Wirtschaftlich Denken

Chefredakteur Helmut Matthies von idea hat sich letzte Woche etwas eigenartig in Richtung Emerging Church geäußert. Dazu gibt es nun einen offenen Brief auf der Website von Emergent Deutschland. Wer mag, kann in den Kommentaren gern Unterstützung oder Kritik äußern.

Hier noch ein persönlicher Gedanke: Matthies argumentiert in dieser Frage ökonomisch – die Finanznot mancher Werke werde durch die Emerging Conversation verschärft. Dieser Zusammenhang ist absurd, wirft jedoch die Frage nach den tatsächlichen Interessen auf. Ich sag mal so viel: Hier hat er einen idealen Sündenbock gefunden, der theologisch, kulturell und politisch ohnehin nicht ins klassische Spektrum der Idea-Leser gehört. Da kann man auch mal schießen, ohne Abonnenten zu verlieren.

Noch etwas weiter gedacht: Hinter kaum noch vorgehaltener Hand höre ich immer wieder, wie frustriert und fast schon resigniert viele gemäßigte und progressive Evangelikale in unserem Land darüber sind, dass unter Matthies‘ Leitung durch idea der rechte Rand dieser Bewegung publizistisch überproportional verstärkt und Debatten durch undifferenzierte Etikettierungen in einer schädlichen Weise polarisiert werden.

Wird hier also eine erzkonservative, zahlungskräftige Klientel bevorzugt bedient? Und hat Matthies daher die Sorge, dass eine Öffnung oder gar ein “Linksruck” (bzw. wohl doch eher eine Bewegung hin zur gesellschaftlichen Mitte) unter Evangelikalen auch wirtschaftliche Risiken für Idea in der gegenwärtigen Ausrichtung birgt?

Technorati Tags:

Share

5 Antworten auf „Wirtschaftlich Denken“

  1. Hm das ist die Frage zwischen einer Hermeneutic of Love vs. eine Hermeneutic of Suspicion. Wäre es nicht fairer und unpolemischer einfahc davon ausugehen, dass er theologisch einfach „so drauf ist“ und nunmal in diesem Stil auch publiziert?
    Ich denke (und hoffe) fast, dass die IDEA zur Zeit nicht die Evangelische Allianz repräsentiert. Aber auf der anderen Seite: muss man das Blatt denn wirklich so furchtbar wichtig nehmen? Es ist wie mit Chick Traktaten: die liest man um sich und seine Freunde zu unterhalten, nicht um sich damit auseinanderzusetzen. (Mist, jetzt werd ich selbst polemisch).

  2. Genau an dieser Stelle hat die Hermeneutik des Verdachts ja auch ihr Recht: Wenn jemand offensichtlich nicht das meinen kann (dumm ist er ja nicht), was er sagt, was will er dann eigentlich sagen? Finde ich eine legitime Frage. Im Unterschied zu Matthies stelle ich hier ja auch keine Behauptungen auf, sondern Fragen, auf die er antworten kann.

    Ich denke nicht, dass wir idea zu wichtig nehmen. Es hat mich eher gewundert, wie wichtig sie uns nehmen. 🙂

    idea repräsentiert zum Glück nicht die (ganze) Allianz. Das zeigt der Kommentar von Axel Nehlsen aus dem Hauptvorstand der DEA zum offenen Brief. Ist doch schön…

  3. Für mich hört sich das Dahinterliegende schon nach echter Besorgnis an. Vielleicht war der Redakteuer auch in unmittelbarer zeitlicher Nähe des Emerging Treffens bei einem befreundeten „Werk“, dem es gerade nicht so gut geht? Vielleicht spricht mehr echte Betroffenheit über die finanzielle Situation dieser Werke heraus als wirkliche Kritik an der EmCon? So nach dem Motto: „Leute, ein bitterer Winter steht uns bevor. Immer weniger Christen. Alles wird immer schlimmer. Da müssten wir doch zusammenstehen und nicht irgendwelchen neumodischen Quatsch ausprobieren“. Das wäre sicher eine unbiblische Resignation und ein Weltbild des Mangelns, das nicht zur biblischen Tugend der Großzügigkeit und Großherzigkeit passt. Aber es wäre immer noch etwas anderes als der Vorwurf, es gehe lediglich und Geld und Macht und Abonennten.
    Die Liebe glaubt immer das Best (-möglichste).
    Ich will nicht die IDEA verteidigen. Ich bin nur der Meinung, dass die Reaktionen auf diesen mickrigen Artikel fast etwas zu heftig ausfallen und dementsprechend eher noch heftigere Reaktionen provozieren.

  4. Wenn es eine solche Betroffenheit war, dann muss er das auch so schreiben (um es mal postmodern mit Derrida zu sagen: „Es gibt nichts außerhalb des Textes“). Ich muss ihm weder das Schlimmste noch das Beste unterstellen. Aber es wäre blauäugig zu denken, dass es unter Christen nie um Geld und Macht geht, oder?

    Ich bestreite Matthies‘ Konstruktion der Zusammenhänge, weil ich ihn an seinem eigenen Anspruch sachlicher Berichterstattung messe. Das halte ich für völlig legitim und notwendig und es ist kein Widerspruch zu Liebe (vgl. die Kommentare unter dem offenen Brief), damit die Diskussion von vorn herein in einer vernünftigen Spur bleibt. Wenn sie erst einmal auf das inhaltliche Niveau sinkt wie in diesem Fall, dann kommt sie da so schnell nicht wieder heraus.

  5. Hi Peter, ich bin da ganz deiner Meinung. Ich lese dieses Schmierblatt rein aus Prinzip nicht (auch wenn es in unserem Semester gerne als Unterrichtserheiterung herhalten muss…).

    Ich wiederhole gerne meine Meinung vom „Spiegel“-Post. Idea ist nur der Spiegel der Leser. Die Leute wollen das, Idea bringt es.

    Man kann Idea keinen Vorwurf machen, die machen ihren Job. Ich mache (natürlich…) den Frommen den Vorwurf, dass sie einfache Wahrheiten lieber hören als komplexe Realität!

Kommentare sind geschlossen.