Den Impuls für den folgenden Text hat mein Freund Andreas Ebert mir am vergangenen Samstag in einem Münchner Biergarten gegeben. Er ist nicht mehr als ein Zwischenstand. Ich habe auf jede Art der Absicherung gegen Missverständnisse verzichtet, weil auch das zu einem Bekenntnis gehört. Ich habe auch auf theologische Standardformeln so weit wie möglich verzichtet, weil sie meist ins Reich der Gewohnheit deuten.
Ich glaube, dass im Ursprung alles gut ist und dass es das am Ende auch wieder sein wird. In der Zwischenzeit ist es, wie wir alle wissen, ziemlich kompliziert.
Ich glaube, dass diese Welt der Quanten und Quasare nicht von Ungefähr denkende und fühlende Wesen beherbergt, dass sie geistreich, kommunikativ und schöpferisch ist: Lebende Verbindungen, aus denen heraus Überraschendes geschieht – wie gute Poesie, zwischen deren Zeilen sich mehr andeutet, als ich erfasse.
Ich glaube, dass wir Denkende und Fühlende das Potenzial haben, über uns hinauszuwachsen, oder das Gute, das wir uns wünschen, zu sabotieren. Und dass wir beides tun. Doch mitten in dieser Geschichte des zaghaften Lernens und krachenden Scheiterns begegnen manche einer Stimme, die herausruft: Aus der Stadt in die Steppe, aus dem Frondienst in die Freiheit, von den Hecken und Zäunen an den gedeckten Tisch zu Wein, Musik und Tanz.
Ich glaube, dass dieser Ruf allen gilt und sich einzigartig ausspricht im Leben Jesu von Nazareth, der diese Botschaft nicht nur bringt, sondern ist. Weil er bei den Abseitigen erscheint und ihnen eine Stimme gibt, mit seiner Zuwendung soziale, mentale und physische Wunden heilt, die Nutznießer der alten Ordnung aufschreckt, eine Gerechtigkeit an den Tag legt, die noch ihre Feinde umarmt, und Menschen in eine herrschaftsfreie Ordnung einweiht, wird er des Verrats und der Verführung angeklagt und im Namen der Staatsräson zur Abschreckung von Nachahmern am Kreuz brutalstmöglich vernichtet.
Ich glaube, dass der Autor der kosmischen Poesie, die wir „Welt“ und „Geschichte“ nennen, die Gerechtigkeit vor den Mächtigen gerettet und damit ein neues Kapitel aufgeschlagen hat. Sein Ruf der Liebe dringt durch das Leid, durch Hass und Gleichgültigkeit bis hinein in den absoluten Abgrund des Grabes. Das Neue beginnt dort – mit einer Person, die durch verschlossene Türen geht. Und es setzt sich fort in einer Gemeinschaft von Ausbrechern, die (gewiss oft zögernd und zweifelnd, dann aber auch wieder zielstrebig und mutig) soziale, kulturelle und ethnische Schranken überwinden.
Ich glaube, der Geist des Lebens befreit dazu, dass wir zu unserem verwundeten Menschsein stehen, mit uns selbst und anderen versöhnt leben, zerstörerischen Kräften in uns selbst und um uns her trotzen, und gelassen in die Zukunft schauen.
Ich glaube, dieses alltägliche Wunder ist der Vorbote einer großen Verwandlung.
Wir haben in diesem Jahr „Theologische Abende“ in unserer Gemeinde eingerichtet – mit „heißen“ Themen. Beim letzten Abend haben wir überlegt, ob der kleinste gemeinsame Nenner nicht einfach das apostolische Glaubensbekenntnis sein könnte. Alle weiteren Differenzierungen führen in die Spaltung. Tja…
Hier als Anregung noch ein Glaubensbekenntnis von Roger Lenaers („Der Traum des Nebukadnezar“)
Ich glaube an Gott,
unendliche Liebe,
die ihr tiefstes Wesen auf souveräne Weise ausdrückt
in der Evolution des Kosmos und des Menschen.
Und an Jesus, unseren Messias,
Gottes einmaliges Ebenbild,
geboren aus menschlichen Eltern,
dennoch kein Menschenwerk,
sondern völlig die Frucht der rettenden Gnädigkeit Gottes.
Der den Weg des Leidens und des Todes gegangen ist,
auf Befehl von Pontius Pilatus gekreuzigt wurde,
gestorben ist und begraben wurde,
aber nichtsdestoweniger in Fülle lebt,
weil vollkommen aufgegangen in Gott
und dadurch zu einer alles heilenden Kraft geworden,
sodass er die ganze Menschheit zur Vollendung führen wird.
Ich glaube an das inspirierende Wirken des Lebensatems Gottes und an die weltweite Gemeinschaft Kirche,
in der Jesus Christus in der menschlichen Geschichte weiterlebt,
und an das Angebot Gottes uns zu heilen und
zu einer neuen Schöpfung zu machen,
endlich zu Menschen,
und an die göttliche Zukunft der Menschheit,
eine Zukunft, die Leben ist.
Amen.
Ich finde es interessant, wo das Buch von Lenaers, das ich zur Zeit lese, mir gerade an anderen Orten begegnet, so wie zum Beispiel hier.
Danke, Jan! Das klingt nach einem interessanten Buchtipp. Ich bin froh, dass ich kein Konsendokument produzieren musste, das ist viel schwieriger. Um so schöner, wenn es Zustimmung findet und als Ermutigung ankommt.
ach ja – vielen Dank für deine Glaubensformulierungen. Sehr inspirierend und in die Weite führend! Gefällt mir!
Jan