Glaubenskriege ums Essen? Ein biblisches Schlaglicht

Wenige Themen eignen sich so hervorragend dazu, Menschen auf die Palme zu bringen, wie das Essen. Boris Johnson begann einst seinen Glaubenskrieg gegen die EU mit der ebenso dreisten wie effektiven Lüge, Brüssel wolle den Briten den Genuss von Kartoffelchips mit Krabbencocktail-Geschmack verbieten. Hierzulande wird im Sommerloch auf der einen Seite über vegane Burger und den Klimaschutz diskutiert, auf der anderen Seite wird der Konsum von deutschem Schweineschnitzel (gern mit Antibiotika oder Hormonen, solange es deutsche Hormone sind…) zum sakrosankten Kulturgut überhöht und Vegetarier wie Muslime zu Staatsfeinden abgestempelt.

Photo by Sebastian Holgado on Unsplash

Wie viel entspannter man sich der Sache auch nähern kann, zeigt ein Bibeltext, über den ich diese Woch eher zufällig gestolpert bin: Im ersten Kapitel des Danielbuchs wird von jungen judäischen Exulanten erzählt, die auf den Dienst am babylonischen Königshof vorbereitet werden. Das Essen, das dort gereicht wird, erhalten sie auch selbst. Doch leider ist der Fleischanteil (und der Wein) nicht mit ihren jüdischen Reinheitsvorschriften in Einklang zu bringen. Sie bitten darum, auf das Fleisch verzichten zu dürfen:

Versuch’s doch mit deinen Knechten zehn Tage und lass uns Gemüse zu essen und Wasser zu trinken geben.

Daniel 1,12

Der Kämmerer ist besorgt, dass seine Schützlinge verwahrlost und abgemagert erscheinen könnten. Aber auf ein Experiment über zehn Tage lässt er sich ein. Am Ende schauen die Probanden besser und gesünder aus als alle anderen. So gut, dass sie dem König auffallen und sein Vertrauen gewinnen.

Die Botschaft damals war: Gott beschützt die Gerechten, die sein Gesetz halten. Treue zahlt sich aus. Wir heute können daraus lernen:

  • Fleisch (egal welches) zu essen ist kein Bestandteil göttlicher Schöpfungsordnung (wenn man mit dem Begriff überhaupt arbeiten will).
  • Wenn jemand aus Glaubens- und Gewissensgründen auf bestimmte Nahrungsmittel verzichtet, dann ist das zu respektieren und zu ermöglichen. Egal, ob es sich um Juden, Muslime oder konfessionslose Veganer handelt.
  • Bevor wir mit Kriegsgeschrei auf die prinzipielle Ebene gehen und dort unauflösliche Konflikte herbeiphantasieren, die nur durch Sieg der einen Partei und Niederlage der anderen zu lösen sind, könnten wir einfach mal pragmatisch experimentieren und schauen, was für Win-win-Lösungen möglich sind.
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