Höhlenmenschen unter uns?

Jede Gemeinschaft hat ihre mürrischen, alten Seelen, die immerfort altern. Wir nennen sie CAVE-Menschen (Citizens Against Virtually Everything … ), sie sind sich seit Jahren gleich geblieben, schwenken die Fahnen einer Weltsicht, die für sie funktioniert hat und die sie nie in Zweifel gezogen haben.

Don Beck/Christopher Cowan

Technorati Tags:

Share

Auf Sand gebaut

Norbert Knöll hat mir heute ein Foto seiner ehemaligen Gemeinderäume in Nürnberg-Mühlhof geschickt. Das alte Fabrikgebäude steht am Rednitzufer auf Sand. Die Pfähle, die es wohl auch gegeben hatte, halfen nicht mehr, und so kam es in den letzten Monaten zunehmend ins Rutschen.

Vergangene Woche schließlich stürzte ein Teil des Komplexes ein. Eher ungewöhnlich in unseren Breiten, aber eine gute Illustration zum Schlussgedanken der Bergpredigt.

Mühlhof

Technorati Tags: ,

Share

Basketball-Video

Das Basketball-Video hat beim Emergent Forum viele tief beeindruckt. Hier kann man es zwar nicht herunterladen, aber wenigstens noch einmal ansehen und anderen zeigen.

Für alle, die es noch nicht kennen: Konzentriert Euch auf das weiße Team und zählt, wie oft der Ball abgespielt wird. Holt Euch einen Partner dazu, der das schwarze Team im Auge behält. Viel Spaß beim Auswerten 🙂

Technorati Tags: , ,

Share

Raumfragen: Gemeinde als “Familie”?

Heute beim Kaffee kam das Gespräch darauf, dass eine Bedeutung von Weihnachten die ist, dass Gott alle Menschen (zumindest potenziell) als Teil seiner Familie ansieht. Mit der Konsequenz, dass er von uns erwartet, dass wir andere (ohne Ausnahme!) auch so behandeln. Nächstenliebe unterscheidet nicht mehr nach Gruppen, Clans, Völkern und was einem dazu sonst noch alles an äußeren Abgrenzungen und Kategorisierungen einfällt.

Trotzdem wurde mir bei dem Begriff “Familie” etwas unwohl. Ich erinnerte mich an ein Gespräch letzte Woche, wo jemand anders die Erwartung formulierte, unsere Gemeinde müsse “wie eine Familie” werden. Ich fürchte, das führt direkt in die Überforderung, und von da aus in Frust und Rückzug. Ich habe es auch schon mehr als einmal miterlebt.

Heute musste ich wieder an die Unterscheidung zwischen öffentlichem, sozialem, privaten und intimen Raum von Joseph Myers denken: Für uns ist Familie etwas privates, wahrscheinlich mit Kern- und Rumpffamilie sogar etwas Intimes. Die Leute, die mein Schlafzimmer von innen gesehen haben. Damals, zur Zeit des Neuen Testaments, war die Großfamilie eher dem sozialen Raum zugeordnet. Intime Erwartungen kamen da gar nicht so auf, ähnlich wie in Zeiten, als bei uns die Kinder die Eltern noch “siezten”. Heute wäre das Äquivalent eher der Kreis guter Bekannter.

In diesem Sinn kann Gemeinde dann schon “Familie” sein – aber wir hören und assoziieren in der Regel etwas anderes mit und wundern uns dann, dass es uns nicht gelingt, dies in einer Gemeinde mit über 150 Leuten (eine Art natürliche Grenze, wo die Überschaubarkeit ein für allemal endet) zu leben. Vielleicht sollten wir also doch vorsichtig sein mit Begriffen, die solche Erwartungen wecken.

Technorati Tags: , ,

Share

Nicht zu wörtlich nehmen

David Bosch schreibt unter dem Stichwort “the emergence of a postmodern paradigm” in Transforming Mission: Paradigm Shifts in Theology of Mission folgendes, das mich auch an unsere immer wiederkehrenden Fragen des Bibelverständnisses erinnert (vor allem: wie wörtlich muss man was nehmen und zählt nur das wörtliche Verständnis?). Der Text steckt voller Zitate, ich habe hier auf die vielen Anführungszeichen verzichtet, wer will, kann bei Bosch auf S. 353 selbst nachlesen.

Die zentralen Lehren des traditionellen Christentums, (…) können nur in Form einer Metapher ausgedrückt werden; jeder Versuch, darüber hinaus zu gelangen und die Lehren zu “erklären”, riecht stark nach intellektueller Sterblichkeit. In der Tat wird Götzendienst, wo er in der Bibel verurteilt wird, oft als ‚wörtliche‘ Projektion eines Bildes in die Außenwelt betrachtet, das als poetische Metapher akzeptabel gewesen wäre. (…)
Metapher, Symbol, Ritual, Zeichen und Mythos, lange schlecht geredet von jenen, die sich nur für den “exakten” Ausdruck von Rationalität interessierten, werden heute rehabilitiert; sie schaffen Formen, die die Integration von Denken und Wollen herstellen und hervorrufen; sie berühren nicht nur den Verstand und dessen Konzepte, und rufen gezieltes Handeln hervor, sondern sie bewegen das Herz. Also sehen wir eine Welle des Interesses, vor allem in Kirchen der Dritten Welt, an narrativer Theologie, Theologie als Story und anderen nichtkonzeptionellen Formen des Theologisierens.

Bosch schreibt, diese Ansätze sind weder irrational noch vernunftfeindlich, sie stellen lediglich eine nötige Erweiterung der Vernunft dar, auf die man sich zu lange beschränkt hatte. Leider hat es sich noch nicht überall herumgesprochen, dass es (inspirierte – kein Zweifel!) Dichtung und Mythen auch in der Bibel gibt, und dass ein wörtliches Verstehen der falsche Weg ist, um aus diesen Texten klug zu werden. Aber ein sehr “moderner”.

Technorati Tags: ,

Share

Außenansichten

Die Zeit schreibt über Evangelikale in den USA anlässlich der Kandidatenkür der Republikaner, wo der Mormone Romney gegen den früheren Baptistenpastor Huckabee (kann man mit diesem Namen Präsident werden??) antritt. (N.B.: Rechtschreibfehler stammen aus dem Original…):

Mormonen glauben immerhin, neben der Bibel, an das Buch Mormon, das dem Sektengründer Joseph Smith vom Engel Moroni eingegeben wurde (ähnlich wie L. Ron Hubbard und „Battlefield Earth“, übrigens Romneys Lieblingsbuch) und sie lehnen die Dreifaltigkeit ab. Dafür glauben Mormonen, dass Gott nahe dem Planeten Kolob wohnt, tragen geheime Unterwäsche, die sie vor dem Bösen schützen soll, und bis vor kurzem kamen Schwarze, nach mormonischen Glauben, nur als Sklaven in den Himmel. (…)

Wer aber glaubt, Mormonen seien besser auf einer Star Trek Convention aufgehoben als im Weißen Haus, kennt die Evangelikaler nicht. Die glauben an die Apokalypse, daran, dass Armageddon unmittelbar bevorsteht und dass der Antichrist bald auf Erden wandelt. Jerry Falwell, ein bekannter Evangelikale, sagte einmal, der Antichrist sei sogar schon da, er sei männlich und jüdisch. Heute vermuten manche Konservative, der Antichrist sei Obama.

Neon beschreibt heute Glauben ohne Kirche in Deutschland, auch interessant zu lesen, weil es keine Seltenheit ist. Hier das Fazit am Schluss:

… ich weiß, auch, wenn ich heute nicht mehr dorthin gehe, gehört sie (d.h. die Kirche) zur Entwicklung meines Glaubens doch dazu. Deswegen bleibe ich auch ihr Mitglied, obgleich ein stilles. Weil ich weiß, was ich ihr zu verdanken habe. Und weil ich nicht ausschließen mag, dass es vielleicht mal eine Zeit geben wird, in der wir wieder besser zusammenpassen.

Technorati Tags: , , , ,

Share

Munter drauflos kopiert

Ich habe heute zufällig einen Artikel von mir auf dieser Website aus der Schweiz gefunden. Dabei kenne ich die Leute gar nicht und das Impressum verrät auch nicht, wer sie sind. Dafür enthält es eine Bankverbindung – das ist den Betreibern offenbar wichtiger.Zumindest schlechter Stil, sowas. Ich hab mal freundlich nachgefragt, aber die Antwort lässt noch auf sich warten. Vielleicht sollte ich (wenn Geld schon so eine Rolle spielt, aber es ist eben die Schweiz…) eine Rechnung hinschicken? 🙂

Share

Zurück in der Werkstatt

Ich habe die Arbeit an dem Referat “Sünde, Kreuz und Bekehrung im Horizont der Postmoderne” fortgesetzt. Die Problematik lässt sich im Bezug auf Christian Schüles “Deutschlandvermessung” umreißen: “Vielleicht haben WIR als erste Sartres Satz begriffen, der Mensch könne gar nicht anders, als sich selbst zu verwirklichen, da er zur Freiheit verurteilt sei (…) Wir sind die Kinder des Danach: des Postindustriellen, des Posthistorischen, des Postmoralischen, des Postmetaphysischen.

Schüle erklärt das noch etwas ausführlicher. Hier sind die Fragen, die sich mir stellen:

  • Wie sprechen wir von Sünde in einer postmoralischen Welt?
  • Wenn Freiheit eine Gegebenheit oder gar ein Fluch ist, wozu und wovon befreit uns das Kreuz?
  • Wenn postmetaphysisch Identität und soziale Bindung verflüssigt sind, die Geschichte keine Richtung mehr kennt und unklar ist, was vorne und hinten ist, welchen Sinn kann der Begriff „Bekehrung“ dann noch haben?

Für die Antworten habe ich bis zum 4. Januar Zeit…

Technorati Tags: , , , ,

Share

Tagesseminar: Emerging Church / Leiter entwickeln

Am 19. April mache ich ein Tagesseminar bei der Akademie für Leiterschaft in Ditzingen. Die erste Hälfte befasst sich mit den Ansätzen von Emerging Church, die zweite ist weiter gefasst und fragt nach guten Bedingungen für die Entwicklung von Leitern in einer Gemeinde. Immer ein lohnendes Thema und eine Gelegenheit für interessante Diskussionen. DoSi ist als genius loci auch dabei.

Der Flyer kann hier heruntergeladen werden. Wenn Ihr Euch auf diesem Weg (d.h. aufgrund der Info hier im Blog) anmeldet, schreibt bitte einen kleinen Vermerk dazu.

Share

Emergent-Nachlese (8): rot/blaues und grünes Evangelium

In früheren Zeiten (und an manchen Stellen ist das heute noch so) fanden viele den Gedanken ausgesprochen attraktiv, zum auserwählten Volk zu gehören. Zunächst einmal ganz vordergründig politisch und national, nicht nur religiös. Da war es nicht anstößig, dass Gott die Seinen bevorzugt und die anderen seinen Zorn zu spüren bekommen. In dieser Situation lautete das Evangelium dann: Du darfst auf die Seite des Siegers wechseln und zu den Guten gehören. “Bekehrungen” aus Angst vor der “Hölle” waren keine Seltenheit. Für manche Ideale von Erweckung sind Predigten wie die von Jonathan Edwards daher heute noch konstitutiv. Gott war ein nach innen vielleicht freundlicher-strenger Herrscher, aber hart gegen die Feinde (egal ob das nun die Nachbarvölker, die Barbaren, andere Religionen oder Konfessionen sind). In der Logik der Spiral Dynamics, die Jens so gut dargestellt hat, ist das die blaue (und teilweise auch rote) “Frequenz”.

Heute ist dieses Evangelium schlicht nicht mehr vermittelbar. Was nicht heißt, dass manche es doch noch versuchen. Gerade gebildete Menschen sind sehr sensibel, wenn es um Ausgrenzung und Benachteiligung oder gar und Rache und Willkür geht. Das ist dann die “grüne”, ausgesprochen autoritätskritische Frequenz. Die meisten von uns empfinden intuitiv so: Wie kann man sagen, dass Gott Liebe ist, wenn sein Heil am Ende nur wenigen Auserwählten gilt? Oder muss man nicht Angst und Abscheu vor einem solchen Wesen empfinden – so wie in diesem Cartoon auf ASBO Jesus:

 2007 11 Do-You-Want

Muss man nicht sogar gegenüber einem solchen Gott (wie ihn das “blaue” Evangelium für “grüne” Ohren beschreibt?) das Angebot zur Kapitulation ausschlagen und im Zweifelsfall die Hölle aus Solidarität mit all jenen wählen, die keine faire Chance hatten? Ich lasse die vielen theologischen Implikationen beiseite – hier geht es nur darum, was unser Adressat tatsächlich hört. Auf dieser Frequenz gibt es keine Verständigung. Es muss also anders gehen.

Technorati Tags: , , ,

Share

Wirtschaftlich Denken

Chefredakteur Helmut Matthies von idea hat sich letzte Woche etwas eigenartig in Richtung Emerging Church geäußert. Dazu gibt es nun einen offenen Brief auf der Website von Emergent Deutschland. Wer mag, kann in den Kommentaren gern Unterstützung oder Kritik äußern.

Hier noch ein persönlicher Gedanke: Matthies argumentiert in dieser Frage ökonomisch – die Finanznot mancher Werke werde durch die Emerging Conversation verschärft. Dieser Zusammenhang ist absurd, wirft jedoch die Frage nach den tatsächlichen Interessen auf. Ich sag mal so viel: Hier hat er einen idealen Sündenbock gefunden, der theologisch, kulturell und politisch ohnehin nicht ins klassische Spektrum der Idea-Leser gehört. Da kann man auch mal schießen, ohne Abonnenten zu verlieren.

Noch etwas weiter gedacht: Hinter kaum noch vorgehaltener Hand höre ich immer wieder, wie frustriert und fast schon resigniert viele gemäßigte und progressive Evangelikale in unserem Land darüber sind, dass unter Matthies‘ Leitung durch idea der rechte Rand dieser Bewegung publizistisch überproportional verstärkt und Debatten durch undifferenzierte Etikettierungen in einer schädlichen Weise polarisiert werden.

Wird hier also eine erzkonservative, zahlungskräftige Klientel bevorzugt bedient? Und hat Matthies daher die Sorge, dass eine Öffnung oder gar ein “Linksruck” (bzw. wohl doch eher eine Bewegung hin zur gesellschaftlichen Mitte) unter Evangelikalen auch wirtschaftliche Risiken für Idea in der gegenwärtigen Ausrichtung birgt?

Technorati Tags:

Share