Wie christlicher Glaube, richtig verstanden, im modernen Leben und auf ganz anderen Themenfeldern zu neuen, hilfreichen Denkansätzen führen kann, das hat Marshall McLuhan („the medium is the message“) vorgemacht. Zum 100. Geburtstag des „Medienpropheten“ merkt die SZ heute folgendes an:
Dieser Glaube an das Medium als Botschaft hat einen interessanten Subtext: den Glauben. Marshall McLuhan ist früh zum Katholizismus übergetreten. Es wurde schon oft daran erinnert, worin der zentrale Glaubensinhalt des Christentums besteht: Dass nämlich Gott nicht als Lichtgestalt, Goldregen oder Godzilla zu den Menschen gekommen ist – sondern als Jesus Christus.
Um zur Welt zu kommen, wählt der allmächtige Gott die Gestalt eines armen Zimmermanns, darin steckt die ganze Geschichte der Erlösung des Niedrigen durch das Hohe. Gott wählte sich einen sterblichen Menschen als Medium, das ist die frohe Botschaft des Christentums.
Diese Art Messianismus hat McLuhan auf andere Medien übertragen. Und zwar mit Vorliebe auf die neuen Medien, die immer eine Zeitlang verpönt und als niedrig abgetan werden. Fernsehen macht dumm? Unsinn, es ist der Beginn einer neuen Zeit. Wobei auch die These, Fernsehen mache blöd und faul, die gleichen Prämissen teilt: Es ist dann eben ein falscher Messias, der die Leute in die Hölle führt.
„Inkarnatorisch“ hat sich ja in der missionalen Szene zum Modewort entwickelt. Vielleicht haben wir das (nicht das Konzept, aber seine plötzliche Populariltät) auch McLuhan zu verdanken. Wie auch immer, hier noch ein paar Bonmots des Meisters:
Only puny secrets need protection. Big discoveries are protected by public incredulity.
We look at the present through a rear-view mirror.
We march backwards into the future.
The trouble with a cheap, specialized education is that you never stop paying for it.
The ignorance of how to use new knowledge stockpiles exponentially.
Food for the mind is like food for the body: the inputs are never the same as the outputs.
The missing link created far more interest than all the chains and explanations of being.
(noch mehr davon gibt’s hier)