Fanatismus: einige zwiespältige Argumente

Ein Dauerthema dieses Blogs ist die Frage, wie Christen in einer pluralistischen Gesellschaft dem Evangelium entsprechend leben können. Insofern sind Fanatismus und Toleranz zwei Begriffe, die ständig am Horizont erscheinen. Ob es sich um Kreuze und Kopftücher handelt, Sarrazin und die Integration, islamistischen Terror und westliche Reaktionen, Ökumene, Umgang mit Homosexualität und vieles mehr.

Hier vernünftige Grenzen zu ziehen und Unterscheidungen zu treffen ist wichtig – und folgenreich. Hin und wieder benutzen wohlmeinende Zeitgenossen dabei hochbrisante Argumentationsmuster. Vielleicht kann das auch gar nicht ausbleiben, wenn man sich auf dieses zerklüftete Terrain begibt. Trotzdem ist es gut, wenn man das Risiko wenigstens ahnt.

Wenn ich also im Folgenden ein paar Stichworte aus Hubert Schleicherts Wie man mit Fundamentalisten diskutiert, ohne den Verstand zu verlieren aufgreife, dann kann man das im Blick auf christlichen Fundamentalismus hören (den gibt es seltener in einer echt militanten, häufiger in einer dogmatischen Variante, die allerdings auch handfeste politische Konsequenzen hat), man kann es aber auch im Blick auf islamische Hardliner, dogmatischen Atheismus wie Christopher Hitchens oder, um einmal ein ganz anderes Beispiel zu wählen, auch mal im Blick auf die Diskussion, wie eine Demokratie mit Neonazis und anderen Verfassungsfeinden umgehen soll.

Keines dieser Argumente, sagt Schleichert, ist in sich rundweg falsch oder kategorisch abzulehnen. Er exerziert es zudem am Beispiel von Calvin und Augustinus vor, nicht weil die besonders böse Menschen waren, sondern weil es lange genug her ist, so dass niemand sich sofort auf den Schlips getreten fühlen muss.

Da ist zunächst das Gefährdungsargument: der Häretiker (oder Abtrünnige/Andersdenkende) wendet sich gegen die Wahrheit, die ihm bereits klar vor Augen stand. Dass das größeren Anstoß erregt, als wenn jemand den Glauben (egal an was genau) schlicht ignoriert oder missversteht, liegt auf der Hand. Es stellt, so Schleichert, „die innere Wirksamkeit der christlichen Doktrin in Frage“ (S. 70). Nur mal so: Nach 1945 Nazi zu sein ist schlimmer als vorher – oder?

Spannend ist in diesem Zusammenhang auch das folgende Zitat aus neuerer Zeit von Karl Rahner – es wäre interessant zu wissen, ob sich kirchliche Sektenbeauftragte heute darauf noch beziehen:

Wer für den unmittelbar tödlichen Ernst einer Entscheidung darüber, ob dieser oder jener Satz wahr ist, keinen Sinn hat, der kann die christliche Einschätzung der Häresie nicht verstehen. […]. Denn hier wird die absolute Wahrheit, die schon in geschichtlich eindeutiger Weise ausgesprochen gegeben war, verloren […].
Das Heidentum […] bedeutet keine Gefahr für den Christen, der sich schlicht als weitergekommen, überlegen […] ansehen kann. Aber all das ist anders beim Häretiker: […] er verlässt das Ziel und gibt dabei vor, es allein zu besitzen. Ihm Gutgläubigkeit zuzubilligen, fällt daher dem Christentum schwerer als dem […] Ungläubigen gegenüber […]. Wie sollte er schuldlos […] das richtige und das gefälschte Christentum nicht auseinanderkennen? Er ist der Gefährlichste: er bekämpft die wirkliche und endgültige Wahrheit.

Es folgt das Hirtenargument, das bei Augustinus klassisch so lautet: Wer seinen Freund in einem Anfall von Fieberwahn auf einen Abgrund zulaufen sähe, würde ihn auch mit allen Mitteln davon abhalten, sich hinunterzustürzen: „Wer einen Tobsüchtigen bindet und einen Schlafsüchtigen aufrüttelt, fällt beiden lästig und liebt doch beide.“ Zugleich muss der verantwortungsvolle Hirte aber noch einen Schritt weitergehen, und darf die Wölfe zum Schutz der Herde nicht schonen.

Repression (lassen wir die Mittel einmal offen) wird gerechtfertigt gegen den Hinweis, dass sie noch lange bzw. an sich kein Umdenken bewirkt, sondern höchstens Heuchelei. Man kann auch an Guantanamo denken, wenn Schleichert hier Beza (er nennt ihn seltsamerweise Bezelius) zitiert mit den Worten aus de haereticis: „Nicht um von ihnen gewaltsam (…) falsche Reue zu erzwingen (werden Häretiker gestraft), sondern damit die Obrigkeit wahrhaft Gott dient (…) und die öffentliche Ordnung, die Lehre und die Sitten bewahrt bleiben.“

Das Gute rechtfertigt für Augustinus auch extreme Mittel: „Die Schläge des Freundes sind besser als die Küsse des Feindes“, das wusste schon Salomo (Spr 27,6). Zwang, der zum Guten dient, ist also etwas ganz anderes als Zwang zum Bösen. Folglich ist Gewalt gegen rechtgläubige Märtyrer qualitativ anders als Gewalt gegen Gotteslästerer. Das würden ein paar Millionen Muslime im Blick auf Kurt Westergaard vielleicht ähnlich sehen. Manche von ihnen verstehen womöglich auch

Toleranz als Ausdruck von Schwäche. Calvin etwa lehnte es ab, dem Beispiel des Gamaliel zu folgen (Apg. 5,34ff), denn dessen Zögern habe nur darauf beruht, dass er zweifelte und daraus die irrige Schlussfolgerung zog, man müsse Gott das Urteil überlassen, so würde sich das Gute von selbst durchsetzen. Manche Polemik gegen „liberale Theologie“ folgt ja derselben Spur: „Wenn die nichts mehr glauben, brauchen sie auch nichts zu verteidigen.“

Beliebt ist auch die Kriminalisierung. Dann wird der Andersdenkende zum Gotteslästerer, seine Theologie zur Blasphemie, er wird als Klassenfeind, Spion oder Kollaborateur verdächtigt. Der Homosexuelle wird zum wahrscheinlichen Kinderschänder, der Loveparade-Besucher zum schamlosen Lüstling, der Nazi per se als so dumm, zurückgeblieben oder geisteskrank hingestellt, dass man ihn zum Schutz der Allgemeinheit wohl doch besser wegsperren sollte. Nur um nicht falsch verstanden zu werden: Bei Neonazis und ihren Organisationen kommen wir tatsächlich kaum umhin, zu fragen, wo die Grenze zur kriminellen Vereinigung überschritten wird. Nur liegt die Dämonisierung anderer auch nicht weit von der Kriminalisierung weg, und die gibt es im frommen Spektrum viel häufiger.

Ein anderer Aspekt sind Denk- und Zweifelsverbote. Ob der Begriff in der Sarrazin-Debatte angebracht war, darüber kann man streiten. Calvins Opus gegen die Irrlehrer schließt mit einer Verwünschung ihrer „viehischen Spitzfindigkeiten“ – folglich erscheint ihm auch schon der suspekt, der Milde für die Abweichler fordert. In manchen christlichen Kreisen betrifft das Denkverbot die Evolutionslehre oder die Frage, wie eng man die Inspiration der Schrift zu verstehen hat, oder man verbietet den Widerspruch gegen bestimmte kanonische Autoritäten und sanktioniert das entsprechend.

Zum Schluss nennt Schleichert noch das Distanzierungargument: Der Rechtgläubige verfolgt den Häretiker nur aus Pflicht und aus Liebe, und nicht aus Selbstgerechtigkeit oder weil ihm das klammheimlich Spaß macht und Genugtuung verschafft. Solche Leute gibt es auch, aber mit denen hat der Gerechte nichts zu tun. Aktuell könnte man folgern: Es gibt Leute, die wollen muslimische Einwanderer aus dem Land oder aus der Öffentlichkeit bzw. den Sozialkassen verbannen (oder zur Assimilation drängen), weil sie Angst haben, oder neidisch sind, oder einen Sündenbock brauchen. Andere tun das aus tiefer, selbstloser Sorge um das Gemeinwohl.

So weit der spärlich kommentierte Überblick. Über die Folgen mache ich mir noch Gedanken, lese weiter und melde mich dann wieder an dieser Stelle. Wem langweilig ist oder wer das Thema vertiefen möchte, kann hier einen anregenden Artikel von John Milbank über Christentum, Aufklärung und Islam lesen

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10 Antworten auf „Fanatismus: einige zwiespältige Argumente“

  1. rahner tätigt hier ein paar hochproblematische aussagen.

    1. der christ sei dem „heiden“ „überlegen“, weil er „weiter gekommen“ sei.

    ein satz mit gleich mehreren irrtümern und denkfehlern. der terminus „heiden“ bezeichnet alle nichtjuden, und nicht alle nichtchristen. wir alle, die wir nicht zu gottes bundesvolk gehören, sind „heiden“, als christen allerdings „bekehrte heiden“. hochgradig problematisch wird es allerdings, wenn christen sich selbst als „überlegen“ und „weiter gekommen“ sehen. das steht in eklatantem widerspruch zur zentralaussage des evangeliums, die da lautet, dass kein mensch vor gott bestehen kann, und dass es uns einzig und alleine gottes gnade ermöglicht, dass wir trotz unserer abkehr von ihm mit ihm wieder in beziehung treten können. aus dem akzeptieren des gnadenaktes gottes irgendeine leistung oder überlegenheit konstruieren zu wollen, ist also selbst eine gefährliche häresie, weil sie ein völlig falsches selbstbild des christen stützt, das uns die tür zu den menschen um uns herum zuschlägt. wer lässt sich schon gern von jemandem „anpredigen“, der überzeugt ist, „überlegen“ zu sein…??? kein wunder, wenn solche „evangelisation“ im zeitalter der postmoderne weitgehend wirkungslos bleibt….

    2. der häretiker sei der „gefährlichste“, weil er die wirkliche und endgültige wahrheit.

    hinter diesem satz sehe ich ein gerüttelt maß an selbstüberschätzung. denn was IST denn die „wirkliche“ und „endgültige“ wahrheit? und wie weit können wir sie als fehlbare menschen überhaupt begreifen? paulus sagt: mehr als ein verzerrtes und verschwommenes abbild schaffen wir nicht. in diesem sinne sollten wir sehr, sehr vorsichtig sein mit dem begriff der häresie. vieles, was damit gebrandmarkt wurde, hatte und hat mit dem kern des evangeliums nur wenig bis gar nichts zu tun, viel zu oft ging es dabei lediglich um theologische spitzfindigkeiten, die für die persönliche nachfolge des einzelnen (und um die geht es doch *eigentlich*) völlig irrelevant sind.

    des weiteren sehe ich dahinter ein zutiefst menschliches bild von gott: als ob es unsere aufgabe wäre, für die „reinheit der lehre“ und die „ewige wahrheit“ zu kämpfen. wie klein und ohnmächtig ist eigentlich ein gott, der es nötig hat, sich von uns verteidigen zu lassen? gott ist da um einiges souveräner und barmherziger als wir menschen. man lese nach im buch der könige, wie oft gott gnade vor recht ergehen hat lassen, und wie gott niemals mit einem blitzartigen „kopf ab“ reagiert hat, selbst auf furchtbare könige. selbst ein manasse wurde von gott begnadigt, als er umkehrte. menschen, die sich bewusst wieder von gott abwenden, oder die bewusst an schädlichen meinungen festhalten, sind eine sehr kleine minderheit. und in den allermeisten fällen wird das disaster ohnehin im leben dieser menschen klar sichtbar. zerstörte familien, beruflicher niedergang, schwere verschuldung, u.v.a.m. zeigen es oft genug mehr als deutlich, dass im leben dieser menschen die dinge gröber aus dem ruder gelaufen sind. nicht umsonst sagt christus immer wieder: sie sprechen sich selbst das urteil. und müssen irgendwann die konsequenzen all ihrer irrtümer tragen. ich hab es einige male selbst gesehen, dass diese dinge kein böser wunsch sind, sondern immer wieder im leben von menschen geschehen, wenn sie zu lange in eine falsche richtung gehen und sich standhaft weigern, umzudenken.

    wie wir in einer pluralistischen gesellschaft unseren glauben leben sollen? so wie wir das immer schon tun hätten sollen: nicht als dogmatisches lehrgebäude, sondern als gelebte beziehung zu dem gott, der himmel und erde geschaffen hat. die alleine kann uns die sicherheit geben, die wir brauchen, um auch noch mit viel schlimmeren dingen klar zu kommen, als dem bisserl lauen gegenwind, dem wir hier ausgesetzt sind, weil bei uns das christentum halt nimmer gesellschaftlicher konsens ist. im vergleich zu anderen ländern, wo christen verfolgt und ermordet werden, nur weil sie christen sind, sind wir in unseren breiten fürwahr auf rosen gebettet. wir sollten lieber froh und dankbar für den gegenwind sein, weil er uns zwingt, uns wieder auf das wesentliche zu besinnen, mit den unseligen streitereien und diskussionen aufzuhören, und das, was uns als christen verbindet, endlich wieder über das trennende zu stellen.

    die „häresie“ ist fürwahr nicht unsere größtes problem…

  2. @yumiyoshi: Ich war auch erstaunt, dass Rahner so etwas geschrieben hat, und bin mir auch nicht sicher, ob er bei diese Meinung geblieben ist. Es ist zum Glück 50 Jahre her…

  3. Hallo Peter,
    find ich einen sehr guten Artikel, da er sehr viele Aspekte beleuchtet und viel Raum für Diskussionen eröffnet.

    Es scheint ja immer um das Verhältnis von Etablierten auf der einen und Häretikern auf der anderen Seite zu gehen.
    Ich frage mich gerade, welche Rolle Evangelikale einnehmen, die der Etablierten oder die der Häretiker? Das hängt wohl immer von der Situation und der eigenen Sichtweise ab.

    Nehmen wir das Thema Homosexualität, so sind a) aus Sicht der Evangelikalen die praktizierenden Homosexuellen (oder noch allgemeiner: die Gesellschaft, die das toleriert) die Häretiker, die es wagen, sich gegen ihr Verständnis des Wortes Gottes zu erheben. b) Aus Sicht der Gesellschaft sind dagegen Evangelikale die Häretiker, weil sie es wagen, gelebte Homosexualität als Sünde zu bezeichnen.

    Insofern kann man sämtliche Argumente die du nennst, in Situation a) und b) betrachten, jeweils mit vertauschten Rollen (und analog bei zahlreichen anderen Kontroversen, etwa Sarrazin).

    Bin gespannt auf vertiefende Beiträge 🙂

  4. @Thomas: Dein Beispiel trifft das Dilemma ganz gut. Jede Gemeinschaft hat Überzeugungen, die sie hütet, doch neben der Gefahr eine zu großen Weite droht auch die zu große Enge. Minderheiten (und dazu gehören gesellschaftlich bei uns die Evangelikalen) neigen wohl eher dazu, aus der erfahrenen Ablehnung von außen eine noch größere Enge nach innen hin zu schaffen. Ähnlich ging es manchen Brüdergemeinden in der UdSSR und der Täuferbewegung, die sich in kurzer Zeit in viele Splittergruppen zerlegte.

  5. Lieber Thomas,
    Standpunkte nicht-menschenfürchtiger Wiedergeborener werden durch Überzeugungen von Gemeinschaften regelrecht überall an den Rand gedrängt. Innerhalb demokratischer Ordnungen ist das nicht schwer. Die eigentlichen geistlichen Kämpfe spiegeln sich deshalb nicht in Auseinandersetzungen mit der Welt wieder, sondern ganau in unseren Gemeinschaften.
    Israel war als Ethnie von den Nationen gehasst und verfolgt. Das wirkliche Problem zeigte aber erst in der Rede des Stephanus ihr wahres Gesicht. Ein häretisches Musterbeispiel.
    Apgotelgeschichte 7,52
    52 Welchen Propheten haben eure Väter nicht verfolgt? Und sie haben die getötet, die vorher das Kommen des Gerechten ankündigten, dessen Verräter und Mörder ihr nun geworden seid
    Für Wiedergeborene gilt: Johannes 8,31-32; 1. Korinther 10,23; 1. Korintther 15,55; Römer 13,8 u.m.

  6. @Thomas: Dieter gibt uns ein wunderbares Beispiel für ein lückenloses System
    – es gibt eine absolute Wahrheit (das setzt er stillschweigend voraus)
    – diese Wahrheit ist nur Wiedergeborenen zugänglich
    – wer wiedergeboren ist, das kann nur ein Wiedergeborener beurteilen (Dieter zum Beispiel)
    – da Nichtwiedergeborene Feinde Gottes und der Wahrheit sind, hassen und verfolgen sie Wiedergeborene prinzipiell
    – Wiedergeborene, die nicht gehasst und verfolgt werden, sind potenzielle Abweichler, weil sie von „Menschenfurcht“ infiziert sind und sich nicht tapfer genug zur Wahrheit bekennen
    – daher dreht sich der eigentlich geistliche Kampf darum, intern alle auf der harten Linie zu halten
    Calvin und Beza hätten ihre helle Freude, wenn sie das lesen könnten 🙂

  7. @Peter: Bist Du sicher, dass Du Dieter richtig verstanden hast? Ich habe nicht ganz verstanden, was er sagen wollte, habe es aber auf jeden Fall anders verstanden als Du. Dieter, kannst Du nochmal genauer darlegen, was Du sagen wolltest?

  8. @Dieter: mir fällt es leider auch schwer zu verstehen, was du sagen wolltest

    @Peter: ich versuche mal meine Gedanken noch etwas weiterzuführen.

    Ich selber befinde mich glücklicherweise weniger in der Position eines von fundamentalistischen Evangelikalen geschmähten Häretikers, auch wenn ich vieles ähnlich sehe, wie du, Peter. Aus meiner die Diskussion eher beobachtenden Position habe ich den Eindruck, dass weit weniger Gefahr von überdrehenden Evangelikalen ausgeht, als von der Gefahr, dass evangelikale Positionen (die ja nicht alle schlecht sind) mundtot gemacht werden.

    Vielleicht ist das Thema Abtreibung ein besseres Beispiel um das deutlich zu machen. Hier herrscht offensichtlich ein gesellschaftliches Tabu und Christen sind fast die einzigen, die an der aktuellen Praxis Kritik üben. Es reicht heute zu sagen, dass jemand ein Abtreibungsgegner ist, um ihn zu diskreditieren. Das ist mir völlig unverständlich. Dabei braucht man nun wirklich keine Bibelzitate um eine Position gegen Abtreibung zu rechtfertigen.

    Und leider findet man sich, wenn man ernsthaft sachlich und differenziert diskutieren will, zwischen den Fronten wieder: für die Gesellschaft ist man fundamentalistischer Häretiker, für die streng gläubigen ein liberaler Häretiker. Daher bin ich froh, nicht in der Öffentlichkeit stehen zu müssen. Schwarz-Weiß-Denken ist bei weitem kein alleiniges Kennzeichen für Evangelikale, sondern viel mehr ein gesamtgesellschaftliches Problem. Und ein Großteil der Medien trägt ihren Teil dazu bei, dass das so bleibt.

    Daher bin ich der Meinung dass man die Diskussion über die zwiespältigen Argumente nicht auf die vermeintlichen Fundamentalisten beschränken sollte. Es gibt viele Arten von Fundamentalismus, nur werden sie oft nicht so benannt. Und man fällt auch selber nur zu leicht in genau die Verhaltensmuster, die man eigentlich bei anderen bekämpfen wollte.

  9. @Thomas: Ich glaube, was echt helfen würde, wäre, wenn Christen von einer Dagegen-Haltung weg und hin zu einer konstruktiven Haltung kommen würden. Beim Thema Abtreibung kann das z.B. so aussehen, dass man sich anschaut, welche Umstände zu Abtreibungen führen und versucht, Maßnahmen dagegen zu stärken (z.B. für ein positives Bild von Frauen in der Gesellschaft zu werben, die ihr Kind zur Adoption freigeben). Leider werden Christen oft eher als Meister Proper für die Welt, denn als Salz für die Welt wahrgenommen.

  10. @Thomas – ich beschränke das keinesfalls auf Evangelikale, vgl. hier.

    Das Problem mit allen Variationen ist, dass sie für Zwischentöne und interne Kritik kaum empfänglich sind, und man deshalb, wie Du sagst, zwischen die Fronten der jeweiligen Auseinandersetzung gerät.

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