Eingekerkert

Spiegel Online berichtet über einen Mann in Belgien, der 23 Jahre im vermeintlichen Wachkoma lag, doch in Wirklichkeit zwar gelähmt, aber bei vollem Bewusstsein war. Ich mag mir das gar nicht richtig vorstellen. Vielleicht wäre mir eben das leichter gefallen, hätte ich nicht erst kürzlich diese Folge von Dr. House gesehen, die jedoch vergleichsweise gut ausging.

So aber wirkt es wie Isolationshaft oder lebendig begraben zu werden. 23 Jahre, komplett abgeschnitten von der Welt! Offenbar ist nicht auszuschließen, dass ähnliche Fehldiagnosen auch in anderen Fällen bestehen. Statt außerirdische Intelligenz zu suchen, sollten wir vielleicht mal unsere Komapatienten genauer ansehen. 18 von 44 untersuchten Komapatienten waren ansprechbar, sagte der Forscher Steven Laureys.

Als Rom Houbens schließlich „entdeckt“ wurde und man ihm half, sich mitzuteilen, war das für ihn wie eine zweite Geburt, schreibt er. Trotzdem hat mich die Geschichte schwer beunruhigt.

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6 Antworten auf „Eingekerkert“

  1. 23 Jahre die Zeit totschlagen, das mag man sich kaum vorstellen.

    Andererseits: Was wäre, wenn die Familie/das Krankenhaus hier keine Geduld gehabt hätte und darum gebeten hätte, ihn von seinem Leiden erlösen zu dürfen? Für mich wirft diese Geschichte auch ein ganz neues Licht auf Sterbehilfe – und wie schwer es sein kann abzuschätzen, ob sie wirklich gerechtfertigt ist.

  2. Na ja – ich frage mich, ob ein Patient sich in so einer Situation nicht selbst manchmal wünscht, dass das ein schnelles Ende nimmt?

  3. Aber wie will man es einschätzen von Außen?
    Ist ein schwieriges Thema. Gegen aktive bin ich auf jeden Fall.
    Auf der anderen Seite ist es eben fraglich wie lange man jemanden mit einer schweren Krankheit denn noch mit unserer modernen Medizin irgendwie am Leben halten sollte. Also welches Leben man eigentlich noch hat vollgepumpt mit Medikamenten und an Maschinen angeschlossen.
    Da ist es auf jeden Fall schön, wenn jemand sich selbst mitteilen kann. Ein langjähriges Koma ist so oder so übel.
    Erinnert mich auch etwas an die Frau die fast 60 Jahre in der eisernen Lunge war, und dann an einem Stromausfall gestorben ist. Die wollte aber ja auf jeden Fall weiter leben.
    http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,658500,00.html

  4. Ich finde das auch äußerst beunruhigend und ein bisschen spooky… 23 Jahre lang, meine Güte!

    Hoffentlich ändert sich dadurch generell etwas für Komapatienten – also, so von wegen: Mehr Acht geben und hinsehen, ob die Diagnose auch wirklich stimmt. Für mich wirft das auch ein bisschen die Frage danach auf, wie viel Zeit und Engagement sich Pfleger und Ärzte für ihre Patienten eigentlich noch leisten dürfen.

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