Die Zeit zur Beobachtung, dass ein Zusammenhang zwischen Geburtenrate und vitaler, also aktiv (!) gelebter Religiosität nachweisbar ist, während familienpolitische Maßnahmen weitgehend wirkungslos bleiben:
Wer den Glauben an die Familienpolitik verloren hat, aber zum Glauben an Gott nicht zurückkehren will, kann auch für eine massive Einwanderung plädieren und für eine rasche Aufnahme der Türkei in die EU.
Vielleicht hat die Differenz nicht nur mit dem Gehorsam gegenüber dem Gebot zur Fruchtbarkeit (oder gar dem Argwohn gegenüber Verhütung) zu tun – vielleicht funktioniert nämlich „seid fruchtbar!“ ebenso wenig wie das zitierte „sei spontan!“ – sondern mit einer Lebensperspektive der Hoffnung und der Überzeugung, dass Liebe nicht allein bleibt. Also weniger Gottes Forderung als vielmehr sein Vorbild?
Und dass Glaube an Gott nur als „Rückkehr“ zu vermeintlich überwundenen Vorstufen im Blick ist, fand ich doch auch sehr auffallend. Säkularisierungsthese alive and well…
Wer nicht (oder doch) zum Glauben an Gott zurückkehren will, der muss diesen Glauben zumindest mal gehabt haben… ich bezweifle, dass das auf die Mehrzahl unserer Landsleute zutrifft. Insoweit kann es schon sein, dass der Zeit-Autor (unbewusst?) den Gott-Glauben als etwas Rückständiges ansieht.
Ich denke das hat was mit Verbindlichkeit zu tun.
* Mein DSL-Anschluss kann ich innerhalb eines Monats kündigen.
* Mein Zeitvertrag läuft noch 6 Monate. Wo und ob ich danach noch arbeite steht in den Sternen.
* Meiner Gewerkschaft zum Quartal.
* Mein Diensplan bekomme ich 14 Tage vor her.
Kinder sind formal mit 18 Volljährig. Mit Harz-IV ziehen sie frühestens mit 25 aus. Rechnen wir die Schwangerschaft (9 Mon.) drauf sind wir bei über einem 1/4 Jahrhundert. Da muss/sollte man dann eben schon einer “kollektive Zwangsneurose.” (Anspielung auf die Diskussion um Heinz Gess) haben, wenn man sich auf solange „Kündigungsfristen“ einlassen will. Und wenn man dann jemanden findet, wo man vermutet, das er unheilbar an der selben “kollektive Zwangsneurose.” leidet, wie man selbst, gibt einen das doch eine gewisse Illusion der Sicherheit, die man brauch um sich auf ein solchen Abenteuer ein zu lassen – oder?
@Olaf
Ein guter Gedanke, Verbindlichkeit in dieser Form ist heute schon eine fast verwegen mutige Festlegung mit ungewissem Ausgang.
„Ja, mit Gottes Hilfe“ steht nicht von ungefähr meist am Anfang der Familiengründungsphase. Wer auf göttlichen Beistand vertraut, traut sich mehr zu, weil er sich nicht allein weiß.
Wie wird besagter Zusammenhang (den ich auch vorher erahnt hatte) eigentlich erhoben?
vielleicht liegt es einfach daran, dass sich gläubige menschen viel weniger im materialismus verwurzelt sehen und ergo dessen ihr fokus viel stärker auf den nichtmateriellen gewinn, den eine funktionierende familie mit sich bringt, gerichtet ist, als auf die materiellen einbußen?