Über die Jahrhunderte scheinen sich Flüchtlingsschicksale nicht grundlegend geändert zu haben. Diese Zeilen aus dem fünften Jahrhundert v.Chr. sprechen für sich.
Jokaste: So frag ich dich, was mir zunächst am Herzen liegt: Verbannung aus der Heimat – sag‘, welch großes Leid!
Polyneikes: Das größte; seine Wirklichkeit erreicht kein Wort.
Jokaste: Wie ist das Leben? Was wird dem Verbannten schwer?
Polyneikes: Das Schrecklichste, dass ihm die freie Rede fehlt.
Jokaste: Des Sklaven Los ist, nicht zu sagen, was er denkt.
Polyneikes: Er muss ertragen die Dummheit der Gewaltigen.
Jokaste: Auch das ist traurig, mit den Dummen dumm zu sein.
Aus: Euripides, Die Phönizierinnen