Die Zukunft der emerging church

Phyllis Tickle (vielleicht das weibliche Pendant zu Richard Foster) hat sich interessante Gedanken zu der Frage gemacht, wohin die emerging church unterwegs ist. Vielleicht etwas holzschnittartig und vielleicht auch sehr aus der US-Perspektive betrachtet, aber trotzdem interessant:

Der eine ist, dass die postkonfessionelle und damit auch postprotestantische Ära anbricht. Der Protestantismus hat die Führungsrolle von der katholischen Kirche, diese hatte sie wiederum von der Ostkirche übernommen. Eine kirchengeschichtliche Verschiebung nach Westen bzw. Norden, die nun am Ende angekommen ist bzw. vor einer neuen Verzweigung steht.

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In den USA sieht Tickle vier “Quadranten” der Christenheit:

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Den evangelikalen mit einem politischen Schwerpunkt, den charismatisch-pfingstlichen mit dem religiösen Schwerpunkt, den liberalen (sie nennt es mainline) mit einem ausgeprägten sozialen Bewusstsein und das reiche Erbe der liturgischen Traditionen. Dies alles beginnt sich nun zu mischen (sie sollte ein buntes Diagramm daraus machen und es an den C&P Verlag lizensieren. Ich hab oben mal einen Vorschlag – der wäre nebenbei auch ein ganz nettes Logo, oder?).

Die Mischung – oder besser: Integration – dieser Elemente findet weder im nur Kopf noch hauptsächlich im Gefühl statt, sondern in der Kraft des Lebens, wo er konkrete Gestalt annimmt (d.h. sich “inkarniert”). Der Gedanke gefällt mir ausgesprochen gut.

Ob das nun, wie Tickle aufgrund einer leicht verwegenen Schematisierung der Geschichte meint, die große Reformation bzw. das Modell für die nächsten 500 Jahre wird, darüber werden andere urteilen. Heute muss jeder entscheiden, was unter den gegebenen Umständen sinnvoll ist. Das an sich ist ja auch schon etwas. Aber was meint Ihr so, als Europäer?

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6 Antworten auf „Die Zukunft der emerging church“

  1. Habe den Artikel auch gelesen. Hat Luther oder haben die Mönche auch gesagt und geglaubt, dass ihr Kirchenmodell, ihre Theologie die nächsten Jahrhunderte bestimmen wird? Ist das oft nicht erst aus der Rückwärtsperspektive so erkennnbar? Darum halte ich die Aussagen von Tickle für etwas vermessen. Wird eine Bewegung (EC) nicht unter Druck gesetzt, bzw. überfrachtet, wenn sie DAS neue Ding seit 500 Jahren sein soll. Solchen Progosen bin ich skeptisch. Ich würde eher sagen, lasst uns glauben, leben und handeln und wenn schlussendlich so etwas wie eine zweite oder dritte Reformation entsteht: praise God! Wenn nicht, dann lasst uns auch glauben, leben und handeln….

  2. Das Logo find ich nicht übel. Integration ist aber tatsächlich besser als Mischung! Sonst wird alles graubraun. So wie in der Mitte der Spirale. Ich stelle mir da eher so ein mosaikartiges Muster vor (bin aber nicht in der Lage, das zu designen).

  3. @Mike,

    natürlich konnte Luther u.a. das nicht erahnen. Tickle schreibt ja auch:

    „For the first time we’ve done it in an age of media where we are historically informed and we can perceive the pattern, and for the first time we’ve had the ability to talk to each other, to be self-conscious about what is happening, and be somewhat intentional.“

    Ich bin mir nicht sicher, wie sich eine Vermischung manifestieren wird. Ich halte die Europäer auch für viel konservativer und glaube nicht, dass das so integrativ werden könnte wie in den USA.

    Andererseits scheint mir das irgendwie auch wieder von hinten gedacht. Ich glaube, das es ein Bedürnis sein könnte, eher mal bei den Grundlagen des Glaubens neu anzufangen und zu sehen, wie sich das übersetzen oder nutzen lässt. Vielleicht kann man dann später sehen, dass es Strömungen sind, die bereits vorhanden waren.

    Deutschland sehe ich aber noch GANZ weit davon enfernt, über Em.Ch. eine Erweckung zu erleben. Ich bin fast sicher, das 70% der aktiven Christen noch nichtmal den Begriff gehört haben.

  4. @ Toby: Ist vielleicht eine andere Situation hier, weil historische Formen immer stärker waren als in den USA ohne große traditionelle Wurzeln. Vielleicht wird Europa da auch kreativer – die Beispiele, die Bolger/Gibbs aus GB bringen, deuten das für mein Empfinden an. Da habe ich schon Auseinandersetzung mit Postmoderne erlebt, als es noch keine „Emergents“ in den USA gab.

    Schließlich: Es ist noch nicht so lange her (15 Jahre), da hatte hier keiner was von Willow Creek gehört…

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