Deutsch zum Abgewöhnen (7): „beinhalten“

Ich habe nie verstanden, welches Bein ich nun halten soll: das rechte oder das linke? Die Formulierung enthält schlicht keine Information darüber. Noch besser aber ist die dritte Person Singular: „beinhaltet“. Bei be/in/halten wäre doch „beinhält“ zu erwarten.

Wenn aber Zeit Geld und Zen-Ästhetik in ist, warum nicht die vier Silben „be-in-hal-tet“ auf das schlichte und elegante „enthält“ oder „schließt ein“ verkürzen und damit Ruhe in den holpernden Sprachfluss bringen?

Manche Verben drohen allmählich auszusterben. „Beinhalten“ stammt ja von dem Substantiv „Inhalt“ der wiederum von „enthalten“ kommt. Da wäre Enthaltsamkeit angebracht oder eben der Rückgriff auf das Ursprungsverb. Im Zweifelsfall lieber Mund halten als Bein halten…

Tja, kann man nun sagen, wenn die Mehrheit ein Wort so verwendet, ist es per definitionem richtig. Meinetwegen ist es nicht falsch, aber schön ist es trotzdem nicht. Nur „gedownloaded“ ist noch grässlicher.

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6 Antworten auf „Deutsch zum Abgewöhnen (7): „beinhalten““

  1. Jetzt soll man also ein Wort nicht mehr verwenden, nur weil es regelmäßig gebeugt wird während die meisten anderen verwandeten Verben unregelmäßig sind? Man kann ja über die Eigenarten der deutschen Sprache stöhnen, das ist halt historisch gewachsen. Aber deswegen will ich meinen Wortschatz nicht einschränken. Dann müsste ich genauso auf das Wort „beantragen“ verzichten, wahrscheinlich fallen einem noch mehr Beispiele ein.

    Außerdem ist beinhalten etwas anderes als enthalten. Z.B. kann ein Kochbuch italienische Küche beinhalten aber nicht enthalten (aber wäre vielleicht mal was neues).

    Wenn man was verbessern will, dann meinetwegen die Grammatik vereinfachen (was natürlich nicht durchzusetzen ist), aber aus grammatischen Gründen die Ausdrucksmöglichkeiten der Sprache einschränken finde ich albern.

  2. Die päpstliche Beinhaltung beinhaltet für die verschiedenen Standarten auch unterschiedliche Standarten. 🙂

  3. Gerade eben im Wetterbericht gehört (und nur etwas OT):
    „…und nachmittags Sonne, bevorzugt im Norden.“ – wenn ich die erwische, die die Sonne im Norden bevorzugen…

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