Unglückliche Signale

Ich bekam vor einer Weile den Rundbrief einer christlichen Familie, die seit einigen Jahren in einem missionarischen Projekt arbeitet. Keine ganz einfache Situation, aber sich schlagen sich tapfer. Inzwischen sind die Kinder in der Schule und eines davon sollte im Unterricht Harry Potter lesen. Worauf hin die Eltern aus religiösen Gründen ihr Veto bei der Lehrerin einlegten. Die Schule gab nach, aber es gab doch erhebliches öffentliches Aufsehen. Sie standen als Fundamentalisten in der Kritik.

Dieser Vorwurf trifft sie nun nicht ganz zu Unrecht – man muss Harry Potter wirklich nicht so verstehen, das Genre Fantasy nicht für bare Münze nehmen. Damit will ich nicht alles schön reden, die Bücher haben auch ihre Schwächen, und obwohl sie dicker werden, wird die Story (leider) kaum noch besser. Doch das liegt für mein Empfinden an anderen Dingen als der “Magie”. Wir hatten dieselbe Sache in Grün mit der “kleinen Hexe” vor ein paar Jahren in unserer Gegend. Aber das ist eben ein typisches Merkmal fundamentalistischer Denkstrukturen, dass sie nur “wahr” und “falsch” denken können, und dass für Lyrik, Metaphern und Phantasie kein Raum ist.

Was nun nicht heißen soll, dass diese Christen auf einer Linie mit religiösen Gotteskriegern liegen und eine fromme Diktatur planen. Das sind sie ganz sicher nicht. Und gerade deswegen ist aber alles, was nach Zensur riecht, so ein unglückliches Signal.

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Hunger in der Stadt (1)

Die letzten Tage hat mich eine Geschichte aus dem Alten Testament beschäftigt: Im 2. Buch Könige (6-7) wird die Belagerung Samarias durch die Aramäer beschrieben – und eine überraschende Wende. Im Telegrammstil hört sich das dann so an:

In der Stadt bricht eine Hungersnot aus, erste Fälle von Kannibalismus werden bekannt. Der König fühlt sich von Gott verlassen und will – nachdem Gott nicht erreichbar ist – dem Propheten Elischa ans Leder. Der allerdings hat diesmal keine schlechten Nachrichten wie sonst immer, sondern erklärt, dass binnen eines Tages der Hunger vorbei sein wird.

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