Ich lese gerade George Lindbeck in Vorbereitung auf das Emergent Forum. Er beschäftigt sich mit exklusiven Tendenzen im Christentum und schreibt etwas provokativ, man könne im Blick auf manche Bibelstellen (1 Petr. 4,17 oder Mt 19,30) den Eindruck gewinnen…
… dass die Bibel Cyprians Behauptung, es gebe kein Heil außerhalb der Kirche (extra ecclesiam nulla salus) mit einem gleichermaßen emphatischen Bestehen darauf ausgleicht, dass die Verdammnis, die bewusste Opposition zu Gott nur innerhalb der Kirche, nur im Volk Gottes selbst anfangen kann: Jesus rief sein Wehe (und weinte), so wird man sich erinnern, über die Städte Israels und nicht über jene der Heiden aus. Aus dieser Sicht kann es keine Verdammnis – ebenso wie kein Heil – außerhalb der Kirche geben. Man muss, mit anderen Worten, die Sprache des Glaubens lernen, ehe man genug über seine Botschaft wissen kann, um sie wissentlich zurückzuweisen und so verlorenzugehen.
Jeder der die Möglichkeit hat, muss Jesus akzeptieren um das ewige Leben zu erhalten. Nur durch ihn kommt man zum Vater. Da gibt es doch nicht soviel hinein zu dichten, oder?
So, da sind wir Heute also bei dem Thema Ekklesiologie. Ein Thema was nicht weniger kontrovers ist, wie Homosexualität und Taufe.
@Fabio Trotta:
Ich kann die deine These theologisch so zerpflücken, das du nach wenigen Minuten nicht mehr weiss, ob du Männchen oder Weibchen bist. Ich vermute mal, das Peter es genau auf solche stereotypen Antworten wie die einigen abgesehen hat.
Die Sprache in der Bibel ist sehr Bildlich und reich an Aphorismen. Wenn man zulange unter seinen Gleichen (seinen Konfessionsgenossen) wahr, merkt man gar nicht mehr, was Word-wörtlich in der Bibel steht und was ich aus meiner Prägung heraus darin lese.
Deine These hat zwei Sätze und 21 Wörter. Fangen wir mal an:
Was ist den eine „Möglichkeit“? Darüber liesse sich schon Bände füllen. Als Anregung sei hier nur auf Römer 2,14 verwiesen.
Wer oder Was ist „Jesus“ ? War er Messias, Prophet, Gott oder Mensch? „ist“ er oder „war“ ER. Es gibt duzende Selbstauskünfte (laut der Evangelien) und weiter zahlreiche in den Briefen, die sich recht unterschiedlich lesen und mehr Fragen aufwerfen als beantworten. Was soll das heissen, wenn er von sich selbst sagt der sei der „Weg“? Wohl kaum das wir auf ihm herum trampeln sollen? Wenn wir es aber nicht Wort-wörtlich nehmen, gibt es wieder jede menge Spielraum für Interpretationen.
So, und was heisst den jetzt „akzeptieren“? Wenn sich ein Zuhälter in seinem Puff ein Jesus-Bild aufhängt und neben der (hoffentlich vorhandenen) Packung Kondome die Bibel auslegt? Unter „akzeptieren“ kann jeder was anderes verstehen…
Ja was soll den jetzt diese „ewige Leben“ sein? Bis her, haben alle Christen ins Gras gebissen wie die Heiden. Da wird ja wohl kaum das Diesseits gemeint sein. Und über das Jenseits lässt sich trefflich spekulieren.
Was dürfen wir den unter „Vater“ verstehen? Joseph wird ja wohl kaum gemeint sein, den haben schon die Würmer gefressen. Muss wohl ein Metapher. Na die will aber wieder verstanden werden, aber nicht wörtlich…
Wenn ich Zynisch währe, würde ich sagen: „gut aufgepasst im Alpha-Kurs“, nur so einfach ist es dann leider doch nicht. Ich weis um das Engagement von Peter beim Alpha-Kurs. Irgendwo muss man ja auch anfangen mit den Leuten. Nur gelegentlich ist es dann doch sehr amüsant, sich mit frisch Bekehrten – Nein, „Wiedergeborenen“ – zu unterhalten, denen in Schnellverfahren selektiv die Bibel „ein geblasen“ wurde. Auf jedes Problem eine passende Bibelstelle. Ja, aber eben nur eine. Wehe, wenn man dann auf Jemand stösst, den sie als Kind 10 Jahre in der Schule mit Religionsuntericht gequält haben und der sich auch nur noch an 10% von dem Erinnern kann was da erzählt wurde. Dann ist „Land unter“. Es muss ja ein Grund geben, warum die Landeskirchen so viel Austritte haben. Tija, der Bibeluntericht war eben zu gut…
@Fabio: Wie schön, dass es auf all diese komplizierten Fragen so einfache Antworten gibt.
@ Olaf: Stimmt, irgendwo muss man anfangen, aber man darf nicht stehen bleiben, sonst gibt es diese stereotypen, verkürzten Formeln. Und während die auf einem frühen Stadium des Weges noch nützlich sein können, werden sie später … naja … traurig. Um bei Lindbeck zu bleiben: Ein Zweijähriger kann sich nicht differenziert ausdrücken, ein Zwanzigjähriger sollte das schon können. Dass diese Entwicklung an manchen Stellen gezielt verhindert wird, ist ärgerlich.
Für die Evangelien, insbes. Matthäus, scheint mir die Sache genau so zu liegen, wie Lindbeck beschreibt. Und das ist schon mal was, weil sich daraus ja die meisten frommen Höllenbilder de facto speisen.
Insgesamt bin ich mir aber nicht so sicher, ob man so den „Zorn Gottes“ aus Röm 1-3 ‚wegbekommt’…?
Alles klar. Vielleicht hab ich gerade besseres zu tun/andere Präferenzen als hier Romane zu schreiben. Aber gut, dass man hier dafür blöd angemacht wird.
Für mich sind die Aussagen Jesu aber unmissverständlich. Und er bringt auch eine ganz einfache Wahrheit mit. Klein reden und zerpflücken kann man alles irgendwie aus irgendeinem Blickwinkel. Ist meiner Meinung nach aber nicht der Sinn des Lebens.
Und Bemerkungen wie auf Jesus trampeln sind ja mal selten dämlich. Und es ist auch eindeutig wer mit Vater gemeint ist. Nicht der menschliche. Der Vater im Himmel wo Jesus war, bevor er Mensch wurde. Er ist Mensch und Gott.
Und jetzt schönen Abend Leute.
@ Fabio: Ich denke, niemand wollte Dich hier blöd anmachen. Olaf ging es bei aller Sportlichkeit im Ausdruck darum, dass Du hier auf eine recht durchdachte und differenzierte Aussage mit einem (aus seiner Sicht) Holzhammer-Stereotyp antwortest. Aber das kann von Dir her gedacht natürlich auch statt einer Floskel ein ehrliches, im positiven Sinne „naives“ Bekenntnis sein. Dann allerdings wäre es schön gewesen, wenn Du Dir die Polemik gespart hättest, denn von „dichten“ kann bei Lindbeck wirklich nicht die Rede sein.
@ Alex: Der paulinische „Zorn“ lässt sich da vermutlich auch noch unterbringen, wegbekommen muss man ihn ja vielleicht gar nicht. „Zorn“ bedeutet ja nur ein gespanntes Verhältnis, bei „Verdammnis“ wäre es völlig zerstört.
@Alex Kupsch
Warum sollen wird den “Zorn Gottes” weg bekommen wollen? Wir leben nun ja nicht im Paradies und die Welt ist wahrlich kein Streichelzoo. Wenn wieder mal ein „Welternährungsgipfel“ ergebnislos endet und 1,2 Milliarden Hungernde sich selbst überlassen werden, dann erwarte ich von meinem Schöpfer das er zornig wird.
Nur mal so am Rande: Auf das was man sich da geeinigt hat, nämlich die Hilfe zur „Modernisierung der Landwirtschaft“ in den armen Ländern, ist auch nichts anders als die „Abfrag-Prämie“ für die Industrie der Reichen Länder. Denn die wird ein gutes Geschäft machen mit ihrem Kunstdünger, Patentierten Saatgut und Grossprojekten.
Das steht nämlich dahinter wen u.a. das Abendblatt schreibt: „Außerdem sollen die Bauern Zugang zu neuen Biotechnologien erhalten, um ihre Erträge zu verbessern.“ (Quelle)
Und um einfach noch mal Jesus selbst zu Wort kommen zu lassen. Ich denke damit wären die Fragen von Olaf schon aus der Welt:
„Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich!“ – Johannes 14,6
„Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen.“ – Matthäus 24,35
„Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt.“ – Johannes 11,25
„Seht, ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt“ – Matthäus 28, 20
Jesaja 9,5 :
„Denn ein Kind ist uns geboren, ein Sohn ist uns gegeben; und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter; und man nennt seinen Namen: Wunderbarer, Ratgeber, starker Gott, EwigVater, Friedefürst“
Johannes 10,30 :
„Ich und der Vater sind eins.“
Natürlich kann man jetzt noch die Übersetzung, die Bibel als solches oder was auch immer Anzweifeln. Aber das geht wohl ein Stück am Thema vorbei.
@ Fabio: Ganz so leicht ist es nicht. Du hast ganz bestimmte Stellen aus ihrem Zusammenhang genommen und in dieser Kombination einen neuen Zusammenhang geschaffen. Man hätte auch andere Stellen auswählen und kombinieren können. Es geht also nicht um das, was „da so und nicht anders steht“, sondern eben auch um das, was Du daraus machst und ein anderer eben anders.
Schön und gut. Ich habe hier keinen Zusammenhang geschaffen. Nur auf einzelne Aussagen von Olaf passende Zitate gesucht. Und die Aussagen sind doch recht eindeutig. An Jesus führt kein Weg vorbei. Und er ist auch nicht irgendwer. Und es ist auch eindeutig, dass mit dem ewigen Leben nicht ein unsterbliches auf dieser Erde gemeint ist. Das wird immer und immer wieder gesagt. Was will man also damit erreichen solches zu hinterfragen? Alternativ bleibt eigentlich nur nicht an die Bibel zu glauben. Wenn man glaubt Jesus wäre irgendein daher gelaufener und Christen wären unverwundbare und unsterbliche Supermänner. So stellt es Olaf hier hin.
Aussage wie „den haben schon die Würmer gefressen“ sind ebenso unpassend und eher eines Trolls würdig.
Das hat weder etwas mit naiv, noch mit Anfänger zu tun. Ein gewisser Ton und eine Gewisse Achtung sollte doch gewahrt bleiben. So oder so. Und es ist mir egal ob die Grundaussage von Lindbeck oder von Herr Maier von nebenan kommt. Ich habe nur auf diese Aussage geantwortet.
Sorry, Fabio, ich muss nochmal widersprechen. Dein dauerndes „ich habe nur“ verschleiert, dass Du eigentlich keine andere Sicht als Deine zulassen willst. Zwischen den Zeilen kommt das dann aber sehr deutlich heraus. Was weiter gedacht bedeutet, dass Dir die Achtung, die Du forderst, selbst nicht so leicht fällt…
Also gut, Zorn hin oder her. Wie ich es momentan sehe: Als „missionarische Strategie“ ist eine Verdammnisbotschaft fehl am Platz – das sind sich wenigstens in der Praxis ja selbst weite Teile des frommen Lagers einig (oftmals wird die Hölle nur rein theoretisch festgehalten). Aber ob man das Thema Verdammung der Nichtgläubigen aus den (verschiedenen) soteriologischen Konzepten des NT herauskürzen kann, da bin ich skeptisch. Ich halte hier – wenn denn – dann eine ehrliche Sachkritik für sinnvoller.
In Ordung. Ist dein gutes Recht. So war es auf jeden Fall nicht gemeint. Kannst du mir glauben. Ich sehe hier nur eine Verdrehung von Tatsachen und Aussagen. Und nicht von meiner Meinung und Auslegung.
Olafs Aussagen erinnern mich eben eher an die Spaghetti-Monster-Theorie oder ähnliches, als an eine sachliche Diskussion. Und nur weil Lindbeck ein Fachmann ist muss ich nicht jede seiner Aussagen als Fachaussage ansehen. Ist ja auch mein gutes Recht ohne jemandem nicht den nötigen Respekt entgegen zu bringen.
@Fabio Trotta:
Es geht gar nicht darum WAS wir glauben, sondern wie wir es begründen. Ich bin konservativer Quäker und glaube an Christus, die Erlösung und auch an eine Verdammnis/Hölle. Woran ich mich störe ist das phrasenhafte runter leiern von nachgeplapperten Floskeln. Das Evangelium zu verkünden heisst für mich, Leuten klar zu machen, das es durch aus sinnvoll ist, so zu leben wie Jesus es empfohlen hat. Ich erwarte dabei von meinem Gegenüber, das er kritisch sein Hirn einschaltet und selber anfängt nach zu denken. Das letzte was ich erwarte – und worin ich auch keine heilsrelevanz sehe – ist das dumpf blöde nachplappern von auswendig gelernten Glaubenssätzen.
Man muss Jesus nicht „BLIND GLAUBEN“. Es ist nicht so wichtig wie, wo und was man mit wen betet und bekennt. Es gibt dutzende Stellen, wo Jesus den Formalismus anprangert. Aber gut, hauen wir uns doch noch ein bisschen die Bibelferse um die Ohren, weils so lustig ist…
„Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht sein wie die Heuchler, denn sie lieben es, in den Synagogen und an den Ecken der Straßen stehend zu beten, damit sie von den Menschen gesehen werden. Wahrlich, ich sage euch, sie haben ihren Lohn dahin“ — Mt 6,5
„Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr, Herr!, wird in das Reich der Himmel hineinkommen, sondern wer den Willen meines Vaters tut, der in den Himmeln ist.“ — Mt 7,21
„Denn wenn Nationen, die kein Gesetz haben, von Natur dem Gesetz entsprechend handeln, so sind diese, die kein Gesetz haben, sich selbst ein Gesetz. Sie beweisen, dass das Werk des Gesetzes in ihren Herzen geschrieben ist, indem ihr Gewissen mit Zeugnis gibt und ihre Gedanken sich untereinander anklagen oder auch entschuldigen“ — Römer 2,14
„Warum redet ihr, als würdet ihr meine [Jesus] Macht anerkennen, und tut nicht, was ich sage?“ — Lukas 6,46
„Er aber sprach zu ihnen: Treffend hat Jesaja über euch Heuchler geweissagt, wie geschrieben steht: ‚Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, aber ihr Herz ist weit entfernt von mir. Vergeblich aber verehren sie mich, indem sie als Lehren Menschengebote lehren.'“ — Mk 7,6
„Dann werden die Gerechten ihm antworten und sagen: Herr, wann sahen wir dich hungrig und speisten dich? Oder durstig und gaben dir zu trinken? Wann aber sahen wir dich als Fremdling und nahmen dich auf? Oder nackt und bekleideten dich? Wann aber sahen wir dich krank oder im Gefängnis und kamen zu dir? Und der König wird antworten und zu ihnen sagen: Wahrlich, ich sage euch, was ihr einem dieser meiner geringsten Brüder getan habt, habt ihr mir getan.41 Dann wird er auch zu denen zur Linken sagen: Geht von mir, Verfluchte, in das ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln! Denn mich hungerte, und ihr gabt mir nicht zu essen;…“ — Mt 25,37. Hier ist von „Gerechten“ die rede und nicht von „Christen“ oder „Christusbekennern“. Und WER in den Augen Jesus als gerecht angesehen wird, mach er hier unmissverständlich deutlich.
„Und Jesus rief mit lauter Stimme und sprach: Vater, in deine Hände übergebe ich meinen Geist! Und als er dies gesagt hatte, verschied er.“ — Lk 23,46. Ups! Gott und Jesus sind wohl doch nicht der selbe oder mit wem redet er da immer?
„In jenen Tagen waren die Riesen auf der Erde, und auch danach, als die Söhne Gottes zu den Töchtern der Menschen eingingen und sie ihnen Kinder gebaren. Das sind die Helden, die in der Vorzeit waren, die berühmten Männer.“ — 1. Mose 6,4. Ups! es gibt mehrere „Söhne Gottes“ nicht nur „den Einen“…
Eine Gute Woche!
Nicky Gumbel hat ein sehr interessantes Buch geschrieben mit dem Titel „Heiße Eisen angepackt“ (Verlag C.M. Fliß). Dort wird auch die Frage behandelt ob alle Religionen zu Gott führen. Das der Absolutheitsanspruch von Jesus infrage gestellt wird bzw., wie man so schön sagt, differenziert betrachtet wird ist ja nichts neues. Nur das dies zum Teil auch im evangelikalen Lager passiert, ist schon ziemlich neu. Inwieweit diese „differenzierte Sicht“- dieser Begriff ist hier m. E. nach irre(ver)führend- zum Bekenntnis „der Lausanner Bewegung“ oder des „Alpha Kurs“ passt, ist mir ein Rätsel. @Peter: Hoffe, dass du mir die Anspielung nicht übel nimmst. Den Widerspruch, welchen ich hier sehe macht mich schon nachdenklich.
@Henni: Hmpfff – Hier wurde nirgends gesagt, dass alle Religionen zu Gott führen. Und etwas differenziert zu betrachten, bedeutet nicht, es komplett in Frage zu stellen oder gar abzulehnen. Es darf und muss aber sehr wohl möglich sein, die damit verbundenen theologischen Konzepte auf ihre Stimmigkeit hin unter die Lupe zu nehmen. Dass Du diese Kontroversen hineinliest und dann auch schon wieder der Begriff „Verführung“ fällt, mag ich jetzt eigentlich auch gar nicht mehr kommentieren.
@ Fabio: Du darfst Lindbeck gern kritisieren. Du kannst auch Einsteins Relativitätstheorie verwerfen, weil sie Dir unlogisch erscheint oder Deiner Alltagserfahrung widerspricht. Mir ging es nur darum, dass in jedem Fall auch eine Selbstaussage damit verbunden ist, über die es sich lohnt, nachzudenken.
@Henni
Ich vermag kein Absolutheitsanspruch bei Jesus zu erkennen. Ich denke da z.B. an Mk 10,17…
„Und als er auf den Weg hinausging, lief einer herbei, fiel vor ihm auf die Knie und fragte ihn: Guter Lehrer, was soll ich tun, damit ich ewiges Leben erbe? Jesus aber sprach zu ihm: Was nennst du mich gut? Niemand ist gut als nur einer, Gott. Die Gebote weißt du: ‚Du sollst nicht töten; du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen; du sollst nicht falsches Zeugnis reden; du sollst nichts vorenthalten; ehre deinen Vater und deine Mutter!'“
Da steht nicht „Bekenne dich zu meinem Namen ‚Jesus der Christus‘, und du hast eine Reservierung in Gottes neuer Welt, mit Vollpension und Meerblick“ Da steht: bennim dich anständig und …
„Geh hin, verkaufe alles, was du hast, und gib den Erlös den Armen, und du wirst einen Schatz im Himmel haben, und komm, folge mir nach!“
Die Nachfolge ist das selig machende. Nicht das Bekenntnis an sich.
Was glaubst du wer in Gottes neue Welt kommt? Der der sich zu Jesus bekennt, und doch nur sein eigenes Ding macht? Oder Der der das tut was Gott im sagt, auch wenn er ihm nicht den selben Namen gibt wie du?
Ich denke das jeder noch so gute Mensch nicht in Gottes Reich (wir sprechen hier vom Gott der Bibel) kommt, wenn er sich nicht zu Gott bekennt. Denn genau das steht immer wieder wortwörtlich und auch vom Gesamtsinn in der Bibel. Natürlich steht dort auch, dass leere Worte ohne Taten nichts wert sind. Aber niemand hier hat gesagt man soll sich nur an das Wort Klammern und nicht ebenso handeln. Deswegen sind deine Beispiele auf Heuchler oder große Worte ohne Taten eher fehl am Platz.
Jesus selbst sagt ja er kennt die Menschen und Ihre Taten. Er gibt nichts auf leere Worte und falsche Religiosität. Und niemand kann ihm etwas vormachen.
Er gibt aber auch massig Beispiele wo er Menschen wegen ihrem „blinden und naiven“ Glauben begnadigt hat und ihnen gutes getan hat. Ohne dass sie Schriftgelehrte oder Supermenschen waren. Also geht es in erster Linie klar um das Glauben und Vertrauen. Natürlich sagt er auch du sollst prüfen und abwägen und nicht einfach alles annehmen.
Es gibt aber nur einen Gott. Und ihm sollst du dienen. Und wer den Sohn nicht achtet, der achtet auch nicht den Vater. Und solche Menschen werden nicht errettet am Ende aller Tage.
Und das „Problem“ der Trinität (Vater, Sohn, Geist) kannst du kaum mit menschlichen Maßstäben bewerten oder erklären. Den Glauben als reine Wissenschaft zu sehen wird nicht funktionieren.
Ich glaube Lindbeck und Peter geht es keineswegs darum, Jesu Absolutheitsanspruch in Frage zu stellen. Das wäre schon deswegen nicht sinnvoll, weil die Ewigkeit, „der Himmel“, darin besteht, den dreieinigen Gott anzubeten und seine Gegenwart zu lieben. He is gonna be there too!
Was ich bei Lindbeck allerdings sehr interessant finde ist, dass er der Tatsache Rechnung trägt, dass Gott will, dass allen Menschen geholfen wird und es gleichzeitig eine Verdammnis gibt.
Denn was ist mit den Menschen, die Zeit ihres Lebens entweder
1) nichts von Jesus gehört haben oder
2) über Christen von ihm gehört haben, die selber nichts von Jesus verstanden haben und ihn verzerrt darstellen (wie auch immer das dann aussehen mag).
Da ist es doch nachdenkenswert, ob die Verdammnis tatsächlich aus der BEWUSSTEN Oposition der Menschen gegen Gott geschieht, den sie nicht anbeten wollen. Denn immerhin ist Jesus für alle gleichermaßen gestorben.
Wo aber soll jemand entscheiden, ob er den biblischen Gott anbeten will oder nicht, als da, wo er seinen Charakter und Wesen kennen gelernt hat – in Gottes Kirche.
Lindbeck sagt ja auch (s.o.) dass es beides nur in der Kirche gäbe, Verdammnis, aber auch das Heil. Das wäre wunderbar, denn dann würde jeder Mensch von Gott eine ECHTE Chance bekommen, sich zu ihm oder von ihm weg zu wenden. Und so, wie ich Gott kenne, hört sich das ziemlich richtig an!
Jesus und Gott möchten jeden Menschen retten, aber es wird ja immer wieder klar gesagt, dass nicht jeder gerettet werden kann und wird. Wer eben z.B. den Sohn (und sogar dessen Jünger!) nicht aufnimmt, nimmt auch den Vater nicht auf. Und diese Menschen werden am Ende nicht gerettet werden.
Und Jesus betont doch auch, dass ihm echte Opposition erstmal lieber ist als stumme Akzeptanz oder Gleichgültigkeit. Du bist weder heißt noch kalt… Er kann also Leute die klar für oder klar gegen ihn sind besser leiden als solche die irgendwie dahin vegetieren ohne eine Entscheidung zu treffen.
Ich würde also nirgends raus lesen, dass Menschen die ihn einfach nicht ablehnen eben mit in den Himmel kommen. Nach der Logik wären ja Agnostiker fein raus. 🙂
Wo wir so trefflich über die möglichen oder unmöglichen Absichten von Lindbeck (und Peter) spekulieren – zumindest einer von beiden kann ja dazu mal Stellung nehmen. Wenn man Stück blutiges Fleisch in ein Piranha-Becken wirft, ist es keine Schwierigkeit, Lebhaftigkeit ins Wasser zu kriegen. Die Frage ist: Warum wirft man ihn? Geht es dir um eine lebhafte Diskussion im Blog, Peter – dann hast du erreicht was du wolltest. Oder geht deine Absicht weiter?
Ich finde, wenn man Lindbeck zu Ende denkt, hätte es den Missionsauftrag nicht gebraucht. Ja, wir werden alle an dem gemessen was wir wissen. Und wer viel weiß, von dem wird viel Rechenschaft verlangt. Dennoch scheint Gott, Jesus, die Jünger, der Heilige Geist, Paulus und ziemlich viele andere ja ein enormes Interesse daran zu haben, dass tatsächlich mehr Menschen von der Liebe Gottes erfahren. Auch auf das Risiko hin, dass sie auf dieses vermehrte Erfahren hin an einer höheren Latte gemessen werden. Gott scheint dieses Risiko in Kauf zu nehmen, deshalb will ich nicht darüber spekulieren, wie es wäre wenn es anders wäre.
Oh. Was wäre so schlimm daran, wenn es den Agnostikern nicht an den Kragen ginge, Fabio? Bei manchen Versionen des Christentums ist Agnostiker zu werden die einzige Chance, seelisch gesund zu bleiben.
@Pixelpastor: Es lohnt sich, Lindbeck mal ausführlich zu lesen. Deine Sorge, der Missionsauftrag sei Makulatur, wird sich dabei nicht bestätigen. Er wendet sich aber gegen eine unbiblische Überspitzung, so als läge es an uns und an uns allein, wer „gerettet“ wird und wer nicht. Weil ich die aber oft gehört habe, fand ich es sinnvoll, auch mal diese Stimme ins Spiel zu bringen. Ich finde, er liegt gar nicht weit weg von dem, was Rob Bell zum Thema „Hölle“ gesagt hat.
@Alex: Lindbeck kürzt nichts heraus, sondern er verweist auf Aussagen, die oft übersehen werden und nicht so konsequent weitergedacht werden wie andere. Zudem legt er ein anderes Verständnis von Theologie hier vor, als den gängigen Propositionalismus im konservativ-evangelikalen Spektrum. Ich finde seinen sprachlich-kulturellen Ansatz sehr spannend und bereichernd. Mehr dazu, wenn Du magst, am Wochenende auf dem Forum 🙂
Amen dazu im Blick auf seelische Gesundheit!
Mein eigener Sohn hat diesen Weg gewählt – und ich finde es immer wieder anregend, mit ihm die verschiedenen Themen des Lebens, des christlichen Glaubens und entsprechender Relevanz zu diskutieren.
Mir ist sicher nicht daran gelegen, dass Agnostiker nicht in den Himmel kommen. So wie ich die Bibel verstehe ist das aber eindeutig der Fall. Und ich finde es etwas falsch und feige sich einfach nicht fest zu legen. Sowohl im Glauben als auch in anderen Bereichen des Lebens. z.B. könnte man dann ja auch einfach keine feste Beziehung eingehen, da man sich ja niemals ganz sicher sein kann und wird. Und ich kenne auch Leute die meinen kleine Dinge im Leben verändern bringt nichts, weil man ja das Ganze nicht verändern kann. Ist ebenso ein nicht festlegen und nicht Stellung beziehen. Schwache Ausreden meiner Meinung nach.
Und du kannst wohl kaum eine Sache damit entschuldigen, dass einige Religionen oder Glaubensrichtungen es falsch ausleben. Und ich kenne auch Agnostiker mit mangelndem Seelenheil. Also ist das sicher keine universelle Lösung für glückliches Leben. Vor allem ist das doch auch nebensächlich wenn das Leben hier nach der Bibel nur ein Weg zum Ziel ist.
Man sollte eben weiter prüfen. Genau das ist es was die Bibel propagiert. Ich bin auch als Katholik auf die Welt gekommen und bin keiner mehr. Christ bin ich aber trotzdem noch. Liegt doch an einem selbst was man daraus macht.
Damit will ich natürlich diesen Lebensweg nicht als einzig richtigen darstellen. Beweisen können wir alle nichts. Aber für mich ist es der einzig logische.
@Fabio: Ob Du „willst“ oder nicht, Du tust es. Dann steht doch auch dazu.
@ Pixelpastor: Ich bin noch eine Weile an Deiner Piranha-Metapher hängen geblieben und erst beim zweiten, dritten Nachdenken so richtig erschrocken darüber. Schon seltsam, dass das Zitat, das mehr Dinge offen lässt (zu Fabios Kummer) als es konkret behauptet (und das mit biblischem Bezug), wie ein blutiges Stück Fleisch wirkt? Alles, was Lindbeck meint, ist dass noch kein Urteil gefallen ist, wir das also auch ruhig offen lassen dürfen.
Woher kommt eigentlich diese panische Angst, die immer schon den Totalzusammenbruch aller Wahrheit, Werte und Ordnung überall da wittert, wo man erkennt, dass manche „Klarheit“ nur der Tatsache geschuldet ist, dass man wichtige Aspekte übersehen oder abgeblendet hat?
Oder was Mission angeht: Wenn uns das Thema wirklich wichtig ist, müssten wir dann nicht für jeden Denkanstoß dankbar sein, der uns mal einen anderen Blickwinkel erlaubt, weil wir nur so von unseren blinden Flecken kuriert werden können – egal ob der nun aus einer anderen theologischen Tradition stammt (Lindbeck ist Lutheraner, aber kein Evangelikaler) oder aus einer anderen Weltanschauung? Ist Verunsicherung der größere Feind der Wahrheit oder die vermeintlichen Gewissheiten? Und wenn wir uns so gewiss sind, woher dann die Aggression, wenn das ein anderer hinterfragt?
Vielleicht, um die Brücke zum letzten Post zu schlagen, halten wir ein paar theologische Loci im Wachkoma, die uns viel mehr zu sagen hätten – selbst im Hinblick auf den persönlichen Glauben und die gemeinsame Mission in der Welt?
Ich drücke dir doch meinen Lebensweg nicht auf. Du musst nicht mal Christ sein oder sonst etwas. Für MICH ist es der einzig logische. Das heißt nicht, dass es für jemand anderen so sein muss. Natürlich bin ich von meiner Sache überzeugt. Sonst würde ich sie nicht machen. Trotzdem bilde ich mich weiter und schaue nach Vorne. Ich sehe/sage aber auch ganz klar was ich nicht so sehe. Was bitte ist daran verkehrt?
@Fabio Trotta
„Er [Jesus] aber antwortete und sprach: Ich bin nur gesandt zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel.Sie aber kam und warf sich vor ihm nieder und sprach: Herr, hilf mir! Er antwortete und sprach: Es ist nicht schön, das Brot der Kinder zu nehmen und den Hunden hinzuwerfen.“ Mt 15,24
Eigentlich ist Jesus nur zur Erlösung der Juden gekommen. Er hatte offenbar gar nicht im Sinn den Römer, Griechen und Heiden ein Weg sein zu wollen. Aber für die Nichtjuden hat Gott offenbar ein anderen Weg zu sich vorgesehen…
“ Sobald der Hausherr aufgestanden ist und die Tür verschlossen hat und ihr anfangen werdet, draußen zu stehen und an der Tür zu klopfen und zu sagen: Herr, öffne uns!, wird er antworten und zu euch sagen: Ich kenne euch nicht und weiß nicht, woher ihr seid. Dann werdet ihr anfangen zu sagen: Wir haben vor dir gegessen und getrunken, und auf unseren Straßen hast du gelehrt. Und er wird sagen: Ich sage euch, ich kenne euch nicht und weiß nicht, woher ihr seid. Weicht von mir, alle ihr Übeltäter! Da wird das Weinen und das Zähneknirschen sein, wenn ihr Abraham und Isaak und Jakob und alle Propheten im Reich Gottes sehen werdet, euch aber draußen hinausgeworfen. Und sie werden kommen von Osten und Westen und von Norden und Süden und zu Tisch liegen im Reich Gottes. Und siehe, es sind Letzte, die Erste sein werden, und es sind Erste, die Letzte sein werden. „ — Lk 13,25 Vg. Mt 8,11+12
Das Bekenntnis mit den Lippen ist nicht so wichtig, wie das Bekenntnis mit der Tat. An Hand dessen was ich tue, zeige ich, wessen Knecht ich bin.
„So bringt jeder gute Baum gute Früchte, aber der faule Baum bringt schlechte Früchte. Ein guter Baum kann nicht schlechte Früchte bringen, noch kann ein fauler Baum gute Früchte bringen. Jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen.“ Mt 7,17
@Peter: Der Begriff „irre(ver)führend“ ist natürlich eine sehr subjektive Äußerung. Ich meine aber schon, dass man mit Aussagen wie „man darf dies nicht so einfach sehen“ oder „man muss dieses komplexe Thema differenzierter sehen“, auch einfache Antworten oder Wahrheiten „zerreden“ kann. Dort wo man eine sog. „einfache Wahrheit“ insoweit „differenziert“, dass sie anschließend einen anderen Inhalt bekommt, halte ich meine Bezeichnung nicht für falsch. Wenn ich dich falsch interpretiert habe, lasse ich mich natürlich auch gerne von dir korrigieren. Bist du dann nicht der Meinung, dass auch andere Religionen zu Gott führen? Ich finde ja zugegebenermaßen deinen Blogeintrag interessant. Aber da du nach meinem Empfinden nur Andeutungen machst oder nur sehr vorsichtig deine Meinung zu dem Thema äußerst, ist es ja schnell passiert, dass man dich auch falsch versteht. Kann es sein, dass du evangelikale Christen mit deiner Meinung schocken könntest und deshalb nicht alle deine Ansichten laut und vollständig aussprichst?
@Olaf: Also den Absolutheitsanspruch sehe ich u. a. in Joh. 14, 6. Die von dir genannten Bibelstellen relativieren m. E. nach nicht den Absolutheitsanspruch. Ich meine schon, dass man allein durch glauben im Sinne von Joh. 3, 16 gerettet wird. Die Bibel sagt aber auch, dass Glaube ohne Werke tot sei. Die Folge einer Beziehung zu Jesus Christus ist somit schon, dass man Jesus und sein Leben zum Vorbild nimmt (das Glaube oft nicht gelebt wird, wäre ja wieder ein Thema für sich…). Die von dir genannten Bibelstellen implizieren natürlich per se keinen Absolutheitsanspruch. Natürlich müssen diese Bibelabschnitte auch ausgelegt und in den Gesamtzusammenhang eingeordnet werden. Der von mir oben genannte Bibelvers ist des Weiteren auch nur einer von mehreren, welcher den Absolutheitsanspruch von Jesus Christus konstatiert. Auf Wunsch kann ich schon weitere nennen, welche einen solchen Anspruch nach meinem Verständnis bekräftigen würde (aber diese Verse sind dir bestimmt bekannt). Eine „pluralistische Interpretation“ halte ich hier nicht für hilfreich.
@Olaf Radicke: Das nur die Juden errettet werden ist aber alter Teil der Abmachung. Da die Juden sich nicht entsprechend verhalten. Jesus errettet dann ja ganz klar die gesamte Menschheit. Sonst müssten wir im Endeffekt hier ja gar nicht darüber reden. Ich bin nämlich kein Jude/Israelit. Du vermutlich auch nicht.
@Henni: Ich habe nirgends gesagt, dass alle Religionen zu Gott führen. Ich würde aber auch nie sagen, dass sie keine Wahrheiten enthalten können. Das ist kein politisches Taktieren aus Angst vor irgendwem. Ich will mich allerdings nicht auf falsche Alternativen festnageln lassen. Schwarz/Weiß Kontraste und Absolutheitsansprüche aller Art findet man schon zur Genüge an anderen Orten.
@Olaf: Klar, Jesus ist Jude und sieht seinen Auftrag dort. Aber damit ist auch vom ganzen Zeugnis des AT her vorausgesetzt, dass Gott Israel zu dem Zweck erwählt hat, unter den Völkern der Welt Segen zu wirken. Paulus hat das im Römer 11 ja schön ausgeführt, und es ist kein Zufall, dass er Jesus als den zweiten Adam bezeichnet. Es geht also tatsächlich um eine erneuerte Menschheit, und zwar von Anfang an.
@Peter: Ich würde auch nie sagen, dass andere Religionen nicht auch Wahrheiten hätten. Ich sehe hier vielmehr zwischen „die Wahrheit“ und „Wahrheiten“ einen Unterschied. Nach meinem Verständnis macht eben nur die Wahrheit wirklich frei. Meine (letzte) Frage im Bezug auf andere Religionen war ja nicht ob ALLE Religionen zu Gott führen, sondern ob ANDERE Religionen deiner Meinung nach auch zu Gott führen können. Ich schreibe hier aber nicht mit dem Ziel, dir auf die Nerven zu gehen. Wenn du eine explizite Antwort auf diese Frage mir nicht geben möchtest, ist es dein gutes Recht.
@Henni: Auf Fragen wie diese eine anständige Antwort zu geben, sprengt den Rahmen hier. Klar könnte ich ein paar Schlagworte raushauen, aber dann hätten wir sofort das nächste Missverständnis im Piranhabecken von fundamentalistischem Absolutheitswahn und relativistischer Auflösung. Wenn mir etwas Gutes und Griffiges dazu einfällt, mit dem ich zufrieden bin, dann poste ich es hier, ok?
So, ein Letztes. Dann lasse ich es damit bewenden…
Gut, ich denke jetzt sind wir an dem Punkt, wo uns klar werden könnte, das die Bibel kein Gesetzestext ist sondern ein Geschichtstext. Wenn man mal ein Blick in das BGB (Bürgerliche Gesetzbuch) wirft, sieht man die Unterschiede recht schnell.
Die Texte der Bibel haben immer ein „Adressaten“ und ein „Sender“ die mit einander in Bezug stehen (im Gegensatz zum BGB). Wenn wir die Texte aus den Evangelien lesen, muss uns klar sein, das da ein Jude zu Juden spricht. Bei den Briefen ist es Ein Jude der zu Juden und Griechen(Heiden) spricht. Das ganze in einem sehr kleinen Zeitfenster und lokal sehr begrenzt. Wenn damals von „Der Welt“ gesprochen wurde, war der Mittelmeerraum gemeint. Afrika, Amerika und Asien (Vorsicht! Die Provinz „Asia/Asien“ in der Bibel ist nicht Asien!) spielen keine Rolle in der Bibel. Sie sind weder „Adressaten“ noch „Sender“.
Wenn man die Gesamtheit der Bibel nimmt, ist ein Grundtennor zu erkennen. Diesen kann man versuchen, auf sein Leben und seine Zeit zu übertragen. Aber wie hier schon richtig festgestellt wurde, sind die meisten Menschen auf der Welt weder Juden noch Griechen und keiner lebt schon 2000 Jahre, das er sich als unmittelbarer Adressat fühlen kann.
So, was folgt daraus? Wenn die Bibel die Einzige Offenbarung Gottes währe hätten wir jetzt ein grosses Problem! Denn das hiesse, Gott spricht seid ~2000 Jahren nicht mehr mit uns. Denkbar aber unwahrscheinlich. Es würde auch dem widersprechen was Jesus sagte: „Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis zur Vollendung des Zeitalters“ — Mt 28,20.
Vorausgesetzt der Satz ist wahr, dann ist doch logisch, das der Fokus auf die Offenbarung Gottes gerichtet sein muss und nicht auf das Zeugnis von ihm – die Bibel. Dort erfahren wir, wir er zu anderen sprach, aber wir wollen doch das er mit uns spricht – oder?
Wenn wir uns nun die Geschichten der Bibel ansehen und nach Stellen suchen, wo sich Gott den Menschen offenbart hat, werden wir recht schnell feststellen, das die Propheten nicht pausenlos in der Tora herum blätterten (genauer: rollten) und sich gegenseitig Zitate an den Kopf knallten, sondern sich an einen ruhigen Ort zurück zogen. In die Wüste, auf einen Berg oder einer Situation wo sie alleine waren. Entscheidend war, das sie Gott erwarteten. Das sie vorbereitet waren. Denkt an die Berufung von Samuel. Gott spricht mit ihm und er rafft es nicht. Warum? Weil er nicht darauf vorbereitet war. Eli gibt in den entscheidenden Impuls: „Und Eli sagte zu Samuel: Geh hin, leg dich schlafen! Und so soll es sein, wenn er dich ruft, antworte: Rede, HERR, denn dein Knecht hört!“ (1.Samuel 3,9).
Entscheidend ist nicht, das wir die Bibel rauf und runter beten können, sondern hell wach sind und innerlich bereit für die Führung. Jesus drückt das in dem Gleichnis mit den Jungfrauen in Mt 25,1 aus. In Lk 21,34-36 wird der Ton richtig scharf: „Hütet euch aber, dass eure Herzen nicht etwa beschwert werden durch Völlerei und Trunkenheit und Lebenssorgen und jener Tag plötzlich über euch hereinbricht wie ein Fallstrick! Denn er wird über alle kommen, die auf dem ganzen Erdboden ansässig sind. Wacht nun und betet zu aller Zeit, dass ihr imstande seid, diesem allem, was geschehen soll, zu entfliehen und vor dem Sohn des Menschen zu stehen!“
Das rumreiten auf Bibelfersen ist eigentlich nur der armselige Versuch seinen Worten Nachdruck und Autorität zu verleihen. Wenn es mir aber gelingt, meinem Gegenüber von der Richtigkeit meiner Aussagen zu überzeugen, bin ich darauf nicht angewiesen. Oder steckt vielleicht unterbewusst der Wunsch dahinter, das ich gar nicht will, das mein Gegenüber sich bekehrt und sich zu Gott wendet und ihm seine Gnade zu teil wird? Vielleicht bin ich ja eifersüchtig und ich würde gerne der Einzigste bleiben, der in der Gnade Gottes steht? Wie war das mit dem Prophet Jona? Erst wollte er das Gericht Gottes nicht verkünden und dann war er sauer das abgeblasen wurde:
„Und es missfiel Jona sehr, und er wurde zornig1. Und er betete zum HERRN und sagte: Ach, HERR! War das nicht meine Rede, als ich noch in meinem Land war? Deshalb floh ich schnell nach Tarsis! Denn ich wusste, dass du ein gnädiger und barmherziger Gott bist, langsam zum Zorn und groß an Güte, und einer, der sich das Unheil gereuen lässt.“
Und werden sich die „Überholspur-Christen“ heute auch wieder ärgern, wenn das Gericht für die Buddhisten, Atheisten und Agnosthiker letztlich doch wieder milder ausfällt?
@Peter: Ok, vielen Dank! Einfach ein paar Schlagworte raushauen wäre sicherlich nicht konstruktiv.
@ Peter
nach diesem interessanten Post (vom Alpha Vorsitzenden?) wurde ja viel geschrieben. Mir fällt aber auf das du nie dich richtig eindeutig ausdrückst… Was denkst du, brauch man Jesus um zu Gott zu kommen, JA oder NEIN. (Bitte diesmal mal ne klare Antwort)
MfG 😉
@ Johannes (klar, Du hattest noch gefehlt): Wenn Du aus unserer Korrespondenz bisher eins gelernt haben solltest, dann das, dass ich auf inquisitorische Fragen allergisch reagiere und Deine Vorstellungen von „Eindeutigkeit“ nicht teile.
Ende der Durchsage.
Danke für die Info, war schön das du dich noch an mich erinnert hast 😉
@ Olaf,
Nein ich würde mich nicht darüber ärgern, sondern eher freuen (obwohl ich nach deiner Ansicht bestimmt ein Überholspruchrist bin) 😉
Hallo lieber Olaf,
du gehst hier doch recht negativ an die Sache. Keine Ahnung wie du darauf kommst, dass ein Christ sich darüber ärgern sollte wenn ein andersgläubiger Gnade erfährt. Sorry, aber ich weiß nicht was dich da gerade reitet. Ich für meinen Teil wünsche jedem Menschen auf dieser Erde das Beste.
Und sicher redet Gott noch heute. Das ändert nichts daran, dass die Bibel als solche gültig ist und gültig bleibt. Und welche Quelle sollte man als Beweis dessen anführen, wenn nicht die Bibel.
Ps. 119, 89 In Ewigkeit, HERR, steht Dein Wort fest in den Himmeln.
Mt. 24, 35 Himmel und Erde werden vergehen; aber meine Worte werden nicht vergehen.
Jes. 40, 8 Das Gras ist verdorrt, die Blume ist verwelkt. Aber das Wort unseres Gottes besteht in Ewigkeit.
Es soll ja auch viele Leute geben die sich den Glauben so drehen wie es ihnen passt. Dafür gibt es dann wieder auch viele Erklärungen. Aber am Ende steht im christlichen Glauben immer Gottes Aussage. Nicht deine oder meine.
Schönen Abend.
@Fabio Trotta:
Hes 17,2 „Menschensohn, gib ein Rätsel auf und rede ein Gleichnis zum Haus Israel“
Hes 21,5 „Und ich sprach: Ach, Herr, HERR! Sie sagen von mir: Redet er nicht in Gleichnissen?“
Hes 24,3 „Und rede ein Gleichnis zu dem widerspenstigen Haus, und sage zu ihnen: So spricht der Herr, HERR: Setze den Topf auf, setze ihn auf, und gieße auch Wasser hinein!“
Hos 12,11 „Und immer wieder habe ich zu den Propheten geredet, ja, ich ließ Visionen zahlreich sein, und durch die Propheten gebe ich Gleichnisse.“
Mt 13,3 „Und er redete vieles in Gleichnissen zu ihnen und sprach:“
Mt 13,10 „Und die Jünger traten hinzu und sprachen zu ihm: Warum redest du in Gleichnissen zu ihnen?“
Mt 13,13 „Darum rede ich in Gleichnissen zu ihnen, weil sie sehend nicht sehen und hörend nicht hören noch verstehen;“
Mt 13,18 „Hört nun ihr das Gleichnis…“
Mt 13,24 „Ein anderes Gleichnis legte er ihnen vor…“
Mt 13,31 „Ein anderes Gleichnis legte er ihnen vor…“
Mt 13,33 „Ein anderes Gleichnis redete er zu ihnen…“
Mt 13,34 „Dies alles redete Jesus in Gleichnissen zu den Volksmengen…“
Mt 13,35 „Ich werde meinen Mund öffnen in Gleichnissen…“
Mt 13,36 „…und seine Jünger traten zu ihm und sprachen: Deute uns das Gleichnis vom Unkraut des Ackers!“
Mt 13,53 „Und es geschah, als Jesus diese Gleichnisse vollendet hatte…“
Mt 15,15 „Petrus aber antwortete und sprach zu ihm: Deute uns dieses Gleichnis!“
Mt 21,33 „Hört ein anderes Gleichnis…“
Mt 21,45 „Und als die Hohenpriester und die Pharisäer seine Gleichnisse gehört hatten…“
Mt 22,1 „Und Jesus begann und redete wieder in Gleichnissen zu ihnen…“
Mt 24,32 „Von dem Feigenbaum aber lernt das Gleichnis…“
Mk 3,23 „Und er rief sie zu sich und sprach in Gleichnissen zu ihnen…“
Mk 4,2 „Und er lehrte sie vieles in Gleichnissen…“
Mk 4,10 „Und als er allein war, fragten ihn die, die um ihn waren, samt den Zwölfen nach den Gleichnissen.“
Mk 4,11 „…jenen aber, die draußen sind, wird alles in Gleichnissen zuteil,“
Mk 4,13 „Und er spricht zu ihnen: Begreift ihr dieses Gleichnis nicht?“
Mk 4,30 „Und er sprach: Wie sollen wir das Reich Gottes vergleichen? Oder in welchem Gleichnis sollen wir es darstellen?“
Mk 4,33 „Und in vielen solchen Gleichnissen redete er zu ihnen…“
Mk 4,34 „Ohne Gleichnis aber redete er nicht zu ihnen…“
Mk 7,17 „Und als er von der Volksmenge weg in ein Haus eintrat, befragten ihn seine Jünger über das Gleichnis.“
Mk 12,1 „Und er fing an, in Gleichnissen zu ihnen zu reden…“
…Hast du im BGB schon mal ein Gleichnis gefunden? Man kann die Bibel nicht wie ein Gesetzbuch benutzen. Es funktioniert einfach nicht.
Vor allen Dingen muss man das richtige Verständnis der Begriffe haben, die Cyprian verwendet.
Das „extra ecclesiam nulla salus“ gilt nach wie vor. Die Frage ist, was ist in der gegenwärtigen Konfessionalisierung und Sprachverwirrung unter dem Begriff „Kirche“ (ecclesia) zu verstehen. Darauf kommt es an.
Also ich hab mir jetzt nicht alles durchgelesen, aber ich stimme dem zu, was direkt über meiner Antwort von Dalet steht: [i]extra ecclesia nullum salus[/i] ist – richtig interpretiert – eine wahre Aussage.
Christen sind alle Teil eines Körpers (1.Kor 12), und wer den verlässt, der gefährdet sein Heil (vgl. Hbr 10,25).
Allerdings kannnn jemand auch durch Glauben gerettet werden, ohne von Jesus gehört zu haben, Rö 4,5 zeigt, wie ein rettender Glaube aussieht von jemadn (Abraham), der noch nichts von Jesus wusste.
Nur ohne Glauben kann niemand Gott gefallen, und das bedeutet, dass es auch außerhalb der Kirche Verdammnis gibt. Jeder wird nach dem Maßstab gerichtet, den er selber anlegt, und wird durch seine eigene Urteile verdammt werden (siehe z.B. Rö 2,1).
Helmut
Hmmm, wenn BBCodes hier nicht wirken: wie mache ich Text fett, kursiv etc.?
@Peter
Ich bin durchaus gespannt auf Lindbeck und erwarte mir viel Positives von ihm! Das Buch liegt hier bei mir auch schon neben seinem Freund Hans W. Frei, aber du weißt, der olle Barth… (allerdings: der Grundgedanke der „second order language“ ist mir m.E. in KD I/1 und 2 auch schon begegnet!)
Tschuldigung, enorm off topic, aber:
Wie geil ist das hier eigentlich alles 😀 (und das schon nur beim Überfliegen …)
Viel Spaß beim Emergent Forum. Leider werde ich nicht persönlich dabei sein können, aber doch schauen, daß ich zumindest via Internet möglichst viel davon mitbekomme.
Den Lindbeck werde ich mir bei Gelegenheit aber auf jedenfall reinziehen. Man sieht ja allein schon an der Beteilung hier im Forum, daß er heiße Eisen anfaßt. Gut so! BIn gespannt…
@Phil: schade, dass wir uns nicht sehen. Vielleicht kann ich ein paar Sachen aus dem Workshop posten in den nächsten Tagen.
Ja, schade. Aber nächstes Jahr muß ich unbedingt dabei sein. Die Vernetzung im missionalen Kontext ist doch irgendwie das ein und alles, wenn man up to date sein und mitreden will. Über Dein Posting würde ich mich somit sehr freuen. Vielen Dank.