Heute war es so weit: Ich halte ein Exemplar des E-Faktors in Händen. Einen Abschnitt habe ich selber geschrieben, aber heute habe ich natürlich damit angefangen, mir den Rest der Beiträge anzusehen und freue mich über so viele gute Impulse und Mut zur Veränderung – aber auch darüber, dass Ingolf Ellßel oder Peter Wenz in einem Band über “Evangelikale und die Zukunft der Kirche” schreiben. Schön, dass das heute kein Problem mehr ist.
Drohbrief
Diese Woche habe ich einen echten Drohbrief bekommen. Keinen von der ganz schlimmen Sorte (er kam von einem Christen), auch keinen anonymen, aber immerhin mit dem deutlich erkennbaren Bemühen, mich einzuschüchtern und nicht etwa erst einmal einen strittigen Sachverhalt zu klären.
Was tun? Ich habe mit ein paar Leuten darüber gesprochen bzw. davon berichtet. Ich habe den Anlass (wenige Zeilen eines Textes, den ich vor 4 Jahren veröffentlicht habe) für den Brief rekapituliert und überlegt, wo ich einen Fehler gemacht und mir den Groll der betreffenden Person zugezogen haben könnte. Schließlich habe ich eine kurze Antwort geschrieben, von der ich natürlich nicht weiß, ob sie etwas klärt oder alles nur verschlimmert.
Vom Gefühl her war es ein bizarres Erlebnis. Es hat mich an ein paar Bemerkungen von Dallas Willard in “Aus dem Herzen leben” über den Umgang von Christen untereinander erinnert. In diesem Sinne auch ziemlich ernüchternd.
Heute in der ARD
Für alle Spontis: Heute abend um 23:30 Uhr nach Harald Schmidt (der Montag bei Beckmann sich einiges über Glauben und Kirche entlocken ließ) sendet die ARD einen Bericht über “The Call”.
Die Einordnung unter “neue religiöse Rechte” ist vermutlich stimmig, selbst wenn das im Blick auf die USA zwiespältige Assoziationen weckt. Der Text auf der ARD Website lässt auf eine kritische Auseinandersetzung schließen – auch mit der Frage, was junge Menschen am Glauben interessiert.
Die unbe-Kante
Übersetzen hat seine Tücken. Einer der erheiternden Momente auf dem Willow Creek Kongress in Braunschweig war, als Erwin McManus über ein U2 Konzert sprach und sagte “there was the Edge”. Leider konnte man das große “E” nicht sehen und in der Übersetzung erschien der Gitarrist folgerichtig als “die (Bühnen-) Kante”. Ein Raunen ging durch die Halle. Aber wenn man es nicht weiß, hat man einfach keine Chance.
The Edge war also keine Kante, sondern den Unbe-Kante in dieser kantigen Übersetzung. Genug gekalauert. Vor solchen Situationen ist man nie sicher, aber darin liegt ja gerade der Reiz…
Friendly Fire
Heute fahre ich auf den Kongress nach Braunschweig und habe aus Neugier einmal “Willow Creek” und “Verführung” in Google eingetippt. Tröstlich allenfalls, dass erstaunlich viele Treffer in der Schweiz zu finden waren, nicht in Deutschland. Traurig bis ärgerlich die Inhalte, egal woher. Das hat mich an ein Ereignis vor 60 Jahren erinnert:
In den letzten Kriegstagen 1945 wurde der Erlanger Stadtkommandant der Wehrmacht von den “eigenen” Leuten getötet, weil er die Stadt kampflos den US-Truppen übergab. Sie hatten bis zuletzt nicht begriffen, wo der Feind wirklich zu suchen war (nicht die Amerikaner, sondern Hitler) und ihren Chef als Verräter betrachtet. Die Stadt war glücklicherweise trotzdem gerettet.
Manche Diskussion mit selbsternannten Wächtern reiner Leere (äh, Lehre…) spiegelt eine ähnliche Verwechslung wider:
„Friendly Fire“ weiterlesen
Adel verpflichtet
Ein Gedanke der mich heute beim Joggen bewegt hat, hat mit dem Thema “Sünde” zu tun. Wie ist die folgende Perspektive: Sünde ist ein Verhalten, das unter meiner Würde ist als Mensch? Das können wir jetzt für die gesamten Zehn Gebote (oder die sieben “Todsünden”) durchspielen und brauchen nicht einmal einen antiquierten Ehrenkodex zu Grunde zu legen.
„Adel verpflichtet“ weiterlesen
Peripatetik im 21. Jahrhundert
Die besten Ideen kommen mir fast immer beim Joggen. Danach kommt das Herumspinnen mit Freunden. Inwiefern kreatives Denken mit dem Laufen zu tun hat, kann man bei Dr. Strunz nachlesen. Aber lange vor Forrest Gump und der von ihm losgetretenen Laufwelle waren die griechischen Philosophen schon in ihren Wandelhallen unterwegs. Denen scheint die Bewegung auch gut getan zu haben.
Was lernen wir daraus? Die unkreativste Arbeitsform sind Sitzungen. Das wird die wenigsten überraschen, aber es ist ein Grund mehr, sie nach Möglichkeit zu meiden!
Alternative Heilmethoden
Vor ein paar Wochen machte die Stiftung Warentest Schlagzeilen mit ihrer kritischen Bewertung alternativer Heilmethoden, in der vor allem die beliebte Homöopathie kritisiert wurde.
Im Internetangebot der ARD ist eine differenzierte Übersicht erschienen, die eine grobe Orientierung vermittelt, bei welchen Problemen die jeweilige Methode helfen könnte. Akupunktur kommt deutlich besser weg als Reiki. Wer sich also das Heft nicht kaufen wollte oder konnte, kann hier mal reinlesen.
Verlorene Geschichte
Wie ein Nachtrag zu unserem Abend über Haltbare Beziehungen letzten Sonntag empfand ich heute das Interview mit Alexa Hennig von Lange in den Nürnberger Nachrichten. In ihrem aktuellen Buch erzählt sie von einer jungen Ehe, die schließlich scheitert. Bemerkenswert ist ihr Fazit: Indem der Protagonist Philip seine Frau Elisabeth verlässt, nimmt er ihr ihre Geschichte weg. Vor ein paar Monaten habe ich mit jemandem über eine Trennung gesprochen, die Jahre zurücklag, aber immer noch wie ein gähnendes Loch in der Biografie und im Selbstbewusstsein wirkte. Nach dem Gespräch hat mich dieses Gefühl der Leere noch Tage verfolgt, obwohl ich gar nicht betroffen war. Ein ganzes Stück Lebensgeschichte war verloren, darin lag die Bitterkeit der Erfahrung.
Mir gefällt aber vor allem auch die positive Haltung, die aus diesem Interview spricht: Dass ein Eheversprechen eine Grundlage von Vertrauen für eine Beziehung schafft oder auch, dass Kinder haben zu wollen gesund ist und zum Leben dazu gehört, weil es eben auch darum geht, etwas von sich selbst weiterzugeben und nicht zu denken, das lenke vom Leben ab.
Das dritte, was mir auffiel, ist wie auch hier ganz selbstverständlich von eine Gefühl der Verlorenheit geredet wird. Das Bewusstsein ist offenbar in der Gesellschaft vorhanden. Die Aufgabe ist es, von Schriftstellern und Journalisten zu lernen, worin dieses Gefühl besteht und es richtig und einfühlsam anzusprechen, vor allem ohne die Attitüde moralischer Überlegenheit. Dass ich in einer heilen Ehe lebe, hat damit zu tun, dass Gott mich vor allen möglichen Dummheiten bewahrt – nicht damit, dass sie mir nie in den Sinn gekommen wären. Spuren von Verlorenheit tragen – wenn man ehrlich ist und genau hinsieht – alle mit sich herum: ein guter Punkt, um zwischen Christen und Nichtchristen ins Gespräch zu kommen.
Magische Zahlen
Experten vermuten, dass der Mensch, der 150 Jahre alt wird, schon geboren ist. Für die meisten von uns unvorstellbar. Als Bismarck das Rentenalter auf 65 Jahre festlegte, lag es unter der durchschnittlichen Lebenserwartung.
Aber das spielt heute fast keine Rolle – 65 ist längst zur magischen Zahl geworden. Anders kann man es gar nicht verstehen, dass es so lange gedauert hat, bis wir uns an die Anhebung des Rentenalters wagen – auf atemberaubende 67. Es bleibt also noch genug Zeit für Kreuzfahrten – wenn die Rente das hergibt und immer weniger Arbeitende das finanzieren können. Und wenn unsere Personalchefs umdenken und ältere Menschen nicht abschieben.
Umdenken müssen wir alle. Vielleicht eine Chance für Christen, mit gutem Beispiel voran zu gehen und die Veränderungen zu unterstützen statt zu kritisieren.
Brunnen benötigen Sie einen blauen Himmelfeiertag
Google hat mir “Bad Day” von Daniel Powter übersetzt. Das Resultat kann sich sehen lassen – ein Art Generator für absurde Lyrik. Verstehen wird man es allerdings nur, wenn man so gut Englisch kann, dass man es zurückübersetzt. Dieses Deutsch versteht also nur, wer richtig gut Englisch kann. Wer zu faul ist dazu, kann es hier nachlesen.
Und nun das Stück, das an mystischer Undeutlichkeit kräftig zugelegt hat 😉
„Brunnen benötigen Sie einen blauen Himmelfeiertag“ weiterlesen
ceterum censeo
Manchmal bin ich ja über die Freunde (das sind sie) aus den USA unglücklich. Ab und zu tut es da gut, erinnert zu werden, dass es Schlimmeres gibt als die Mannschaft im Weißen Haus. Im Iran zum Beispiel, wo der Präsident Israel von der Landkarte tilgen möchte und doch wohl eifrig an Nuklearwaffen werkelt, die ihm das ermöglichen würden. “Nur” ein Khomeini-Zitat, aber eben mit Nachdruck und ohne jegliches Unrechtsbewusstsein wiederholt. Damit outet sich der Iran doch ganz von selbst als “Schurkenstaat”, oder?
„ceterum censeo“ weiterlesen
Bescheidenheit und Gewissheit
Heute abend beschäftigt uns im Alpha-Kurs das Thema “Wie finde ich Gewissheit im Glauben?”: Dabei habe ich mich an ein Gespräch mit einem in jeder Hinsicht gewichtigen kirchlichen Repräsentanten vor ein paar Jahren erinnert, in dessen Verlauf mein Gegenüber meinte, er “versuche Christ zu sein”. Solche Versprecher, wenn es denn einer war, passieren nicht zufällig: Bei allem offenkundigen Bemühen um Bescheidenheit hatte er da erstaunlicherweise wohl etwas missverstanden.
Klar, manche Christen scheinen sich ihrer Sache (!) allzu gewiss zu sein. Doch es geht an dieser Stelle ja gar nicht um ein sich Bemühen, also um Anstrengung und Leistung bzw. Versagen. Wenn jemand meine Kinder fragt, zu welcher Familie sie gehören, dann ist auch nicht von Bedeutung, ob sie mit mir und ich mit ihnen gerade in allen Punkten hundertprozentig einverstanden sind. Ich wäre (wie die meisten Eltern) kreuzunglücklich, würden sie die Frage nicht unter allen Umständen bejahen. Sie sind und bleiben meine Kinder und können (das muss man jetzt richtig verstehen) auch gar nichts dafür.
Als Christen können wir auch nichts dafür, dass Gott uns geschaffen hat, selbstlos liebt und annimmt. Wenn wir das ernst nehmen (und das wäre Glaube), dann ist keine Frage, was wir sind. Dass man am “wie” noch intensiv arbeiten kann, versteht sich wie in allen guten Beziehungen doch von selbst.
Big Brother
Gestern habe ich eine interessante Erfahrung gemacht: Ich telefonierte mit einem Techniker der Firma, die unsere computergesteuerte Heizung eingebaut hat. Er saß in Berlin und konnte von seinem Rechner aus feststellen, dass der Heizkörper, den ich für defekt hielt, in Ordnung war. Er erklärte mir, welche Schraube ich nachstellen musste und voila – er funktioniert.
Im Verlauf der Prozedur entdeckte ich auch, dass der freundliche Herr mir die aktuelle und gewünschte Raumtemperatur in jedem Zimmer hier sagen konnte. Schon ein seltsames Gefühl. Wie gut, dass die Heizkörper keine Ohren und Augen haben. Davon muss man ja ausgehen können.
Oder?
Dämonen?
Hin und wieder frage ich mich, ob bestimmte christliche Richtungen den Gruselfilmern nicht kräftig zuarbeiten, indem sie eine etwas plumpe Dämonologie pflegen, die “Geistern” ein hohes Maß an Individualität und Persönlichkeit zuschreibt und damit die Aufmerksamkeit in eine problematische Richtung lenkt. Das lässt sich zwar toll in irgendwelche Fantasiefratzen umsetzen, zumal man da beim Bildmaterial des Aberglaubens (wollen wir den wiederbeleben?) der verschiedensten volkstümlichen Überlieferungen Anleihen machen kann. Ob es aber dem Neuen Testament gerecht wird, ist eine andere Frage.
„Dämonen?“ weiterlesen