Die Welt (danke an Frank Heinze für den Tipp!) schreibt über evangelische Gemeinden, die ihre Pfarrer selbst finanzieren. Der Artikel stellt ein paar gelungene Beispiele vor und beleuchtet dann auch den kirchenpolitisch-institutionellen Hintergrund:
Er beschreibt das Zögern evangelischer Kirchenleitungen (doch etwas weit hergeholt dabei das Argument, man wolle keine besser dotierten Stellen aus Spendenmitteln – in der Regel sind die ja aus guten Grund bescheidener ausgestattet!) wie auch das bislang bestenfalls theoretische Abrücken der katholischen Kirche von der Kirchensteuer – auch wenn der Papst seine Bischöfe mit der Idee einer Angleichung an die übliche Praxis der Weltkirche neulich schon verschreckt hat.
Wichtig sind aber vor allem die Hinweise auf den größeren Nutzen und Sinn solcher Modelle:
- Gemeinden kommen “aus der Defensive“ und setzen ein Zeichen nach innen wie nach außen, dass mit ihnen zu rechnen ist, statt sich in der „passiven Betrachtung des Niedergangs“ zu ergehen.
- Gemeinden, die sich ihre Pfarrstellen etwas kosten lassen, werten damit den Berufsstand insgesamt auf, und das in einer Zeit schwindenden Nachwuchses (und so mancher überlasteter, ausgebrannter Amtsträger).
Freilich macht eine Pfarrstelle noch keine blühende Gemeinde, und auch der Pfarrer schafft das nicht allein. Wohl aber fördert die gemeinsame Anstrengung die oft nur mäßige Identifikation evangelischer Christen mit ihrer Gemeinde. Der emeritierte Berliner Superintendent Wolfgang Barthen bringt es auf den Punkt (und redet gewiss von mehr als nur Geld), wenn er sagt:
Es ist eine Form der Mission, wenn wir die Leute ermuntern können, dazu beizutragen, dass die Gemeinde attraktiv bleibt und attraktiver wird.
Bin ganz deiner Meinung, dass die Gemeinden damit ein Zeichen setzen und (endlich) aus der Defensive kommen. Das diese Initiativen sich aber nicht nur auf Pfarrstellen beziehen, zeigt folgendes Beispiel:
Mein Vater war 12 Jahre in der Nähe von Stuttgart Diakon. Leider wird diese Stelle mit seiner Verrentung Ende 2011 gestrichen. Die Gemeinde bereitet sich aber seit über einem Jahr darauf vor: sie hat bereits das Geld bis Ende 2013 gesammelt, um einen neuen Diakon (70% Stelle, die restlichen 30% werden nun doch vom Bezirk getragen) anzustellen…