Der Wein des Islam, oder: Kein Kaffee für PegIdea?

Das Verhältnis zwischen Evangelikalen und Pegida war in den letzen Wochen offenkundig recht komplex. Michael Diener als Vorsitzender der Evangelischen Allianz äußerte sich sehr deutlich, als er kürzlich sagte, Christen sollten sich bei Pegida nicht engagieren. Die (im evangelikalen Lager ja gelegentlich als lahm und schwammig kritisierte) EKD hatte noch etwas schneller eine klare Position bezogen. Letzte Woche dann distanzierte sich die Evangelische Allianz in Frankfurt öffentlich von einer christlichen Islamkritikerin und Pegida-Aktivistin.

Das war gut, denn eine Verbindung zwischen dem alles andere als homogenen Spektrum evangelikaler Christen und den ausländerfeindlichen Demonstranten wurde in den letzten Wochen wiederholt hergestellt. Und ein Blick auf die aktuelle Rückseite von „Idea“, wo als „Wort der Woche“ brachiale Sätze von Matthias Matussek nachgedruckt sind, der nicht zum ersten Mal eine islamfeindliche Breitseite abgefeuert hat, lässt erkennen, dass dieser innerevangelikale Klärungsprozess noch nicht abgeschlossen ist. Ohne jeden Kommentar der Idea-Redaktion, die das ja auf dem Heftumschlag platziert hat, steht da nämlich, das Christentum sei ja eine Religion der Liebe und der Würde des Menschen, „der Islam ist da einfacher: Er steinigt oder tötet die Feinde.“

Ein evangelikaler Pfarrer aus Bremen steht seit Sonntag in der Kritik für eine Predigt, die einen Rundumschlag gegen so ziemlich alles enthält, was von seiner Linie abweicht, einschließlich der eigenen Kirche, die sich im interreligiösen Dialog engagiert. Dass nun die Staatsanwaltschaft gegen ihn ermittelt, hat ihm in den Kommentaren auf der Facebook-Seite von (Peg-)Idea anscheinend Märtyrerstatus verschafft, da werden Vergleiche zu Luther und Bonhoeffer gezogen (so funktioniert Heiligenkult da, wo er verpönt ist). Und ein führender Kopf der charismatischen Bewegung postet in dieser Woche auf Facebook die Polemik eines Autors der  „Jungen Freiheit“ (Sprachrohr der neuen Rechten), der Pegida-Ideologie in Reinkultur enthält und bekommt dafür emphatische Zustimmung von einem anderen prominenten Vertreter seines Lagers. Wie entsteht so eine fragwürdige Verbindung von Theologie und Politik?

Ich frage mich derweil, ob denn all die unterschiedlichen Abendlandretter noch guten Gewissens Kaffee trinken können. Der Kaffee kam nämlich (gewiss doch als Vorhut der heutigen “Islamisierung“?), aus dem islamischen Kulturkreis zu uns. Auf Kaffee.org heißt es, so weit ich sehe, religiös und politisch neutral:

Wahrscheinlich gelangte der Kaffee bei äthiopischen Überfällen zwischen dem 11. und 14. Jahrhundert in den Jemen, wo die Kaffeepflanzen an Hängen des Roten Meeres angebaut und Kaffeebohnen auf Steinplatten geröstet wurden. Mekkapilger sorgten dann innerhalb der islamischen Welt für die Kaffeeverbreitung. So könnte das Wort „Kaffee“ auch vom altarabischen „qahwah“ („Wein“) abstammen. Wein allerdings war den Muslimen verboten, so dass der Kaffee als „Wein des Islam“ den Rebensaft ersetzte.

Ich trinke heute einen Arabica auf Michael Diener, die Allianz in Frankfurt, auf Heinrich Bedford-Strohm und die vielen, vielen anderen, die sich an der Basis für ein friedliches und partnerschaftliches Miteinander einsetzen.

 

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