Der Tag des Friedens (Kapstadt Teil 2)

Vorab ein paar Dinge zum Kongress allgemein: Die vielen freiwilligen Helfer beeindrucken durch ihre Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft. Außer dem schwachen Internetzugang ist alles sehr gut organisiert für uns Teilnehmer. Und fast alle sagen, dass die Tischgruppen ein echtes Highlight sind. Wir sind zu viert – zwei fehlen -, aus Deutschland, der Ukraine, Ruanda und Myanmar.

Gestern Nachmittag traf ich die Dame wieder, die von Paris nach Johannesburg neben mir im Flieger gesessen hatte. Sie kommt aus Spanien und wir hatten uns beide im Stillen schon gefragt, ob der andere auch zu diesem Kongress reist, aber keiner hat gefragt. Nun wissen wir es.

Der zweite Tag begann deutlich verbessert. Gestern Abend hatten wir ein paar Schlaglichter aus Asien gehört, über erstaunliches Wachstum der Kirchen und die Schwierigkeiten von Christen in China oder Indien, mit einem sehr bewegenden Zeugnis einer jungen Nordkoreanerin. Heute knüpften wir an, indem wir Epheser 2 lasen, von der neuen Menschheit, an der Gott arbeitet und in der alte Trennungen überwunden sind.

Ruth Padilla legte – als erste Frau, die ausführlich zu Wort kam -, eine fantastische Bibelarbeit hin. Wenn die Lausanne-Website wieder geht, wäre das mein ganz heißer Tipp zum Nachhören. Sie entfaltete, wie Gott in Christus Frieden schafft und wie dieser Friede unter und durch Christen konkret wird. Das ist auch im Kontext der Integrationsdebatte in Deutschland sehr hörenswert.

Es folgten kürzere Berichte aus Indien zur Situation der Dalit in Indien, die einen großen Teil der Menschen ausmachen, die auch noch im 21. Jahrhundert wie Sklaven leben. Aber es gibt auch Zeichen der Hoffnung dort. Und alle Westler wurden von Brenda Salter-McNeil herausgefordert, an der eigenen Glaubwürdigkeit zu arbeiten. Der anschließende Bericht aus Ruanda zu den Hintergründen des Genozids an den Tutsis (ich hatte das letzte Woche schon erwähnt) wurde durch unser Tischgespräch mit dem Bruder aus Ruanda noch vertieft. Die Christen sind dort bei allen Erfolgen bei der Versöhnung immer noch dabei, ihre Glaubwürdigkeit zurückzugewinnen.

Ich habe noch einige gute Gespräche zu gestern geführt und festgestellt, dass viele die gleichen Frustrationen erlebt haben. Eine interessante theologische Beobachtung war dabei auch die, dass Guinness und Yu zwar von Gott und Christus, aber nicht vom Geist geredet hatten. Der aber ist im Neuen Testament der Schlüssel für alles Erkennen, wie die Abschiedsreden des Johannesevangeliums zeigen. Es reicht also nicht, auf Christus als den Logos hinzuweisen, der das rationale Individuum mit einer rationalen Welt verbindet und Wahrheitserkenntis begründet. Selbst die Bibel für sich genommen leistet da nicht. Der alte blinde Fleck mancher Evangelikalen schlägt hier wieder durch. Vielleicht gibt sich das ja auch noch, die „politischen“ Kompromisse gehören bei so einem Unternehmen wohl leider dazu. Aber die Menschen gleichen das wieder aus, und das ist gut so.

Ganz neu für Lausanne war auch da Thema Klimawandel. Die Multiplexsession dazu bestritt unter anderem Sir John Houghton, der dem Weltklimarat angehört und dessen Arbeit auch gegen fromme Ignoranten verteidigte. Seine Koreferenten kamen aus der Ölregion Trinidad & Tobago und aus Papua Neuguinea. Inhaltlich war nichts Neues dabei, aber Houghtons Herausforderung steht: Die Fakten sind klar und eindeutig, der Wille zum Handeln fehlt. Und die reichen Länder, die ihren Wohlstand auch billiger Energie aus fossilen Quellen verdanken, sind als erste gefragt. Mit anderen Worten: wir müssen unseren Lebensstil ändern und andere dazu motivieren, auch unsere halbherzige Regierung.

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3 Antworten auf „Der Tag des Friedens (Kapstadt Teil 2)“

  1. Zum Thema Klimawandel darf ich mal Werbung in eigener Sache machen. Habe in meiner Bachelorarbeit darüber geforscht, wer seit Lausanne 74 über das Thema Verantwortung gegenüber der Schöpfung geschrieben hat und was es dazu zu sagen gibt. Man kann die Arbeit (50 S.) gern bei mir für einen Unkostenbeitrag erwerben. Mailt mir einfach. Da tauchen Namen wie Schaefer, Großmann und Sider auf. Wir sind am Zuge was zu tun. Ich muss sagen, dass fällt mir nicht leicht. Wir brauchen da noch mehr Kreativität und Mut etwas im eigenen Leben zu verändern.

  2. Danke für die Berichte! Es ist sehr interessant zu lesen, wie du die Konferenz und das Miteinander erlebst.

    Viele Grüße an die Marburger, falls du sie triffst!

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