Vor dem Showdown?

Patrik Schwarz schreibt in der Zeit über die Antipoden Stoiber und Pauli. Vielleicht der intelligenteste Beitrag zu einer Debatte mit einer gewaltigen Eigendynamik. Hier sein Fazit am Ende:

Vielleicht ist da auch das Missverständnis zu Hause zwischen dem Ministerpräsidenten, der immer reden, und der Landrätin, die nicht hören will. Gabriele Pauli möchte einfach ihre Wahrheit sagen. Das ist viel weniger, als Edmund Stoiber glauben, und viel mehr, als er sich vorstellen kann.

Und wenn Paulo Coelho Humor hätte, wie alle wahren Weisen, würde er zum Schluss vielleicht einen Witz erzählen:
Als Edmund Stoiber Bundespräsident werden konnte, ist er davongelaufen.
Als Edmund Stoiber EU-Kommissionspräsident werden konnte, ist er davongelaufen.
Als Edmund Stoiber Superminister werden konnte, ist er davongelaufen.
Nur jetzt, wo er einfach bloß gehen müsste, da kann Edmund Stoiber plötzlich nicht mehr laufen.

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Blanke Nerven

 Wikipedia Commons 4 4E Kafka Aprox1917 Small

Das Jahrhundert seit Franz Kafkas Geburt ist geprägt von der Idee des »Modernismus« – ein für die letzten Jahrhunderte neues Selbstbewusstsein, ein Bewusstsein, neu und anders zu sein. Kafka verkörpert, sechzig Jahre nach seinem Tode, einen Aspekt der modernen Denk- und Empfindungsweise: ein Gefühl von Angst und Scham, dessen Zentrum unbestimmbar bleibt und das sich deshalb auch nicht beschwichtigen lässt; das Empfinden unendlicher Schwierigkeiten, die in den Dingen liegen und jeden Schritt behindern; eine Sensibilität, die über das Maß des Nützlichen hinausgeht, als müsse das Nervensystem, des schützenden Mantels sozialen Brauchtums und religiösen Glaubens beraubt, jede Berührung als Schmerz registrieren.

John Updike

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Zitat der Woche: Die Erfindung der Langeweile

Das folgende Zitat ist ein Nachtrag zum Thema “Erlebnisgottesdienste” und den dahinter liegenden Fragen unseres überhasteten Lebensstils (Baumbart lässt grüßen):

In der Natur gibt es keine Langeweile. Langeweile ist eine Erfindung der Beschleunigungsgesellschaft, deren Mitglieder fürchten, zu sich selbst kommen zu müssen und Leere zu finden.

Christian Schüle in der Zeit

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“Ciao Edi”

Eine Lichtgestalt kommt selten allein. Zwei Bewunderer haben eine Hommage auf unseren Ministerpräsidenten verfasst. Und weil er (mehr noch als der Kaiser) beim Reden manchmal aus dem Rhythmus kommt, haben sie das gleich etwas behoben.

Die SZ kommentierte jüngst Stoibers steile Comedy-Karriere so:

Das sprachliche Ungeschick ist sein Markenzeichen, sein Slapstickpotential. Der Comedy-Stoiber ist die unwillentliche Komplementärfigur der gewollten Verballhornungen und Verzerrungen des Deutschen. Nicht diese oder jene Stilblüte, dieser oder jener Versprecher ist sein Charakteristikum, sondern die vollständige Zerbröselung der Syntax.

So viel Unterhaltungswert würde es bei einem anderen Kandidaten vermutlich nicht mehr geben. Aber man weiß ja nie…

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Saddam und die Bibel

Andrew Jones hat sich Saddams Hinrichtungsvorbereitung bei Youtube angesehen (ich nicht, werde es auch sicher nicht tun und es gibt hier auch keinen Link dahin). Er fand die Umstände entwürdigend. Dann aber las ich bei ihm diesen Satz:

Justice is one thing and i am not against the death penalty when it is warranted.

Die Frage ist doch: wann ist sie eigentlich angebracht? Das Thema ist wieder mal ein Paradebeispiel für biblische Hermeneutik: Manche würden einfach sagen, Todesstrafe sei “biblisch”, weil sie in der Bibel vorkommt. Andere würden sagen, das sei damals vielleicht selbstverständlich gewesen, aber einige Aussagen in der Bibel weisen sehr deutlich in die Richtung, dass niemand das Recht hat, Gewalt zu übern und einem anderen das Leben zu nehmen, auch nicht im Namen der “Gerechtigkeit”, und dass im Neuen Testament der Akzent auf Versöhnung liegt statt auf Strafe.

Ich finde diese Argumentation schlüssiger. Manche Linien muss man noch etwas weiter ausziehen, manche Gedanken mutig zu Ende denken. Wenn wir beim ersten Ansatz gelieben wären, hätten wir noch Sklaven und Kopftücher. Die Trinität wäre dagegen “unbiblisch” wie bei den Zeugen Jehovas. Aber das hatten wir ja schon mal.

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Augenweide

Martina hat mir heute den Link zu e-water geschickt. Dort finden sich ein paar schön gemachte Flash-Animationen mit Gebeten und Bibelsprüchen, glücklicherweise auf Deutsch, das findet man ja nicht so oft. Der irische Segen etwa ist eine kleine Pause zum Durchatmen wert.

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Stop the Traffik

Sklaverei und Menschenhandel sind keine Probleme der Vergangenheit, sondern ein wachsender globaler Wirtschaftszweig, der dringend bekämpft werden muss.

Hier könnt Ihr die Aktion unterstützen, indem Ihr eine Erklärung unterzeichnet. Auf der englischen Website finden sich Präsentationen und Anregungen für Gebetsstationen. Sicher freuen die Initiatoren sich, wenn jemand die Sachen ins Deutsche übersetzt.

Ein (unübersetzter) Videoclip fasst die wichtigsten Anliegen zusammen:


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Spruch des Tages

Faltencremes sind Gottes Art, herauszufinden, wer wirklich dumm ist. Und wer will schon ein Gesicht, aus dem die Spuren der Erfahrungen gelöscht wurden?

Bodyshop-Gründerin Anita Roddick (64) im – auch sonst sehr lesenswerten! – Interview mit der Welt

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Unkomplizierter Typ…

Bush ist gewählt worden, weil er wirklich glaubt, was er sagt. Er wird nicht von komplizierten Gedankengängen belastet. Er ist ein Fundamentalist, und wie jeder Fundamentalist hört er nicht zu, wenn die Leute ihm etwas erzählen, was er nicht hören will. Er war nicht bei einer einzigen Beerdigung eines Soldaten, er kennt keine Empathie.

Susan Sarandon in der

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Plöde Propaganda

Heute lief ich durch Nürnberg und entdeckte ein Großplakat der Zeitarbeitsfirma Assmann, wo ein formatfüllendes weibliches Hinterteil, mit denkbar knappen Shorts bekleidet und farbbekleckst, warb – und zwar mit dem Slogan “Mal mit mir”. Vielleicht war das der wenig einfallsreiche Versuch, den Firmennamen grafisch umzusetzen. In jedem Fall suchen sie dort vermutlich Männer, die meisten Frauen mit Selbstachtung würden so einem Laden sicher einen Vogel zeigen.

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Dann an einer Bushaltestelle warb “Bild” mit dem Satz: “Papa, ich bin schwul.” Drunter war zu lesen: Jede Wahrheit braucht einen Mutigen, der sie ausspricht.

Damit stellt “Bild” die Realität der eigenen Praxis auf den Kopf. Um der Auflage willen “outen” die Redaktuere nicht etwa sich selbst, sondern andere, und zwar ungefragt und unbarmherzig. Durch Bild werden Menschen doch nicht etwa mutiger, selbst einen eigenen Standpunkt zu finden und zu vertreten. Sonst sähe diese Republik anders aus. Der Untertitel müsste vielmehr lauten:

Jede private Angelegenheit braucht einen Skrupellosen, der sie ausbeutet.

Und beim Alternativentwurf mit der Schlagzeile “Das Bier ist alle” müsste man umformulieren:

Jede Banalität braucht eine Nervensäge, die sie hinausposaunt.

Gute Nacht!

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