Ein Freund erzählte heute beim Joggen von einem Gespräch, in dem jemand sagte, er fände die Vorstellung eines perfekten Himmels, in dem alles vollkommen und in Ordnung wäre, so beängstigend, dass er um Glaubensfragen einen Bogen mache. Ich kann das gut nachempfinden. Da will ich auch nicht hin, es erinnert zu sehr an die Langeweile des Münchners im Himmel. Vielleicht ist es auch eine Wohlstandskrankheit. Leute, die hungern oder unterdrückt und verfolgt werden, stellen sich den Himmel vermutlich anders vor. Attraktiver irgendwie, denn da hat man einfach genug zum Leben, nicht ständig Angst und kann sich entfalten.
Wenn im satten Germanien niemand in den Himmel will, lockt man mit Versprechungen des Himmels auch keinen hinter dem Ofen vor (und konsequenterweise auch nicht mit Höllenkram). Vor allem, wenn man den Himmel sich so denkt, wie ihn die anderen nicht wollen: Autoritär verordnetes Glück, statisch, ätherisch und irgendwie blutleer. So eine Vorstellung kommt dann zustande, wenn der Himmel alles das wird, was dieses Leben nicht ist, oder theologisch gesagt, wenn Schöpfung und Erlösung, Gott und Welt in den größtmöglichen Kontrasten gezeichnet werden.
Muss das sein?
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Wenn ich mir den Himmel vorstelle, denke ich immer an einen (leider viel zu kurzen und zu lange zurückliegenden) Aufenthalt im Yosemite Nationalpark. Irgendwann will ich noch einmal hin. Es war wie im Paradies. Witzigerweise erschien neulich in der SZ-Serie “Amerika der Länge nach” ein Artikel über Yosemite, dessen Überschrift lautete “Es gibt doch einen Gott”. Hier ein paar Sätze:
Wieder rühren sich jene Fragen, auf die ich keine Antwort finde. Wie kann die Welt so schön sein, wenn sie nicht mehr als das Ergebnis eines Urknalls ist? Und wie komme ich zu dem Privileg, diese Schönheit in aller Ruhe und ohne Sorgen zu betrachten? In Amerika ist die Theorie mit dem Urknall nicht sehr beliebt. Es handelt sich um das Land Gottes. Das kann ich in diesem Moment schlecht abstreiten.
Wir haben uns beim Weiterlaufen darüber unterhalten, dass viele von uns Erfahrungen gemacht haben, die so tief und schön waren, dass wir sie mit dem Himmel vergleichen würden. Und selbst wenn man mit der Zeit mancher Dinge überdrüssig wird, muss das nicht für alles andere gelten. Natürlich unterscheiden sich diese Träume und Erlebnisse. Aber vielleicht ist auch das von Gott so gewollt, vielleicht hält der Himmel von all diesen Dingen etwas für uns bereit, und vielleicht sind wir dann so heil und gesund, dass wir (wie Kinder) auch Wiederholungen – die trotzdem nie genau dasselbe sind – nicht öde finden, sondern großartig. Vielleicht – nein: bestimmt! – fängt dieser Himmel auch nicht erst nach dem Tod für uns an.
Von daher die Frage an alle: Was ist eigentlich Dein Gleichnis für den Himmel, wo hast Du einen Vorgeschmack erlebt? Was würdest Du antworten, wenn jemand meint, der Himmel wäre für ihn ein Albtraum?
Hm ich muss an ein eher unbekanntes Lied der (nichtchristl) Band Kettcar denken, „genauer betrachtet“. Dort beschreiben sie einfach einen dieser überwältigenden Momenten und das besser als jedes Lobpreislied (Gott bewahre uns vor einem Himmel, der so ist, wie in den Lobpreislieder angedroht):
Ich glaub, dass muss auch so ein Moment sein, wo sie irgendeine tolle Aussicht haben oder so:
„Und wir kamen oben an, so nach hundertausend Stufen
und irgendjemand sagte ‚Wow!‘, ich sagte nichts mehr
hundert Meter über allen,hielt den Atem an, und ich tauchte, sank hinein in dieses Meer aus Lichtern.
Überwältigt, staunend, schweigend und auch leise irritiert
Hey, verdammt, das ist ein Spielfilm, das hat jemand inszeniert!“
Ich liebe das, wie sie diesen Moment so umreißen und dann, wenn man genau guckt, noch zu einer Art Zugeständnis gegenüber Gott kommen (Gott, der Regisseur).