Homo Duplex

Jonathan Haidt erklärt in diesem TED-Video, dass Menschen eine Sehnsucht nach Selbsttranszendenz in sich tragen. Religion und Spiritualität, die Welt als ein verbundenes Ganzes, als etwas Heiliges sehen und empfinden zu können, gehört zu unserem Wesen als Menschen. Emile Durkheim sprach daher vom Homo Duplex, der nicht nur in der Welt der Dinge wohnt, sondern nach Tiefe (bzw. nach Höherem) sucht.

Nur hat – und da berühren sich seine Ausführungen z.B. mit den Thesen von Richard Rohr – unsere säkulare Gesellschaft mit ihrer linkszerebralen Reduktion der Wirklichkeitserfahrung dieses Bedürfnis vernachlässigt und bietet uns wenig Gelegenheiten, einen Zugang zur spirituellen Dimension des Lebens zu finden.


Zwischendurch kommt übrigens auch das Problem egozentrischer Trittbrettfahrer zur Sprache, das ich neulich bei Rodney Stark schon gefunden hatte. Theologen werden den (zumindest in der Kürze des Vortrags) etwas undifferenzierten Religionsbegriff sicher noch präzisieren wollen, aber das ist doch schon einmal ein ganz guter Ansatz für weiteres Nachdenken und Diskutieren. Wenn man „Selbsttranszendenz“ mit Glaube (im Sinne des vertrauensvollen Sich-Fallen-Lassens) und Liebe (sich selbst zugunsten anderer zurücknehmen) umschreibt, dann wäre die theologische Aufgabe, das in eine stimmige Beziehung zum Christusereignis zu setzen – also eine Art Schleiermacher reloaded :-)(Gefunden bei Michael Blume auf Natur des Glaubens)

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