Aus den Augen, aus dem Sinn?

Unter der schönen Rubrik her•meneutics von Christianity Today setzt Rachel Pietka sich mit den jüngsten Aussagen von John Piper, Galionsfigur der Gospel Coalition und notorischer Vertreter des sogenannten Komplementarismus, auseinander. Piper hatte argumentiert, er könne zwar nicht dulden, dass Frauen Männer in persona unterrichten, aber man könne ruhig Bibelkommentare von Frauen lesen.

Was zunächst nach einem vorsichtigen Zurückrudern aussieht, offenbart in Wirklichkeit das zentrale Dilemma dieses fromm verkleisterten Sexismus: Denn es ist der weibliche Körper, der durch das „neutrale“ Medium Buch entfernt wird, an dem für Piper alles hängt:

Piper’s affirmation, consequently, of women who teach indirectly and impersonally shows his overt rejection of and implicit obsession with women’s bodies. He makes it seem impossible that a man could listen to a woman’s biblical insights in her presence without being distracted by her femininity. Although Piper would likely condemn the pervasive plastering of sexualized images of women on television, magazine covers, and billboards, his resolve to hide their bodies perpetuates, rather than challenges, their objectification. It teaches men to fixate on women’s bodies.

Ich spare mir hier die ausführliche Übersetzung, aber Pietka trifft meiner Meinung nach voll ins Schwarze, wenn sie feststellt, dass Piper auf den weiblichen Körper fixiert zu sein scheint und damit Frauen im Grunde doch weitgehend auf ihr Äußeres und auf ihre Sexualität reduziert. In dieser Hinsicht entspricht er der männlichen Objektivierung von Frauen eher, als dass er sie überwindet.

Ob Piper ihren Text lesen wird, ist fraglich. Er hatte in dem Podcast, auf den Pietka sich bezog, offenbar auch erwähnt, dass er Kommentare von Frauen dann weglegen würde, wenn er das Gefühl hätte, dass er deren Autorität erliegen könnte. Sonst hätte ich vorgeschlagen, Pipers Antwort in der Rubrik hormoneutics unterzubringen…

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35 Antworten auf „Aus den Augen, aus dem Sinn?“

  1. Auch wenn ich in dem Punkt überhaupt nicht mit Piper übereinstimme (ich bin völlig offen für Verkündigung / Lehre von Frauen, auch wenn ich die Gegenposition respektiere), halte ich diese Interpretation halte ich für völlig abwegig. Das klingt eher nach Unterstellung und Diskreditierung des vermeintlichen Gegners, ohne Anhaltspunkt. Einschrönkend möchte ich sagen, dass ich diese Einschätzung aber auch nur aufgrund des Artikels oben treffe, ich kenne Pipers Aussagen nicht im Wortlaut.

  2. Wenn Piper sagt, dass Frauen Männer nicht unterrichten dürfen, sofern sie körperlich anwesend sind, dass man aber beim Medium Buch eine Ausnahme machen könne, dann lässt sich wirklich nur dieser Rückschluss ziehen, dass die leibliche Präsenz einer Frau für ihn ein derart großer Störfaktor für männliches Befinden ist.

    Daher denke ich, diese Postion hat eher unseren entschiedenen Widerspruch verdient, als irgendwelchen Respekt.

    1. „Daher denke ich, diese Postion hat eher unseren entschiedenen Widerspruch verdient“

      Ja, da stimme ich zu, das ist irgendwie ein seltsam widersprüchlicher Standpunkt.

  3. Kommt als nächstes die Burka? Unglaublich…

    Schieb es in die „hormoneutics“ Ecke, sonst müsste ich mir noch überlegen, ob ich mich über sowas ärgern soll 😉

  4. Ob Piper Burka statt Buch akzeptieren könnte, das wäre noch eine interessante Frage. Aber vermutlich hat er mit allem, was nach Islam riecht, noch größere Probleme als mit Frauen.

  5. Ich habe Pipers Statement nicht gelesen, von daher kann ich mich nur auf das beziehen, was Du geschrieben hast und was ich diesbezüglich früher mal von Piper gehört habe.
    Es geht Piper meinem Verständnis nach überhaupt nicht um eine Verhüllung der Frau – und sei es, dass ein Buch oder ein Podcast eine Art „virtuelle Verhüllung“ darstellen. Seine Position ist eher die, dass ein Mann nicht von einer Frau als seine Hirtin abhängig werden soll. Hier erklärt er das in etwa drei Minuten:
    http://www.youtube.com/watch?v=Rmar_uBUD1U

    Vielleicht hat Piper seitdem eine enorme Änderung seiner Position vorgenommen, aber seine Aussagen in dem Video klingen nicht so, als ginge es auch nur ansatzweise um den weiblichen Körper.
    Entsprechend bin ich einiger Maßen schockiert, was man Piper so alles unterstellt…

  6. @Notizzettel: Für Piper macht die physische An- oder Abwesenheit einer Frau offenbar einen Unterschied, wenn es darum geht, ihre Aussagen anzunehmen. Das scheint ja niemand erfunden zu haben.

    Ich finde daher auch die Rückschlüsse aus dieser Feststellung völlig stringent – und nebenbei die Sorge vor „Abhängigkeit“ eines Mannes von dem, was eine Frau über Gott zu sagen hat, einfach nur beschämend.

    1. @Peter: Würde es nur darum gehen, dass eine Frau einem Mann generell nichts zu sagen hat, dann wäre das Kriterium der An- oder Abwesenheit der Frau tatsächlich unsinnig. Deshalb unterstelle ich mal, dass es Piper um etwas anderes geht.
      Es geht ihm scheinbar darum, welche Funktion eine Frau mit der Lehre einnimmt. Übt sie Leitung und Autorität aus – was ein Prediger im Gottesdienst nun mal tut -, dann ist er dagegen. Doch ein Autor eines Buches oder der Sprecher einer Audio-Datei begegnet mir „privat“ als ein mir gleichgestellter Mensch. Davon geht noch nicht zwangsläufig Autorität und Leitung aus. An diesem Punkt wird Piper eben den Unterschied zwischen der An- und Abwesenheit einer lehrenden Frau sehen.

      1. Mich wundert diese Differenzierung trotzdem. Ob im Buch oder auf der Kanzel, da sagt mir jemand etwas, das m.E. primär inhaltlich zu bewerten ist.

        Dass Piper, wenn ich Deine These mal zugrunde lege, scheinbar so unausweichlich und ausschließlich in Kategorien von Macht, Rang und Autorität denkt, und dass Frauen darauf grundsätzlich keinen Anspruch haben, das bleibt ja auch in diesem Fall. Den Chauvinismus-Vorwurf wird er auch so nicht los.

        1. „Den Chauvinismus-Vorwurf wird er auch so nicht los.“

          Ich bin auch ein Chauvinist, denn ich glaube, dass Jesus allein der Weg zum Vater ist.

  7. Ich dachte, ich wäre hier der Berufs-Empörer… 😉
    Nun gut, wenn man sonst keine Themen hat… 😉

    LG Johannes

  8. Ich finde die Reaktion auf Piper humorvoll, aber weiß nicht, ob sie die einzig mögliche Deutung ist.
    Ich finde zum Beispiel in Büchern von Atheisten und Muslimen viele Aussagen über das Christentum, Jesus und die Bibel, die ich hilfreich und in Teilen auch überzeugend finde für mein theologisches Denken und Arbeiten. Nichts anderes erlebst Du ja auch, wenn Du auch diese Leute zitierst und nutzt.
    Trotzdem wäre es für mich etwas anderes, einen Atheisten bei uns predigen zu lassen. Das hat nichts mit seinem Körper zu tun. Aber die Beziehung eines Autors zu seinem Leser ist eine andere als die eines Predigers zu seinem Hörer. Der Autor ist für mich viel mehr Gesprächspartner als es ein Prediger ist.
    Ich kann mir vorstellen, dass Piper es eher so meint, zumindest auch.

  9. @Andreas: Aber hinkt nicht Dein Vergleich am entscheidenden Punkt? Deine Reserviertheit gegenüber der Predigt eines Atheisten ist durch dessen Standpunkte bedingt. Klar, die CSU wird auch schwerlich Gefallen daran finden, Claudia Roth auf ihren Parteitag einzuladen. Aber nicht weil sie eine Frau ist!

    Diese inhaltlichen Kriterien (sie wären zudem auch auf Männer anwendbar) spielen in Pipers Erwägungen eben überhaupt keine Rolle, sondern nur das schnöde biologische Faktum, dass hier ein weibliches Wesen das Wort führt.

    Daran lässt sich für mich nichts herumdeuteln.

    1. Hi Peter! Natürlich hinkt der Vergleich.
      Das tertium comparationis ist für mich der Unterschied zwischen predigen und schreiben und den damit verbundenen Beziehungen. Das Verhältnis zwischen AutorIn und LeserIn ist distanziert und potentiell auf Augenhöhe, das zwischen PredigerIn und ZuhörerIn deutlich vertikaler.
      In dieser Hinsicht kann jemand, der predigende Frauen ablehnt, durchaus theologische Bücher von ihnen lesen. Was im einzelnen der Grund für die Ablehung ist (Inhalt oder Person), ist dafür nicht so wichtig, es geht um die formale Beziehung.
      Ob dieser Aspekt für Piper eine Rolle spielt, kann ich nicht sagen. Das Zitat lässt die Deutung allerdings auch zu. Bei anderen, die Pipers Ablehnung teilen (was ich nicht tue), mag es aber so sein. Interessant wäre, ob Piper eine Podiumsdiskussion mit einer Frau führen würde. Das würde meine These stützen.

  10. Öh, vielleicht nimmt Herr Piper die Bibel einfach zu ernst und wörtlich, wenn er Frauen auf der Kanzel vor gemischter Zuhörerschaft ablehnt.
    Die Ausführungen von Notizzettel und Andreas klingen einleuchtend.

    Es geht wie bei den meisten Debatten auch hier wahrscheinlich gar nicht um dieses Thema, sondern letztlich um das Verständnis von Gottes Wort – absolut irrtumslos inspiriert und über unseren Verstand gestellt oder aber – eben nicht oder nur mit Einschränkungen

    1. Genau das tut er (zu ernst nehmen), allerdings nur die Passagen, die zu seiner (und Deiner) Ideologie passen. Und das wird dann mit dem Etikett „irrtumslos“ versehen, um sich gegen Kritik abzuschotten. Das absurde Postulat der Irrtumslosigkeit wird wiederum mit allerlei Vernünfteleien begründet oder verteidigt, und niemand gibt zu, dass man natürlich auch so den eigenen Verstand über Gottes Wort stellt.

      1. Oooohhh, Peter… du kannst es einfach nicht lassen… Dein Kommentar strotzt mal wieder vor Überheblichkeit, Herabsetzung von anderen und eigener Überlegenheit. Warum nur? Völlig daneben…

    2. Matthias, ich kann diese Leier nicht mehr hören. Du tust so, als würdest Du und alle, die so wie Du denken, ohne jedes die Perspektive trübende Vorverständnis (da steckt das Wort „Verstand“ drin) die Bibeltexte lesen, in Wahrheit ist es eine ganz bestimmte, historisch gewachsene Denkrichtung, die ganz bestimmte Fragen zulässt und andere kategorisch verbietet bzw. als „Unglauben“ verurteilt. Das ist m.E. eine glatte Projektion. Dein Verstand weiß schon genau, was er zu entdecken hat, und das kommt dann auch wieder heraus beim Lesen. Es ist (und ich habe ja ein paar Jahre Erfahrungen auf diesem Blog mit Kommentatoren aus Deiner Richtung) total vorhersagbar, es steht alles schon fest und alles ist bekannt, es ist ein fester Kanon theologischer Lehrsätze.

      Das darfst Du freilich alles glauben. Wenn jetzt aber jemand die Bibel anders liest als Du immer gleich dieses Geschütz („Verstand über Gottes Wort“) aufzufahren, das ist erstens langweilig und zweitens ziemlich billige Polemik. Da wird die ganze Bibel pauschal für ein bestimmtes theologisches Lager vereinnahmt. Damit (und daher auch meine – zugegeben: zornige – Reaktion) ist jedes sachliche Gespräch beendet.

      Zuletzt: Wenn bei den Exponenten der Irrtumslosigkeit und der reinen Lehre solche dicken Klöpse herauskommen wie in dem Post oben beschrieben (z.B. beinharter Sexismus und autoritäre Strukturen), dann spricht das allein schon Bände gegen diesen Ansatz.

      1. Peter, du verurteilst schon wieder pauschal, und das völlig ohne Not. Ich kapiers einfach nicht.

        Ich kann diese Leier auch nicht mehr hören. Wenn jemand dein Verständnis nicht teilt, wird dieses scharfe Geschütz aufgefahren, welches den Kommentator bis ins Mark diskreditiert und unglaubwürdig macht sowie völlig voreingenommen und nur einer Projektion folgend. Schlimmer gehts nimmer.

        Und weil das so unerträglich für mich ist, gerade von der Seite, die immer diese Toleranz und Unvoreingenommenheit auf ihre Fahne geschrieben hat, reagiere ich auch so zornig.

        Und wenn dann bei den Emergenten so dicke Klöpse herauskommen wie z.B. bei Brian McLaren, für den, ja, letztlich alle Wege nach Rom, äh zu Gott führen, sei es Islam, Buddhismus oder was auch immer, dann spricht das alleine schon Bände gegen diesen emergenten Ansatz.

        1. Sorry, Johannes, würdest Du Dich bitte mit Deinen oberlehrerhaften Maßregelungen aus den Diskussionen heraushalten, die ich hier mit anderen führe? Meinetwegen soll sich Matthias über den Ton beschweren, dann kann ich darauf antworten. Aber niemand hat Dich als Schiedsrichter hier angerufen.

          Gegenfrage: Bist Du jetzt etwa wahrhaft neutral und ist Dein Empfinden der objektive Maßstab, an den ich mich zu halten habe – und wäre diese Einstellung etwa frei von aller Arroganz, die Du mir hier in einer Tour attestierst?

          Wenn Du diese Rolle weiter spielen willst, endet unser Gespräch hier.

          Im Unterschied zu Dir muss ich die Kommentare zu meinen Posts alle lesen. Daher darf ich auch sagen, dass ich etwas nicht mehr hören kann, wenn ich es schon zigmal hören musste. Dich zwingt keine Pflicht, hier irgendwas zu lesen. Wenn Du es nicht mehr lesen willst, dann tu’s einfach nicht. Wenn Du weiter liest und kommentierst, dann freunde Dich damit an, dass ich so bin, wie ich bin.

  11. @JohannesP: Ich erkläre das vielleicht nochmal kurz. Ich habe hier einen Beitrag geschrieben über die Kritik an dem Vertreter einer Theologie, die Frauen die Mitsprache in Theologie und Gemeinde auf Augenhöhe verweigert. Eine Theologie, die ich für diskriminierend und anachronistisch halte. Das ist ein Werturteil, ein negatives zumal, aber eines, zu dem ich stehe und das ich begründe.

    Dann kommt ein Kommentator, der das reduzieren möchte auf den Gegensatz zwischen denen, die die Bibel ernst und wörtlich nehmen, und denen, die sich um Gottes Wort und Willen einen Dreck scheren (meine Worte, aber der Sinn dürfte hinreichend erfasst sein). Offensichtliche Quintessenz: „Wer die Bibel und Gott wirklich ernst nimmt, muss so denken wie John Piper und ich.“

    Du findest an dieser Aussage nichts auszusetzen, jedenfalls tust Du es nicht, allerdings an meinem kurzen Widerspruch, der im Wesentlichen darin besteht, dass der Vorwurf, den „Verstand über die Schrift“ zu stellen, vor allem jene trifft, die ihn ständig erheben. Matthias tut das ja hier auch nicht zum ersten Mal. Dieser mein Hinweis aber ist auf einmal „arrogant“ und was nicht alles, Du sparst ja nicht unbedingt mit negativen Attributen. Hätte ich jetzt jemanden als Idioten bezeichnet, dann wäre das vielleicht noch verständlich.

    Interessant ist hingegen dies: Zwischendurch identifizierst Du Dich selbst fröhlich als „Chauvinisten“. Fürs Protokoll: Das ist jemand, der die eigene Gruppe, sein Geschlecht, seine Nation oder Religionsgemeinschaft für grundsätzlich überlegen hält. Freut mich, dass Du dazu stehst.

    Du wirfst mir pauschale Verurteilungen vor, obwohl ich auf eine ganz konkrete Äußerung hier antworte und ganz konkrete Folgen der dort vetretetenen Positionen benenne, und im nächsten Atemzug fängst Du – wieder einmal – mit dem schon mehrfach zwischen uns besprochenen Etikett „emergent“ an und davon, was Brian McLaren alles Schlimmes gesagt haben soll, als ob das (wenn es denn überhaupt richtig wiedergegeben ist!) irgendwas mit mir und der Diskussion, in der wir uns hier befinden, zu tun hat. Hilf mir bitte: Ist das keine Pauschalisierung?

    Die Toleranz, die Du so empört einforderst, bedeutet für mich nicht, dass ich mit einem Fundamentalisten (egal welcher Couleur) nicht streite, sondern dass ich ihm deutlich die Meinung sage, wenn er seine Ansichten hier äußert. Alles andere wäre die eben die falsche Gleichgültigkeit und Indifferenz, die in jenen Kreisen immer denen unterstellt wird, die für Ökumene und Dialog eintreten. Wie Du siehst, ist das nicht der Fall. Und das wird auch so bleiben.

  12. „Öh, vielleicht nimmt Herr Piper die Bibel einfach zu ernst und wörtlich, wenn er Frauen auf der Kanzel vor gemischter Zuhörerschaft ablehnt.“

    Matthias und Co. – was mich schon länger interessiert: Wie begründet Ihr biblisch den Unterschied, ob eine Frau vor „gemischter Zuhörerschaft“ spricht oder nicht?

    Ich hab schon öfter den Standpunkt gehört, dass es okay ist, wenn eine Frau nur vor Frauen Gottes Wort auslegt. Und da frag ich mich doch: Wieso? Und vor Kindern geht es doch auch, oder? Was in der Praxis übrigens die Überlegung aufwirft: Ab welchem Alter dürfen Jungs in geistlichen Fragen nicht mehr auf ihre „Kinderstunden-Tante“ hören?

    1. Diese Fragen hier auf diesem Blog zu beantworten, würden manche Kommentare bei weitem übertreffen. Aber im „konservativen Lager“ gibt es durchaus Literatur, die sich schlüssig mit dem Thema beschäftigt. Vorträge von einem Roger Liebi zu diesem Thema (findet man bestimmt im Internet) machten ein sehr fundierten Eindruck.
      Viele „Lehrprobleme“ scheinen vor allem dann aufzutreten, wenn man die Bibel recht oberflchlich liest und manches macht erst auf den fünften oder achten Blick Sinn. Aber wenn man lange genug Bibel liest (ich empfehle „Die Jahresbibel“), kommt man sogar dazu zu erkennen, Wahrheit und wo Irrtum gepredigt wird.

      … wie ich das verstanden habe, sind vor allem die offiziellen Gemeindezusammenkünfte bei der „Frauenfrage“ gemeint. Apollos hat ja auch von Aquilla und Priscilla gelernt.
      Und ein Irrtum scheint besonders weit verbreitet: Dass Frauen, weil die Lehreinschränkungen unterliegen, weniger wert wären als Männer.. Diese ganze „Gleichmacherei“ (EU-Programm ) verkennt schlichtweg, das Männer und Frauen unterschiedlich sind und unterschiedliche Aufgaben haben. Leider scheint es sehr oft zu besagtem Chauvinismus gekommen zu sein, weil die Männer die Schrift nicht ernst genommen haben, wo es heißt: Der Mann liebe die Frau wie Christus die Gemeinde. Wenn Männer ihre Frauen so lieben, dann sagten mir Frauen, dass sie sich sogar gerne unterordnen können. Also liegt es also an uns harten Männern, die andauernd ermahnt werden, ihre Frauen zu lieben. Die Frauen haben laut der Bibel mit dem Lieben wohl weniger Probleme als die Männer, aber im Gegenzug werden sie zu anderem aufgefordert.

      1. @Matthias: Man kann sich dem Rückschluss nur schwer entziehen, dass Frauen irgendwie defizitär seien, wenn ihr öffentliches Auftreten eine Gefahr für die Kirche ist. Wenn man es sich erlaubt, das patriarchalische Denken mancher – nicht aller! – Bibeltexte zur Kenntnis zu nehmen und sich davon zu lösen – so wie wir (nicht alle, aber viele) es mit den Aussagen über Gewalt und Vergeltung ja auch geschafft haben – dann sieht das schon besser aus. Ich halte das für die bessere Lösung als den Versuch, das Patriarchat dadurch zu retten, dass man es möglichst nobel und wohlwollend ausgestaltet.

        Ganz nebenbei: Priska wird im NT meistens zuerst genannt. Nicht aus Höflichkeit, sondern wohl eher weil sie (da schaudert’s die Komplementarier gleich) der dominantere Teil dieses Ehepaars war! Und dann gibts ja auch noch Junia…

        1. Wenn man es sich erlaubt, das patriarchalische Denken mancher – nicht aller! – Bibeltexte zur Kenntnis zu nehmen und sich davon zu lösen – so wie wir (nicht alle, aber viele) es mit den Aussagen über Gewalt und Vergeltung ja auch geschafft haben – dann sieht das schon besser aus.
          … da fehlen mir die Worte (was Dich kaum verwunder dürfte). Dein Blog ist ein immer wiederkehrendes Zeugnis dafür, das die Bibel eben nicht (allein) Gottes Wort ist (Ich halte es aber genau dafür) , weil obiger Ausspruch dann nämlich mehr als verwerflich wäre – sich von Gotts Wort zu lösen.
          Der Gedanke, das es sich bei dem „patriarchalische Denken einiger Bibeltexte“ tatsächlich um Gottes Gedanken handeln könnte, darf wohl nicht gedacht oder in Erwägung gezogen werden – vielleicht mit der Begründung einer persönlichen Projektion in den Bibeltext hinein, welche sich aus verschiedensten Faktoren wie Erfahrungen, Prägungen und sonstigem ergeben hat.
          Der sächsiche Landesbischof Bohl teilt anscheinend ein in groben Zügen ähnliches Bibelverständnis wie Du. Er hat wohl bloß, anders als Du, in seiner Kirche mit einem „reformatorischen Ballast“ zu kämpfen.

          1. Wir können das mit größter Wahrscheinlichkeit dahingehend erweitern, dass so ziemlich alle Ladesbischöfe die Bibel ähnlich betrachten wie Bohl, würde ich sagen.

  13. Diese Definitionen von Piper und seinen Gesellen sind tatsächlich kaum zu ertragen – Ein schlimmeres „Mückensieben“ ist kaum vorstellbar. Überhaupt ist es ein Skandal dass die sog. „Frauenfrage“ über die Neocalvinisten wieder Einzug auch in solche Kreise hält wo man dachte sie hätten das Problem schon lange hinter sich gelassen – traurig traurig !

  14. @Peter
    Stimmt! Man hat ja nicht immer das ganze Ausmaß des Verfalls vor Augen, obgleich es schon ein paar Jahre her ist, wo Theologiestudenten sehr zur Verwunderung eines indischen Christen meinten, das sie (tatsächlich) einen gläubigen Pfarrer hätten (Er konnte sich einen nichtgläubigen Pfarrer kaum vorstellen). Aber was soll anderes bei einem solchen Schrift(un)verständnis heraus kommen?

    1. Zieht man den Horizont nur eng genug, dann erscheint einem alles, was vom eigenen Standpunkt abweicht, als „Unverständnis“ und Abfall. Aber ist das auf Dauer nicht eine schrecklich traurige Perspektive? Und ist es fair, Leute, die anders glauben als man selbst, immer gleich als „ungläubig“ zu bezeichnen?

      1. Ich bin mir wohl im klaren darüber, das ich nicht alle Erkenntnis habe. Und mir sollte es auch nicht darum gehen, meinen Standpunkt oder Horizont darzulegen, sondern den Standpunkt, den die Schrift von sich selbst hat. Ich lese, und dafür bin ich Gott dankbar, seit Jahren die Bibel und komme zu folgendem Schluss: Ich kann das allein rettende Evangelium verstehen und auch dem Evangelium widerstreitende Irrlehren erkennen. Ich kann wissen, wie Gott ist, was Ihm gefällt und was er haßt. All das bekomme ich in erster Linie aus der Bibel. Und wenn dies dann tatsächlich geschieht, dann ist es Gottes Erbarmen mit mir.
        Wenn die Bibel aber ein so anderes Verständnis zulässt als "bisher", wie es oft schon angeklungen ist, wie kann das Wort Gottes dann schärfer als ein zweischneidiges Schwert sein? Oder wie kann es einen schmalen Weg geben, der zum Leben führt und einen breiten Weg, der ins Verderben geht? Beide von Jesus gebrauchten Bilder lassen wenig Spielraum! Bei diesem "weiten Schriftverständnis" hat man aber kaum ein Schwert mehr zu Verfügung, sondern ein rungeschliffenes, spitzenloses (Bibel mit elf "mytischen" Startkapiteln) Ding in der Hand, mit dem man kaum Seele und Geist trennen kann und das zur Glättkelle der religös-gesellschaftlichen Konflikte verkommt. Dann befindet man sich wohl kaum mehr im Kampf für ein ein für allemal den Heiligen überlieferten Glauben, weil man ja kaum weiß, das der Glaube überhaupt ist (man scheint sich aber einig zu sein, das es der "traditionelle konservative Glaube" nicht sein kann).
        Ich hoffe genauso, das ich keine Einteilung zwischen gläubig und ungläubig mache, sondern dass ich vielmehr der Definition der Bibel anhänge und mich unter Ihre Deutungshoheit begebe. Und ob ein Pfarrer oder sog Christ gläubig ist oder nicht – da kann man sich irren, aber ganz unmöglich ist das auch nicht. (Unser Dorfpfarrer war leider nicht gläubig).

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