Kürzlich las ich einen Satz, der Martin Luther King zugeschrieben wurde und sinngemäß lautete, wer nichts habe, wofür es sich zu sterben lohnte, der habe auch nichts, wofür er leben könne. Eine ebenso steile wie eingängige Wahrheit; und eine, die im Blick auf den, der sie äußerte, gewiss auch zutraf.
Im Alltag stehen die wenigsten von uns jedoch vor der Frage, wofür sie denn jederzeit sterben würden. Und dann kommen gelegentlich noch die Nachrichten von oft jugendlichen Selbstmordattentätern dazu, die zwar etwas haben, wofür sie sterben, aber offenbar wenig, wofür sie leben konnten.
Diese Assoziationen heben den positiven Sinn der Aussage nicht auf, zeigen aber an, dass nicht das Leben vom Tod her seinen Wert erhält, sondern der Tod vom Leben. Das scheint mir zumindest die christliche Position zu sein. Und die christliche Tradition weiß auch um den Vorbehalt Jesu gegenüber den Anflügen von Helden- und Todesmut seiner Nachfolger: Als es darauf ankam, verließ er den Petrus.
Was ist nicht alles über diese Verleugnungsszene gesagt und geschrieben worden. Statt nur das Versagen darin zu sehen, kann man auch auf den „Erfolg“ achten: Petrus hatte seine Mission noch nicht erfüllt – er hatte sie noch gar nicht richtig angetreten. Seine Lebensaufgabe lag noch vor ihm. Als sie beendet war, so die Tradition, war auch der Mut zum Sterben kein Problem.
Interessanter Gedanke, Peter!
Interessant finde ich auch, dass vor der Verleugung Petrus selber, aus sich heraus dafür garantieren will, für Jesus natürlich auch in den Tod zu gehen. „Auch wenn alle sich abwenden, ich nicht!“
Das ist in unserem Deutschen Kontext sicher auch immer wieder eine Antwort von Christen, die eben nicht in Verfolgung stehen.
Doch dann, nach der Begegnung von Jesus und Petrus am See in Joh 21, garantiert plötzlich Jesus und nicht mehr Petrus für die Verherrlichung Gottes im Tod des Petrus. „..damit wollte er anzeigen, mit welchem Tod Petrus ihn verherrlichen würde.“
Was hatte sich verändert? Petrus hat sich in bitterer Selbsterkenntnis los gelassen in die tragende Liebe Jesu hinein. „traurig sagte er: Herr Du weißt alle Dinge, Du weißt, dass ich Dich lieb habe.“
Und so denke ich, muss es uns auch geschenkt werden, in Verfolgung, wenn sie denn dann da ist, bei unserem Herrn zu bleiben.
Für mich hat sich bei Petrus in dieser Begegnung mit Jesus das entscheidende verändert. Ob Petrus jetzt seine Lebensaufgabe als beendet oder nicht betrachtet hättet, ich denke, er wäre jederzeit offen gewesen, sich von Gott diesen Todesmut schenken zu lassen. Denn er hatte dann wohl verstanden, dass es um seine Treue zu Jesus ging, und Gott ihn sicher auch aus dem Hof vom Kohlenfeuer weg gerettet hätte, wenn er da schon hätte standhaft bleiben können und Gott seine Aufgabe als noch nicht beendet betrachtet hätte.
Ich gebe Dir recht, der Tod bekommt nur vom Leben her seine Bedeutung.
Aber für mich liegt diese Bedeutung in der Treue zu Gott und nicht im sichtbaren Ergebnis meiner Lebensberufung. Das ist dann doch Gottes Aufgabe!?
@JtheLo: Mit „Erfolg“ hatte ich ja nicht „messbare Resultate“ gemeint, sondern dass Petrus die Aufgabe, die Gott ihm gestellt hatte, bewältigt hat. Auf dem Weg dahin musste er dann aber doch noch mehrfach mächtig umdenken, oder?
Das stimmt. Wenn er noch nicht reif ist, für Gott auch in den Tod zu gehen, dann wird er immer wieder verleugnen…
Und mir ist auch noch eingefallen, dass gerade im Markusevangelium Jesus selber dem Todesmut ziemlich lange aus dem Weg geht, bzw. gehen will bis „die Zeit erfüllt ist“. Ständig wehrt er Leuten, zu sagen, was er großes tut und wer er ist.
Aber es geht auch gehörig nach hinten los und die Schriftgeleherten beschließen schon sehr früh, dass sie Jesus töten wollen, obwohl Jesus noch nicht in Jerusalem war.
Ich denke, das meinte ich damit, dass sich dann Gott selber bei den Berufungen, die er uns gibt, um das Weiterleben kümmert, wenn die „Zeit noch nicht erfüllt“ ist.
War es bei ihm auch ein Reifungsprozess? Wollte er erstmal seine Message rüberbringen, bevor er wegen Gotteslästerung umgebracht wird?
Im Johannesevangelium beschließt Jesus dass „jetzt die Zeit erfüllt ist“, als Heiden nach ihm fragen… vielleicht hat er darauf gewartet…