Wieder Streit um Gender Mainstreaming

Das Thema eines fairen Miteinanders der Geschlechter war diese Woche Thema im Leitungskreis der Koalition für Evangelisation. Es wird uns auf dem Emergent Forum kommende Woche (übrigens – es ist noch möglich, sich anzumelden!) auch beschäftigen.

Die allgemeine Wahrnehmung ist die, dass Frauen in den Kirchen (wie in der Wirtschaft) immer noch schwer unterrepräsentiert sind, wenn es um Führungsaufgaben geht, und dass es einer bewussten Anstrengung aller bedarf, um das zu ändern.

Daher habe ich gerade mit großem Interesse diesen Post von Rolf Krüger, gelesen, der sich kritisch mit einem Bericht des Medienmagazins Pro auseinandersetzt (der mir gestern auch auf den Schreibtisch flatterte). Er lässt den dort geäußerten konservativen Unkenrufen und Verschwörungstheorien (ob von „Pro“ oder der FAZ…) freundlich die Luft ab.

Und die Nachricht passt auch dazu: Hillary Clinton wird US-Außenministerin. Daran war sicher keine Quote schuld.

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11 Antworten auf „Wieder Streit um Gender Mainstreaming“

  1. „Die allgemeine Wahrnehmung ist die, dass Frauen in den Kirchen (wie in der Wirtschaft) immer noch schwer unterrepräsentiert sind, wenn es um Führungsaufgaben geht, und dass es einer bewussten Anstrengung aller bedarf, um das zu ändern.“

    muss denn eine quantitative ausgeglichenheit in führungspositionen zwingendes kriterium für gleichwertigkeit sein? ist es nicht eher so, dass frauen einfach „anders“ (geschaffen) sind, und daher auch in der gesellschaft überwiegend andere funktionen ausfüllen (wollen/können) als männer? wenn ich eine grundsätzliche andersartigkeit bejahe, hebele ich dann nicht genau diese anderartigkeit aus wenn ich die gesellschaft umstrukturiere um ein quantitavies gleichgewicht in allen bereichen zu ermöglichen?

    in meinen augen kann man nominell versuchen gleiche chancen zu eröffnen, aber de facto ist eine gesellschaft immer dynamisch und die teilchen finden ihren platz. einen umbau der welt der diesem prozess entgegenwirken soll, gleicht dem versuch gottes schöpfungsordnung gewaltsam zu unterbinden.
    da rechtliche und indoktrinäre bemühungen vermutlich zum scheitern verurteilt sind, wird man sicherlich irgendwann dazu übergehen die biologie zu verändern – also genmanipulation, hormonelle angleichung etc, um dem utopischen ziel einer absoluten ausgewogenheit von zb führungspositionen näher zu kommen. das ende würde dann aber eben doch eine chancengleichheit zum preis der absoluten gleichschaltung sein.

  2. @ gnom: Ach, es geht doch nicht um Gleichschaltung. Der Punkt ist, dass viele Frauen unzufrieden sind mit der Situation, und das völlig zu Recht. Die Gesellschaft hat ein männliches Karrieremodell zur Norm erklärt (und die Kirchen auch). Das hat nichts mit Biologie zu tun, sondern mit Soziologie.

    Die biologischen Unterschiede zwischen Männern und Frauen sind marginal (hier ein guter Artikel aus der Zeit) und erklären keineswegs, warum Führungsaufgaben Männersache sind.

    Und Gottes Schöpfungsordnung mit dem (nicht immer sehr menschlichen) Kräftespiel unserer Gesellschaft gleichzusetzen hat früher schon christlichen Rassismus ermöglicht, da sollten wir heute nicht frommen Sexismus nachschieben sondern ausnahmsweise mal aus der Geschichte lernen.

  3. Die „konservativen“ kritisieren den Staat und sagen nicht ja und Amen zu allem, während die anderen (Linken oder was auch immer) genau das tun.
    Verkehrte Welt.

    Ich glaub übrigens, dass auch viele Männer völlig zu Recht unzufrieden mit ihrer Situation sind. Rechtlich sind Männer und Frauen gleich, den Versuch krampfhaft alles gleich zu machen find ich dagegen irgendie rückständig. (Bin ich jetzt ein konservativer Spießer?)

  4. Bei Gender Mainstreaming geht es doch nicht um die Gleichberechtigung der Frauen und Männer, sondern das ist eigentlich das, womit man das gutmeinenden Christen verkauft.
    Hier wird eine Umgestaltung der Gesellschaft vorangetrieben, die vorrangig die Abschaffung der Beziehung zwischen Mann und Frau bewirken soll.
    Dass die Beziehung so wie sie Jahrhundere ausgeübt wurde nicht gut war, ist eine ganz andere Sache. Zu sehr hat die Kirche da römisches Recht einfließen lassen statt auf Gottes Wort zu bauen.
    Frauen sind wichtig und jedes Führungsgremium tut gut daran, Frauen dabei zu haben und wenn es eine rein weibliche Rige ist, Männer dabei zu haben.
    Aber das isth nicht das worum es bei Gender Mainstreaming geht. Ich empfehle da die Lektüre von Gabriele Kubys Büchern.

  5. Das Material, das Rolf Krüger zusammengestellt hat, weist in eine andere Richtung. Und es fällt mir schwer zu glauben, dass da jemand eine derart raffinierte Verschwörung inszeniert. Dass dabei die Beziehung zwischen Mann und Frau „abgeschafft“ werden soll, kann ich bisher nicht erkennen.

  6. Es geht ja auch nicht um eine Verschwörung. Gut möglich, dass die meistens Beteiligten selber garnicht so genau erkennen, worauf GM hinausläuft.

  7. Dann wäre es ja kein Problem: In dem Moment, wo sich unerwünschte Nebenwirkungen einstellen, korrigiert man das Ganze halt 🙂

  8. genau hier liegt jedoch eines der kernprobleme des gm-konzeptes – man stößt tiefgreifende gesellschaftliche sturkturprozesse an, deren auswirkungen wohl erst in den nächsten 1-2 generationen „zu bestaunen“ sein werden. dann aber ist es viel zu spät um (mal eben) etwas zu korrigieren.

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