eine sachliche Diskussion.

    Dass die TAZ einem Systemwechsel in Richtung eines Sozialismus wuenscht, ist aus meiner Sicht recht deutlich. (Die Taz hat ja auch keine Probleme mit der Linkspartei, obwohl da ja noch viele ehemalige SED Mitglieder drinsitzen, bzw. in der eine orthodox kommunistische Plattform mit 5000 Stalinisten (Sarah Wagenknecht etc.) seine Heimat hat. Was wuerdest Du sagen, wenn die Junge Freiheit eine Partei gutheissen wuerde, in der 5000 Orthodoxe Nationalsozialisten beheimatet sind? Das waere ja ein himmelschreiender Skandal. Davon ist die Junge Freiheit aber weit entfernt. Das, was rechts (zum Glueck) verboten ist, ist links aber offenbar erlaubt. Und intelligente Leute wie Du stoeren sich offenbar nicht daran. Also – leider hat die TAZ eine offene Flanke zum Linksextremismus. Diese offene Flanke sehe ich bei der Jungen Freiheit aber nicht in Richtung des Nationalsozialismus.

  15. @Roderich:

    Also wer bei PI kein Problem sieht, der hat eine offene Flanke zur undemokratischen Rechten. Bei PI sind viele Meldungen nur Halbwahrheiten, es gibt Webseiten, die sich darauf spezialisiert haben, aufzuspießen, wie PI wieder mal die Wahrheit in ihren Meldungen verdreht – indem Nachrichtenquelle und das, was PI daraus macht, nebeneinander gestellt werden. Von der menschenverachtenden Sprache der Kommentare da, die an Volksverhetzung grenzt und die von den Seitenbetreibern stehen gelassen werden, mal ganz zu schweigen.

    Bei ehemaligen SED-Mitgliedern muss mensch differenzieren. In ner Diktatur kannst du nur was werden, wenn du Kompromisse mit dem System schließt. Nach 89 gab es in den 5 neuen3 Ländern deshalb praktisch nur zwei Arten von Experten: ehemalige Parteimitglieder, und Westimporte. Alle anderen hatten in der DDR nie ne Chance, sich wirklich zu qualifizieren.

    Nach 45 waren auch viele ehemalige Nazi-Mitläufer in der CDU, nur mal zum Vergleich. in der SED haben 89 „Reformer“ die Macht übernommen, die nicht zur DDR zurück wollten, sondern einen besseren Sozialismus wollten – was immer das auch sein soll.

    Als die WASG gegründet wurde, hab ich schon überlegt, ob ich die vielleicht wähle, aber das Thema ad acta gelegt, als sie mit der PDS zu Linkspartei fusionierte. Eben weil ich z.B. ne kommunistische Plattform in einer Partei unmöglich finde. Allerdings würde ich die nicht mit Nazis gleichsetzen, sondern eher mit NPD-Mitgliedern.

    Und da Wagenknecht & Co. nur ne geduldete Minderheit in der Linkspartei sind, ist in meinen Augen das Gegenstück zur Linkspartei auf der rechten Seite des Spektrum die Republikaner.

    Also: ich störe mich durchaus an Vielem auf der linken Seite, ich stelle aber fest, dass du nicht an einer Webseite störst, die Hass, Vorurteile und Halbwahrheiten verbreitet. Klar, wir haben mit Einwanderern aus Anatolien Probleme – die türkische Gesellschaft mit „Binnenmigranten“ aus Anatolien an die Westküste auch. Erzähl du mal auf PI, dass die entsprechenden Problem (du hast Vergewaltigungen genannt) nix mit dem Thema „Islam“ zu tun haben … so was wollen die nicht hören, die hören gar nicht zu.

  16. @Helmut,
    ich sagte ja, man soll als Christ nicht „hetzen“, d.h. die Leserkommentare bei PI-news.net gehen aus christlicher Sicht sicher oft zu weit.
    Sachliche Kritik am Islam muss aber erlaubt sein. Als Demokrat sollte Dir die Freiheit der Meinungsaeusserung ja auch wichtig sein. Diese Freiheit gilt ja nicht nur fuer Leute, denen wir inhaltlich zustimmen, sondern auch fuer die, deren Meinung wir nicht teilen.

    Wenn der Islam die Mehrheit erlangt in einem Lande, wird ja die Scharia eingefuehrt, das waere dann das Ende der Freiheit und des Rechtsstaates. Denn die Scharia hat dann Vorzu vor unserer freiheitlichen demokratischen Grundordnung. Christen und Juden werden dann als „Dhimmi’s“, d.h. Menschen zweiter Klasse, behandelt. (Dazu empfehle ich die Buecher von Bat Ye’Or). Es kann Dir als Demokrat daher doch nur recht sein, dass gerade auch Islamkritiker zu Wort kommen? Oder siehst Du den Islam nicht als zukuenftige Bedrohung unserer Freiheit in Europa an?

    Wie schon gesagt, es sollte sachlich zugehen. Als Christen unterscheiden wir ja zwischen Ideologie und Person. Wir sollen die Person lieben, aber die falsche Ideologie bekaempfen – allerdings nur mit Worten, denn das Gewaltmonopol liegt beim Staat, und auch bei den Worten gibt es Einschraenkungen. Als Christen sind wir auch aufgerufen, fuer alle zu beten, auch fuer Leute, deren Meinung wir nicht teilen. D.h. u.a. fuer Moslems, und wir sollen ihnen das Evangelium bringen. (Sicher geht es bei PI nicht immer sachlich zu – es sind ja auch nicht alles wiedergeborene Christen, die dort schreiben. ) Aber genauso unsachlich ist oft unser Medienkartell, das zwar subtiler arbeitet, aber eben vieles verschweigt, zB. „Vergehungen“ von Moslems. Das ist Bevormundung, wenn man den Leuten nur selektiv Nachrichten serviert. Und da ist es gut, dass es Webseiten wie PI gibt, mit den genannten Einschraenkungen.

    Es gibt uebrigens auch viele politisch Linke, die gegen den Islam sind bzw. warnen vor der Islamisierung Europas und Deutschlands. Das ist also z.T. politisch unabhaengig. PI News ist uebrigens pro Israel, also passt Dein Links-Rechts Schema da auch nicht ganz.

    Falls Dich das Wesen des Islam interessiert, empfehle ich Dir sehr ein Buch von Mark A. Gabriel: „Islam und Terrorismus. Was der Koran wirklich lehrt ueber Christentum, Gewalt und die Ziele des Djihad lehrt“. (Und vom selben Autor: „Jesus und Mohammed.“)

    Zu Deiner Linkspartei: wenn sie Wagenknecht & Co angeblich nur „dulden“, (was ich nicht ganz glaube, denn es gibt zu viele Gemeinsamkeiten im Gedankengut), dann aist das aber immer noch nicht akzeptabel. Orthodoxe Stalinisten gehoeren hochkant rausgeschmissen aus der Partei. Oder was wuerdest Du sagen, wenn die Republikaner „Orthodoxe Nationalsozialisten“ in ihrer Partei „dulden“ wuerden, die „Mein Kampf“ empfehlen und sich mit dem Hitlergruss begruessen, und sagen, das Programm von „Mein Kampf“ gehoert endlich umgesetzt? Und dann wuerde die CDU noch auf lokaler Ebene mit ihnen koalieren ? Es waere ein Skandal sonder gleichen. Wir messen in der BRD mit zweierlei Mass, bzw. der antitotalitaere Konsens hat sich verschoben. Frueher war man sich eins, dass weder Links- noch Rechtsextremismus geduldet werden darf. Der Konsens umfasste auch die SPD. Heute ist die SPD zum Linksextremismus offen geworden, wie die Bereitschaft zur Koalition mit der Linkspartei zeigt.

  17. Hallo Roderich,

    Meinungsfreiheit ist auch für mich ein hohes Gut. Ich habe nicht gefordert, PI zu schließen oder die TAZ einzustampfen. Nur es gibt auch Grenzen der Meinungsfreiheit, z.B. ist in Deutschland Volksverhetzung verboten. Und bei den Kommentaren bei PI war für mich die Schmerzgrenze des Öfteren überschritten.

    Natürlich kann mensch darüber diskutieren, ob die Grenze zwischen erlaubter Meinungsäußerung und verbotener Hetze immer richtig gezogen werden. Das Gesetz gegen die Holocaustleugnung finde ich z.B. problematisch, auch weil die Leugner jetzt nicht mehr öffentlich argumentieren und damit i.d.R. nicht öffentlich widerlegt werden, Argumente sind ja vorhanden,siehe z.B. http://www.h-ref.de .

    Über den Islam habe ich mich im Lauf meines Lebens genug informieren können. Leute wie Gabriel beschreiben bestimmte Richtungen des Islams, etwa den arabischen Islam, der größtenteils „radikal“ ist, oder grundsätzlich den fundamentalistischen Islam. Wenn dann noch Bemerkungen kommen wie „Muslime, die *das* nicht wissen, kennen ihre eigene Religion nicht“, wird die Sichtweise des radikalen fundamentalistischen Islams nicht nur übernommen, sogar noch weiter verbreitet. Das läuft in der Praxis darauf hinaus, den radikalen Islam zu stärken, auch wenn diese Islamkritiker sich dessen nicht bewusst sind. Wer den radikalen Islam bekämpfen will, sollte die moderaten Muslime zur Kenntnis nehmen und überlegen,wie sie gegen die Radikalinskis gestärkt werden können!

    Dass der Islam die Mehrheit in Deutschland bekommt, ist nicht wahrscheinlich. Die Mehrheit aller Ausländer hier sind keine Muslime (hier in Berlin sind sviw die Polen die zweitstärkste Gruppe), und die Geburtenrate bei Muslimen n Deutschland nähert sich allmählich deutschen Verhältnissen an. D.h. auch wenn der Anteil der Muslime zur Zeit wächst, ist doch zu erwarten, dass er in Zukunft einmal nicht mehr wachsen wird. Voraussetzung dafür ist natürlich, dass das soziale Netz für die Muslime stark genug ist, was vermehrte Anstrengungen zur Integration der Muslime gemacht werden.

    Natürlich muss auch auf anderen Gebieten was passieren:

    Weltweit bekehren sich mehr Muslime zum Christentum als umgekehrt, davon sind wir in Deutschland noch weit entfernt, und die Missionsbemühungen unter Muslimen sind in Deutschland noch viel zu zaghaft.

    Politiker sollten Probleme, die es mit Muslimen gibt, offen benennen und wachsam sein – Taqqiya ist z.B. keine islamophobe Erfindung.

    Wir hätten wesentlich weniger Probleme mit Muslimen, wenn schon vor 20 Jahren es eine moderate, staatlich anerkannte Muslimvereinigung gegeben hätte, die z.B. Islamunterricht vermitteln könnte. So wurde das Feld den Hinterhof-Moscheen mit ihren meist fundamentalistischen Betreibern überlassen (vor ca. 25 Jahren las ich mal was von Moscheeen, die von Linksradikalen betrieben wurden, die sind wohl inzwischen von der Bildfläche verschwunden, vermute ich mal). Inzwischen ist die Generation der Muslime, die den Islam in den Qor’anschulen dieser Moscheen gelernt hat, erwachsen geworden, und das Ergebnis ist entsprechend.

    Zur Linken schreibe ich besser eine eigene Beitrag, wird sonst zu lang hier.

  18. Also das „Rechts-Links-Schema“ passt häufig nicht so ganz. Grundsätzlich ist aber „Islamkritik“ ein Feld, das die Rechten entdeckt haben, um ihre Ausländerfeindlichkeit zu tarnen. Und Sympathien zum Staat Israel sind nichts „Linkes“, als Folge des 6-Tage-Kriegs (und der ägyptisch-sowjetischen Freundschaft etc.) ist die radikale Linke um 1970 zu den Feinden Israels gestoßen. Ein dezidierter Linker, der Israel verteidigt, ist heute die Ausnahme.

    Und dass Wagenknecht & Co. mit „orthodoxen Nationalsozialisten“ auf eine Stufe gestellt werden kann, dazu hätte ich gerne eine Beleg. Ich hätte ja nicht widersprochen, wenn du sie mit Leuten vergleichen würdest, die der Meinung sind, dass der Nationalsozialismus mit der Auseinandersetzung zwischen Strasser und Hitler (die Strasser bekanntlich verlor) vom richtigen Weg abgekommen ist …

    Bei Nazi geht es ja gerade auch um die Gräuel der KZs und den Holocaust, weshalb nicht jeder Faschist ein Nazi ist, und auch nicht jeder Reaktionär ein Faschist. Das Gegenstück zu orthodoxen Nazis wären Leute, die Mauer, Stacheldraht, Archipel Gulag, Säuberungen, kurz all die Dinge, durch die ca. 40 Mio. unter Stalin ihr Leben verloren, gut heißt und wieder einführen will.

    Mich stört deine undifferenzierte Argumentation, die die Fakten eher verschleiert als aufdeckt.

    Helmut

  19. @ Helmut,
    danke fuer die differenzierte Antwort.
    Zu dem Thema Muslime: ich glaube nicht, dass ein „moderater Islamunterricht“ viel gebracht haette. Wer sollte den Unterricht halten? Wenn es Moslems sind, wo sollen die ausgebildet sein? Wenn nicht an saekularen Universitaeten, dann doch wieder von „glauebigen Moslems“, die ihren Islam ernst nehmen.
    Wenn Du den Islam als Glaeubiger halbwegs ernst nehmen willst, musst Du Dich an das Vorbild von Mohammed halten. Und den Koran und die Hadith ernstnehmen. (Ueber das Leben des Mohammed muss ich hier wohl nicht viele Worte verlieren – ansonsten noch mal die Empfehlung, das Buch von Mark Gabriel „Jesus und Mohammed“ zu lesen; oder Spencer: The Truth about Mohammad). Und danach mal selber die Hadithen und den Koran lesen.

    Wenn Du eine weniger polemische Seite als PI, die jedoch islam-kritisch ist, lesen willst, empfehle ich answering-islam.org

    Siehe Afghanistan. Gerade hatte man geglaubt, der „radikale“ Islam sei „abgeschafft“ (= die Taliban), da bekehrt sich ein Moslem zum Christentum, und erhaelt – nach einhelliger Meinung auch der moderaten Moslems – die Todesstrafe. (Nur durch Druck der USA wurde er dann zum Geistesgestoerten erklaert, womit es dann „nicht mehr noetig“ wurde, ihn hinzurichten). Es gibt im Islam keine Religionsfreiheit. Wer sich vom Islam wegbekehren will, erhaelt die Todesstrafe. Frauen haben viel weniger Rechte im Islam als Maenner. Juden und Christen sind Menschen zweiter Klasse.

    Du sagst, das sind nur radikale Moslems. Aber wenn radikale Moslems den Mund aufmachen, schweigt die Mehrheit der moderaten Moslems. Denn radikale Moslems koennen sich auf den Koran, die Hadithen, und auf die „herrschende Auslegung“ der Korangelehrten berufen. Oder wo waren die Moslems in Europa, die in den Strassen demonstriert haben GEGEN den 11. September, oder gegen die Ausschreitungen nach den Mohammed-Karikaturen? Wo waren die Moderaten, die dies verurteilt haetten?

    Zu Deiner Aussage zu den Linken und Rechten: Du hast Recht, meine Aussage war undifferenziert. Ich denke nicht, dass Wagenknecht die sowjetischen Gulags verherrlicht. Insofern ist sie nicht mit Leuten zu vergleichen, die KZ’s verherrlichen.

    Und doch hat sie offenbar keine Scheu, sich zumindest in Ansaetzen als „geistige Nachfolgerin“ dieses Massenmoerders Stalin auszugeben. Das ist unakzeptabel. (Ich denke, es gehoert sehr viel Idealismus dazu, zu denken, sie koennte die „Ideale“ von Stalin umsetzen, ohne seine „Methoden“ zu gebrauchen). Deshalb wurde sie ja u.a. von Gusy als unwaehlbar bezeichnet.
    Was waere, wenn sich jemand nicht von Hitler distanziert, und dann von seiner Partei nur als „unwaehlbar“ fuer den Vizevorstand der Partei bezeichnet wird, aber nicht herausgeschmissen wuerde? Das waere auch unakzeptabel.

    Ohne einen neuen Historikerstreit anfangen zu wollen… aber Stalin war sicher nicht weniger schlimm als Hitler (hat vielleicht noch mehr Menschenleben auf dem Gewissen), auch wenn Hitler sicher auf seine eigene Art einzigartige Verbrechen von ungekannter Grausamkeit und Schrecklichkeit begangen hat – wie den von Dir angesprochenen Holocausts.

    (Uebrigens: die staerksten antisemitischen Webseiten in deutscher Sprache findet man auf Islamischer Seite).

    Beide, Kommunismus wie Nationalsozialismus, waren zutiefst anti-christlich, und wurden u.a. moeglich, weil das christliche Menschenbild unter denkenden Menschen nicht mehr vorherrschend war. Eine der wichtigsten Aspekte waere es also, dem christlichen Menschenbild wieder Geltung zu verschaffen in den Sozialwissenschaften. Leider sind Deine linken Freunde sehr materialistisch eingestellt, und werden sich sehr wenig fuer Deinen christlichen Glauben interessieren. Also, da – viel Spass dabei, Deine Parteigenossen zu evangelisieren.
    (Natuerlich muss ein Anliegen aller Christen gleichermassen sein, dem christlichen Glauben wieder mehr Geltung zu verschaffen).

    Ich denke, wir reden hier ueber Selbstverstaendlichkeiten. Es bedarf keiner Diskussion, um solche Massenmoerder beider Seiten gleichermassen zu verurteilen.
    Gerade daher schade, dass die SPD sich mit Leuten einlaesst, die hier keine klare Distanzierung vornehmen – und sich (unter medialer Schuetzenhilfe vom Spiegel, Taz und anderen) damit teilweise vom antitotalitaeren Konsens verabschiedet hat.

  20. Hier noch ein Zitat aus dem Verfassungsschutzbericht 2009, siehe verfassungsschutz.de, den Bericht 2009 kannst Du dort herunterladen, hier ab S. 153. Darin heisst es, dass extremistische Gruppierungen innerhalb der Linkspartei „vollumfaenglich akzeptiert“ werden.

    Zitat Anfang:

    Die „Linkspartei.PDS“ fusionierte Mitte Juni 2007 mit der nichtextremistischen
    Partei Arbeit & soziale Gerechtigkeit – Die Wahlalternative
    (WASG) zur Partei „DIE LINKE.“. Sie hält an der seit der deutschen
    Wiedervereinigung 1989/1990 angewandten Praxis fest, unter dem
    Begriff „Pluralismus“ möglichst viele unterschiedliche „linke“ Kräfte mit
    dem gemeinsamen Ziel einer Änderung der Gesellschaft zu sammeln.
    Dementsprechend bietet die Partei „DIE LINKE.“ auch weiterhin ein
    ambivalentes Erscheinungsbild. Einerseits setzt die Partei in ihrem
    Auftreten in der Öffentlichkeit darauf, als reformorientierte, neue linke
    Kraft wahrgenommen zu werden. Andererseits liegen weiterhin zahl-
    reiche Indikatoren für linksextremistische Bestrebungen innerhalb der
    Partei vor. Dies sind insbesondere die uneinheitliche Haltung gegenüber
    der linksextremistischen Gewalt und die vollumfängliche Akzeptanz
    von offen extremistischen Zusammenschlüssen in ihren Reihen.
    Darüber hinaus wirken im Bundesvorstand mit Christine Buchholz,
    Janine Wissler und Thies Gleiss Angehörige trotzkistischer Organisationen
    mit (vgl. Nr. 4).
    1.1 „Kommunistische Plattform der Partei ‚DIE LINKE.’“ (KPF)
    Die in der marxistisch-leninistischen Tradition stehende KPF ist mit
    ihren rund 1.100 Mitgliedern der mitgliederstärkste offen extremistische
    Zusammenschluss in der Partei „DIE LINKE.“93. Die
    KPF setzt sich nach wie vor für die Überwindung des Kapitalismus
    und die Errichtung des Sozialismus ein. Zur Verbreitung ihrer Vorstellungen
    gibt sie die Publikation „Mitteilungen der Kommunistischen
    Plattform“ heraus, die monatlich in einer Auflagenhöhe von
    über 1.800 Exemplaren erscheint.
    In einem Beschluss anlässlich der 4. Tagung der 14. Bundeskonferenz
    am 22. November 2009 in Berlin heißt es zur Errichtung des
    Sozialismus und zur Überwindung des Privateigentums:
    „Es erweist sich mehr denn je als notwendig, dass der Sozialismus
    nicht nur als Vision, Weg und Wertesystem unserer Partei betrachtet
    wird, sondern zugleich als strategisches Ziel, an dem auch die
    Schritte der konkreten Politik zu messen sind. Die Herrschaft des
    Kapitals muss durch eine Gesellschaft ersetzt werden, in der die
    Herrschaft des kapitalistischen Privateigentums überwunden und
    dessen reale Vergesellschaftung erreicht wird.
    (Internetseite der Partei „DIE LINKE.“, 25. November 2009)
    Sahra Wagenknecht, Mitglied des Leitungsgremiums der KPF,
    dem Bundeskoordinierungsrat, stellt klar, dass mit der Vergesellschaftung
    der Energiekonzerne RWE und EON oder mit der Verstaatlichung
    von Commerzbank und Deutscher Bank der Kapitalismus
    natürlich noch nicht überwunden sei, aber immerhin erste
    Schritte in ein anderes Wirtschaftssystem getan seien. Insofern
    dränge sich die Eigentums- und Systemfrage geradezu auf.94

  21. Hallo Roderich,

    allmählich wundere ich mich, dass unsere Unterhaltung von Peter nicht abgeblockt wird, ist ja schon ziemlich off-topic.

    Ich fang mal mit einer ziemlich alten Geschichte an: Seinerzeit hatte ich regelmäßig die „Moskau News“ am Kiosk gekauft, die deutsche Ausgabe einer Zeitschrift, welche für den Reformkurs von Gorbatschow eintrat. War schon interessant,was auf einmal in der UdSSR möglich war, bis hin zur sachlichen Kritik an der Regierung. Ich erinnere mich aber auch daran, dass z.B. ein Bericht eines ehemaligen Ostpreußen in der nächsten Ausgabe (per Leserbrief) als detailliert Fälschung entlarvt wurde …

    Und so bekam ich auch mit, wie die „Breschnew-Doktrin“ abgeschafft wurde: Es gab *keine* Meldung der Art „am … wurde von … beschlossen, dass die sog. Breschnew-Doktrin nicht mehr gültig ist“, vielmehr hieß es: eine solche Doktrin hat es nie gegeben. Was ja im Klartext bedeutete, dass die Äußerungen von Breschnew und/oder Kossygin über die begrenzte Souveränität der sozialistischen Staaten (mit der die Invasion in die ČSSR 1968 gerechtfertigt wurde) nicht mehr als Doktrin betrachtet wurden.

    Ich erzähle das, weil es unterschiedliche Möglichkeiten gibt, eine Lehrmeinung abzuschaffen. Die im Verfassungsschutzbericht erwähnten Trotzkisten dürften sich mehrheitlich kaum darüber im Klaren sein, dass Trotzki zu Lenins Zeiten für den roten Terror zuständig war, für sie ist Trotzki als Kämpfer gegen Stalin in Erinnerung. Immerhin wurde er in Mexiko von einem sowjetischen Agenten (im Auftrag Stalins) ermordet.

    Ich kann im Zitat des Verfassungsschutzberichts nicht erkennen, dass da „orthodoxe Stalinisten“ erwähnt werden, die es gestatten, sie mit bekennenden orthodoxen Nazis auf eine Stufe zu stellen. Auch solltest du bedenken, das „Sozialismus“ im allgemeinen Sinn nicht verfassungswisdrig ist, im Grundgesetz wird sogar geregelt, wie bei Enteignungen zum Wohle der Allgemeinheit und bei Vergesellschaftung von Privateigentum zu verfahren ist. Solange die PDS bereit ist, sich bei der Einführung einer sozialistischen Wirtschaft an die Verfassung zu halten, ist sie verfassungstreu. Nicht dass ich für die Einführung des Soztialismus bin, ich stelle nur fest, dass ein *demokratischer* Sozialismus mit den GG vereinbar ist.

    Bevor du was falsch verstehst:
    Ich halte Trotzkisten und die kommunistische Plattform für verfassungsfeindlich, nur den Vergleich mit bekennenden Nationalsozialisten halte ich immer noch für daneben.

    Für Muslime gilt das Eingangs erwähnte Beispiel im Prinzip auch: Der Qor’an enthält unterschiedliche Statements, die sich z.T. widersprechen, und Muslime kommen zu unterschiedlichen Standpunkten, welche nun durch die entgegensetzten Vorschriftern aufgehoben sind. Und bei Hadithen gilt sowieso, dass manche erfunden sind, Muslime können sich kräftig darüber streiten, welche nun echt und welche erfunden sind (hab ich selber als Gast in einem muslimischen Forum mitbekommen), entsprechend kann das Bild von Muhammad zurecht gebogen werden.

    Und da ich was dagegen habe, wenn mir ein Nichtchrist erklärt, was das richtige Christentum ist, werde ich mich hüten, nach meinen (christlichen!) Kriterien zu entscheiden, was der wahre Islam ist. Ich stelle fest, dass es unterschiedliche Richtungen gibt, kann versuchen herauszufinden, wie stark gemäßigte und radikale Muslime sind (und das Ergebnis ist nicht erfreulich), aber ich halte es für fatal zu sagen: die Radikalen haben recht, die gemäßigten Muslime verfälschen den Islam. Ich kann ja verstehen, dass Leute wie Gabriel den Islam beschreiben, aus dem sie gekommen sind – mir wäre es lieber, wenn auch die anderen Richtungen zur Kenntnis genommen werden.

    Zur Frage, woher die Lehrer kommen sollen, die islamischen Unterricht erteilen: Gute Frage! So was kann mensch nicht in zwei Jahren aus dem Boden stampfen. Es gibt ja Gruppen, deren Lehre bedenkenlos für staatlichen Unterricht übernommen werden kann (auf jeden Fall die sog. Aleviten), nur ist sviw keine so, dass die Mehrheit der Muslime das als „ihren“ Islam akzeptieren können. Aber ich sagte ja was von vor 20 Jahren – in 10 Jahren sollte es schon zu schaffen sein, qualifizierte moderate Muslime auszubilden, die dann Islamunterricht-Lehrer ausbilden können … ist nur reichlich spät, damit anzufangen!

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