Zur Klarheit finden

Um Missverständnissen dessen, was ich gleich schreibe, wenigstens halbwegs vorzubeugen: Ich habe in den letzten Jahren viel von anderen gelernt, viele gute Impulse und Ideen bekommen, viele gute Fragen, die mich zum Denken brachten und immer wieder guten Rat. Ich schätze das und bin dankbar dafür. Ohne das alles wäre ich heute nicht der, der ich bin.

Die Frage, die ich stelle, liegt auf einer etwas anderen Ebene, sie hat aber auch mit dem zu tun, der ich bin: Wenn ich zurückdenke über die letzten drei, fünf oder zehn Jahre, fallen mir dann mehr Situationen ein, in denen ich es bedauert habe, nicht auf eine der Stimmen von außen gehört zu haben, oder überwiegen die Momente, in denen ich nach heutigem Stand meiner Einschätzung besser auf die innere Stimme hätte hören sollen?

Ist das vielleicht eine Typfrage (der Unabhängige muss lernen auf andere zu hören, der Schüchterne sich selbst) oder eine Lernaufgabe, die man im Lauf seines Lebens zu bewältigen hat (vom Außen- zum Innengesteuerten)? Und vor allem: wie verhalte ich mich im Konfliktfall?

Die Quäker haben ein schönes Ritual gefunden, das beides zusammenbringt: Die tiefe Achtung vor dem „Inneren Licht“ in jedem einzelnen und die Einsicht, dass in unterschiedlichen Perspektiven große Weisheit steckt. Parker Palmer erzählt von einem Clearness Committee, das drei Stunden zusammensitzt und jemandem in einer Entscheidungssituation hilft, seine innere Wahrheit zu finden. Die Runde darf dabei nur Fragen stellen, die Betroffenen antworten darauf und es werden neue Fragen gestellt, aber es werden keine Ratschläge und Empfehlungen erteilt. So helfen die äußeren Stimmen unter den vielen inneren Stimmen die Wahrheit zu entdecken.

Safe Space from Center for Courage & Renewal on Vimeo.

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