Todesmut und Lebensmut

Kürzlich las ich einen Satz, der Martin Luther King zugeschrieben wurde und sinngemäß lautete, wer nichts habe, wofür es sich zu sterben lohnte, der habe auch nichts, wofür er leben könne. Eine ebenso steile wie eingängige Wahrheit; und eine, die im Blick auf den, der sie äußerte, gewiss auch zutraf.

Im Alltag stehen die wenigsten von uns jedoch vor der Frage, wofür sie denn jederzeit sterben würden. Und dann kommen gelegentlich noch die Nachrichten von oft jugendlichen Selbstmordattentätern dazu, die zwar etwas haben, wofür sie sterben, aber offenbar wenig, wofür sie leben konnten.

Diese Assoziationen heben den positiven Sinn der Aussage nicht auf, zeigen aber an, dass nicht das Leben vom Tod her seinen Wert erhält, sondern der Tod vom Leben. Das scheint mir zumindest die christliche Position zu sein. Und die christliche Tradition weiß auch um den Vorbehalt Jesu gegenüber den Anflügen von Helden- und Todesmut seiner Nachfolger: Als es darauf ankam, verließ er den Petrus.

Was ist nicht alles über diese Verleugnungsszene gesagt und geschrieben worden. Statt nur das Versagen darin zu sehen, kann man auch auf den „Erfolg“ achten: Petrus hatte seine Mission noch nicht erfüllt – er hatte sie noch gar nicht richtig angetreten. Seine Lebensaufgabe lag noch vor ihm. Als sie beendet war, so die Tradition, war auch der Mut zum Sterben kein Problem.

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