Die folgenden Worte sind – die Wendung erscheint gleich noch einmal – tatsächlich geborgt, aus „Man is not Alone“ von Abraham Heschel. Der Einfachheit halber habe ich sie diesmal übersetzt:
Nur wer von geborgten Worten lebt, glaubt an sein Vermögen, sich auszudrücken. Ein vernünftiger Mensch weiß, dass das Intrinsische, das Allerwesentlichste, nie ausgedrückt werden kann. Das meiste – und oft das Beste – was sich in uns abspielt, ist unser Geheimnis; wir müssen selbst damit fertig werden. (S. 4)
Alles, was wir über unser Selbst wissen, ist das, was es ausdrückt, aber das Selbst kommt nie völlig zum Ausdruck. Was wir sind, können wir gar nicht sagen; was wir werden, können wir nicht fassen. Es ist alles eine kryptische, vielsagende Metapher, die der Verstand vergeblich zu entschlüsseln sucht. Wie der brennende Busch steht das Selbst in Flammen, aber es wird nicht verzehrt. Es trägt mehr mit sich herum als nur Vernunft, es liegt in Wehen mit dem Unsagbaren. Der Mensch ist ein Bild, das irgendetwas bedeutet. Aber was? (S. 46)
Ich bin mit einem Willen ausgestattet, aber der Wille gehört mir nicht; ich bin mit Freiheit ausgestattet, aber diese Freiheit ist dem Willen auferlegt. Das Leben ist etwas, was meinen Leib besucht, eine transzendente Leihgabe; ich habe seinen Wert und Sinn weder geschaffen noch erfasst. Die Essenz dessen, was ich bin, gehört mir nicht. Ich bin, was ich nicht bin. (S. 47f.)