Freundliche Selbstbespiegelungen

Wer meint, die emerging church hätte es mit der Selbstreflexion auf die Spitze getrieben, muss mal den deutschen Blätterwald ansehen. Auf mysteriöse Weise hat sich die Abwärtsspirale der Selbstkritik umgekehrt.

Eine Nation entdeckt die Begeisterung
über die eigene Nation
und ist davon total begeistert

Das können wirklich nur wir 🙂

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Prophetisches Christsein (4): Zwischenauswertung

Brueggemanns Analyse hat mich sehr an “Matrix” erinnert: Wir haben es mit einer Situation zu tun, wo vor lauter “Sachzwängen” Alternativen kaum noch denkbar scheinen, wo Sattheit und Abstumpfung dafür sorgen, dass Menschen sich fügen in die Gefangenschaft einer Welt, die andere für sie “managen” – nicht ohne dabei den eigenen Vorteil zu sichern.

Kleine Fußnote: In Watership Down kommen die flüchtigen Kaninchen in eine Bau, wo ungewöhnlich große und distinguierte Artgenossen leben, aber eine unnatürliche Traurigkeit über allem liegt. Schließlich stellt sich heraus, dass Menschen sie halten und dafür immer wieder mal ein Tier “ernten”. Nur wird über dieses Thema nicht geredet. So wie bei uns über die wahren Kosten von materiellem Wohlstand, Erfolg und Sicherheit. Oder die Diskussion am Ende der Truman Show: Soll man unechte Sicherheit gegen riskante Freiheit eintauschen?

Der Prophet erinnert an Gottes Freiheit gegenüber diesen brüchigen Welten. Er legt mit seiner Poesie die Risse und Sollbruchstellen der gängigen (manipulierten) Weltbilder und Denkstrukturen frei, er kontert die Apathie der herrschenden Götzen mit Gottes Leidenschaft, die an die Wurzeln unseres Selbstverständnisses und Weltbilds gehen. Er weckt die tieferen Träume und Sehnsüchte, die unter den allgegenwärtigen Zerstreuungen verschüttet waren oder aus Kostengründen abgeschrieben beziehungsweise auf Eis gelegt wurden – heilige Unzufriedenheit und Unruhe.

Wahrer Hoffnung und wahrer Trost können auf dieser Grundlage erst richtig gedeihen. Davon handelt dann der nächste Post.

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Propheten (3): Die Abstumpfung überwinden

Die satte und leidenschaftslose Mentalität, die Salomo und Pharao an den Tag legen, verdrängt das Wissen von der eigenen Endlichkeit und Begrenztheit. Der Prophet muss zu allererst die Freiheit schaffen, sich eine Alternative überhaupt wieder vorzustellen. Eine kreative Aufgabe:

Ich vermute, dass unser Selbstkonzept als Propheten in spe meistens zu ernst, realistisch und sogar verbissen ist. Doch […] der charakteristische Weg eines Propheten in Israel ist der der Poesie und Lyrik. Der Prophet engagiert sich im Ausmalen der Zukunft. Der Prophet fragt nicht, ob die Vision umgesetzt werden kann, denn Fragen der Umsetzung sind ohne Folgen, bis man sich die Vision vorstellen kann. […] Unsere Kultur kann fast alles implementieren, aber fast nichts imaginieren.

Phantasie und Vorstellungskraft sind eine Bedrohung für jedes Regime, weil es an der Stabilisierung seiner Macht interessiert ist, nicht an dem was sein könnte.

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Sie lieben uns

Die Engländer. Sogar viele Holländer. Sie finden uns Deutsche tatsächlich sympathisch! Bevor die Zuneigung die K.O. Phase möglicherweise doch nicht überlebt, schnell nochmal hier nachlesen 😉

PS: Danke, Franz…

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Gegenkultur und prophetisches Bewusstsein

Nach dem ersten Kapitel von Brueggemann würde ich sagen, dass prophetisches Reden mehr ist, als nur etwas von Gott zu “hören” – das können im Prinzip alle Christen. Wenn man Prophetie und “hörendes Gebet” verwechselt, entsteht die Situation, dass man viele ziemlich belanglose Beiträge in Veranstaltungen bekommt, die keinen Ruck durch eine Gemeinde gehen lassen, sondern eher zerstreuend und belanglos wirken, als würde Gott plappern, um den frommen Betrieb in Schwung zu halten (Das gilt m.E. auch dann noch, wenn erwartungsgemäß in einer größeren Gruppe der eine oder andere sagen wird, er habe damit “etwas anfangen können”).

Im zweiten Kapitel setzt sich Brueggemann mit der herrschenden imperialen Mentalität auseinander (“royal consciousness”). Mose war mehr als ein sozialer Aktivist, weil es ihm um die Veränderung der Denkstrukturen ging, die ein unterdrückerisches Regime wie in Ägypten erst möglich machten. Zur Zeit Salomos jedoch ist Israel dabei, dem Vorbild der Nachbarstaaten nachzueifern (politische Ehen, Steuerprovinzen, Bürokratie, stehendes Heer, Faszination der Weisheit, Frondienste).

Salomo erreichte, was man nicht für möglich gehalten hätte, denn er nahm die mosaische Innovation und machte sie völlig zunichte. Im Jerusalem des zehnten Jahrhunderts ist es, als hätte die Revolution und das soziale Experiment nie stattgefunden. (S. 31)

Die drei wichtigsten Faktoren, die der prophetischen Gegenkultur des Mose entgegenstehen, sind: Wohlstand (1. Kön 4,20ff), Ausbeutung und Unterdrückung (1. Kön 5,13ff) und eine Religion der Immanenz (1. Kön 8,12f). Sie bedingen einander gegenseitig.

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Was ist eigentlich prophetisch?

Mit ein paar Leuten bin ich im Gespräch darüber, was wir unter dem Begriff “prophetisch” verstehen. Mir scheint eine Klärung wichtig, weil die gängigen Bestimmungen recht unbefriedigend sind. Theologisch liberal gedacht geht es darum, Unrecht anzuprangern und Soizalethik zu predigen, konservativ geht es um die reine Lehre und ein bißchen Moral, für andere ist es eine Art Orakel (oft bei Charismatikern und auch Esoterikern), in der Regel mit Botschaften für einzelne.

Hirsch und Frost beschreiben es funktional als “questioner” und “disturber” – das gefällt mir schon deutlich besser. Noch weiter geht Walter Brueggemann hat sich in “The Prophetic Imagination”. Für ihn geht es darum, ein alternatives Bewusstsein zu bewirken, das sich von dem Zeitgeist der herrschenden Kultur abhebt. Mehr noch, es geht um eine alternative Gemeinschaft von Menschen. In unserem Fall der materialistischen Konsumgesellschaft ist das Gegenstück dazu ein Leben ohne Geschichte und ohne Hoffnung, immer im Augenblick, aber daher auch müde und unfähig zu echter Veränderung.
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Dicke Lippe

Ich hatte zwischenzeitlich schon Sorge, dass ich heute nicht predigen können würde: Gestern war ich recht flott mit dem Rad unterwegs, als ich mit einer – ebenfalls mit hohem Tempo entgegen kommenden – Biene oder Wespe zusammenstieß. Das Tier touchierte meine Unterlippe (ein Glück, dass es nicht in den Mund flog…), nicht ohne einen schmerzhaften Stich zu hinterlassen. Die Wunde lag ja günstig zum Aussaugen während der Fahrt, aber heute morgen war die Lippe dann doch wieder dick. Trotzdem – es hätte schlimmer kommen können.

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Zeitgemäß Feiern

Weil niemand weiß, wie lange wir noch Grund zum Feiern haben bei dieser WM, tun wir nach jedem Spiel so, als wäre das schon der Titel. Verkehrskollaps in den Innenstädten, lärmende Verbrüderung mit konkurrierenden Teams, Schwarz-Rot-Gold allenthalben und so weiter.

Heute habe ich zwei Autos mit portugiesischer Fahne hupend vorbeifahren sehen. Vor ein paar Jahren (EM? WM?) hat Italien ein Viertelfinale gewonnen und die Tifosi haben in Nürnberg den Altstadtring dicht gemacht. Ich blieb im Verkehr stecken, weil ich nicht mit so viel Siegestaumel gerechnet hatte.

Warum fahren eigentlich nicht nächstes Jahr an Ostern mal Christen aus allen Gemeinden mit dem Auto hupend in die Stadt, schwenken Fahnen (‚tschuldigung, auf kanaanäisch: “Banner”), nehmen ein paar Flaschen Abendmahlswein mit (und Traubensaft…), grölen “so ein Tag” und verbrüdern sich mit jedem, der vorbei kommt – Materialisten, Muslimen, Mormonen, …?

Da muss man nicht viel organisieren, das bleibt anders als viele Gottesdienste nicht unbemerkt und es macht manchen von uns sogar Spaß. Vielleicht eine etwas flottere Version der Fronleichnams-Prozessionen

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Zähe Träume

John Gottman hat viele gute Ratschläge und Ideen. Diesen Gedanken zu scheinbar unlösbaren Konflikten fand ich bemerkenswert: Es geht darum, die dahinter liegenden Träume beider Partner zu suchen…

Ein guter Hinweis darauf, dass Sie mit einem verborgenen Traum kämpfen, ist, dass Sie den Eindruck haben, Ihr Partner sei ganz allein an dem ehelichen Problem schuld. Wenn Sie sich selbst zum Beispiel sagen hören, dass das Problem einfach sei, dass er blöd sei, oder dass sie sich unverantwortlich oder maßlos fordernd verhielte, dann ist das ein Zeichen für einen verborgenen Traum.
(…) Oft bleiben Träume nach einer Eheschließung unausgesprochen oder werden verschüttet, weil wir annehmen, dass das notwendig sei, damit die Beziehung funktioniert. (…W)enn Sie sich der Ehe anpassen, indem Sie einen Traum begraben, dann wird er einfach in einer anderen Verkleidung wieder auferstehen, nämlich als ein Konflikt mit einer Pattsituation.

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Mein Höhlengleichnis

Gestern waren wir zu viert in der Schönsteinhöhle. Ein eindrückliches Erlebnis: atemberaubende Tropfsteinformationen, glitschige Kletterpartien, schließlich auf dem Bauch durch den Schlamm robben. Zwischendurch habe ich fast einmal den Koller bekommen, aber Thomas war ein guter Führer. Alleine hätte ich mich hoffnungslos verfranst. Weil er so viel Ruhe ausgestrahlt hat und mir glaubhaft versicherte, dass hinter einer unangenehmen Kriechpassage ein lohnenswertes Ziel (oder der Rückweg) zum Eingang lag, habe ich meine eigenen Widerstände überwinden können.

Beim Nachdenken hinterher fiel mir auf, dass es Lebenssituationen gibt, wo es wie in einer Höhle zugeht, aber ganz unplatonisch: Der größte Fehler, den man machen kann, ist es allein zu versuchen. Die Gefahr, sich zu verirren, in “ein Loch zu fallen”, stecken zu bleiben oder (noch wahrscheinlicher) durchzudrehen ist erheblich. Also brauche ich jemanden, der ruhig bleibt, der den Weg kennt, der selbst die Engpässe durchgestanden hat und weiß, dass dahinter ein weiter Raum liegt. Dann kann ich meine Angst und Fluchtgedanken herunterschlucken und mich auf das konzentrieren, was vor mir liegt, und es wird schließlich eine gute Erfahrung.

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Warum eigentlich nicht?

Wenn das schon für Amerika gilt, wie viel mehr noch hier: Bob Hyatt fragt, warum das Thema Church Planting so hoch gehängt wird und sich so wenige heran wagen und ob der Schaden nicht größer wäre, es gar nicht zu unternehmen, als es zu wagen und dabei eventuell zu “scheitern” – wie auch immer man das dann definiert. No risk – no faith…

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Apokalyptische Reiter

Diese Woche kam das Buch “Die 7 Geheimnisse der glücklichen Ehe” von John Gottman, der durch sein Ehe-Labor Schlagzeilen machte, mit dem er unglaublich genaue Vorhersagen über die Lebensdauer einer Partnerschaft erreichte. Malcolm Gladwell nimmt in “Blink!” darauf Bezug, ebenso Daniel Goleman in “Emotionale Intelligenz”. Man darf sich von dem öden Titel nicht abschrecken lassen. Gottmann nennt in dem erfrischend leicht zu lesenden Buch vier Krisensymptome, die er treffend als “apokalyptische Reiter” – Vorboten des Untergangs – bezeichnet, weil sie den entscheidenden Faktor schwächen, nämlich die Freundschaft:

  1. Kritik: Negative Kommentare, die nicht die Sache, sondern die Persönlichkeit und den Charakter treffen
  2. Verachtung (eine Art Morgul-König unter den Reitern, muss man eigentlich nicht erklären)
  3. Rechtfertigung: Der angegriffene Partner schiebt das Problem zurück
  4. Mauern: Einer (in der Regel er) macht einfach dicht und zieht sich zurück

Zum Glück bietet er nicht nur Analysen, sondern auch Lösungsansätze für eine emotional intelligente Ehe. Seine Prognosen treffen also nur dann ein, wenn ein Paar seine Chance verpasst, etwas zu ändern. Nicht einfach etwas, sondern das Richtige, sollte ich vielleicht sagen. Kaum auszudenken, wie seine Trefferquote sonst vielleicht aussähe, denn das eine oder andere Paar wird das ja vielleicht zufällig bzw. intuitiv richtig machen.

Ich werd’s auf jeden Fall mit meiner besten Freundin lesen…

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Lebens-Reise

The road goes ever on an on
Down from the door where it began.
Now far ahead the road has gone
And I must follow, if I can,
Pursuing it with eager feet
until it joins some larger way
Where many paths and errands meet
And whither then? I cannot say.

Bilbo’s Song von J.R.R. Tolkien (Danke, Deborah!!)

Jasmund Nationalpark

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