Kleiner Wirtschaftskrimi

Zwei Konzernbosse (neudeutsch: “CEOs”) treffen sich, um ihren nächsten Schachzug zu planen. Es geht um die feindliche Übernahme einer Konkurrenzfirma (Verzeihung: “Mitbewerber”). Der eine hat bereits Rat von seinen Analysten einholen lassen, und die haben unisono grünes Licht gegeben. Das ganze macht wirtschaftlich Sinn und verspricht gute Perspektiven, für die Unternehmen und für die Chefs. “Noch jemand, den wir hören sollten?”, fragt der andere. “Nur wenn’s unbedingt sein muss”, sagt der eine. “Ich habe da noch einen Controller, aber der findet immer ein Haar in der Suppe”. “Egal”, sagt der eine, “sicher ist sicher. Fragen wir ihn trotzdem, eine kritische Einschätzung ist wichtig.”

Der Mann wird angerufen und die Sekretärin “brieft” ihn schon mal vorab: “Sie sind alle dafür, an die vierhundert Analysten. Wenn Sie einen Funken Verstand haben, dann wissen Sie jetzt, was zu tun ist.” Aber der verspricht nur, nach bestem Wissen und Gewissen zu antworten. Im Konferenzraum sitzt derweil das Führungsteam versammelt. Der Mann kommt herein und sagt: “Die Übernahme ist eine tolle Idee. Machen Sie das unbedingt. ” Er dreht sich um Richtung Tür, als der Chef ihn anspricht: “Wie oft soll ich das noch sagen: Wir wollen Ihre realistische Einschätzung hören.” “Wirklich?” fragt der Controller. “Also gut, so sieht’s aus: Die Übernahme wird scheitern. Sie verschätzen sich bei den Kosten und das wird die Firma – beide Firmen – in den Konkurs treiben. Im Vorstand werden die Köpfe rollen, der Konzern wird zerschlagen und die Reste kommen unter ein neues Management. Und jetzt kommt’s ganz dick: Das ganze ist eine Intrige Ihres Hauptaktionärs. Der hat schon seit geraumer Zeit das Gefühl, dass Sie keine gute Arbeit in seinem Sinne leisten. Die Daten ihrer Analysten sind manipuliert. Fragen Sie mich nicht, wie er das hinbekommen hat, aber er hat ihnen eine Falle gestellt. Und Sie tappen geradewegs hinein.”

Ein Tumult bricht aus im Besprechungszimmer. Der Finanzvorstand wird fast handgreiflich. Der Controller wird wegen seiner haltlosen Anschuldigungen gefeuert, aber er zuckt nur mit den Schultern. “Sie werden schon noch sehen. Nur ist es dann zu spät.” Als die Tür hinter dem Miesmacher zufällt, ist der Chef sichtlich aufgewühlt. “Ich habe es doch gleich gesagt. Den hätten wir gar nicht zu fragen brauchen. Aus irgendeinem Grund hat er was gegen mich.” Er schlägt vor, die Transaktion über einen Strohmann abzuwickeln, um notfalls noch eine Art Puffer zu haben. Andererseits: Sollten sich all die Fachleute so kapital täuschen?

Der Deal wird besiegelt und in Angriff genommen. Doch plötzlich kommt eine Hiobsbotschaft nach der anderen herein. Das Unmögliche geschieht – die Sache scheitert. Nicht nur ein bißchen, sondern gründlich. Klar, an der Börse und im Fußball ist alles möglich. Aber das konnte schließlich vorher keiner ahnen, oder?

So oder ähnlich nachzulesen in 1. Könige 22 😉

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