Was bin ich?

Bei einem Rundgang auf Holy Island fand ich mich diese Woche am Beispiel der keltischen Heiligen mit der Frage konfrontiert, was meine Träume und Ziele sind. Kurz darauf las ich bei Abraham Heschel die folgenden Zeilen:

Eine Person ist das, was sie anstrebt. Um mich zu kennen, frage ich: Was sind die Ziele, die zu erreichen ich mich bemühe? Was sind die Werte, die mir am wichtigsten sind? Welches sind die größten Sehnsüchte, von denen ich mich bewegen lassen möchte?

Mensch Sein heißt unterwegs sein, und auch wenn niemand sein Ziel schon endgültig erreicht hat, erschließt sich meine wahre Identität erst von da aus. daher bin ich mehr als nur die Summe meiner Erfahrungen und mehr als nur das, was ich schon verwirklicht habe. Wer einen Menschen nur danach beurteilt, verkennt ihn im Grunde. Wer einen anderen verstehen möchte, muss die Sehnsucht verstehen, die ihn antreibt.

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3 Antworten auf „Was bin ich?“

  1. Ein wertvoller Gedanke! Wir sind viel zu oft vergangeiheit- und leistungsorientiert, statt auf Ziele oder Potential ausgerichtet zu sein.

  2. Wobei ich es wichtig finde dass wir diese Ziele, die wir anstreben, unsere Sehnsucht, die wir hegen und anhand derer wir Entscheidungen treffen, nicht verwechseln mit einem vermeintlich für uns von Gott vorherbestimmten Ziel. Mit der Vorstellung eines konkreten Ziels, ohne das zu erreichen ich mein Leben weitgehend vergeblich gelebt hätte, habe ich so meine Schwierigkeiten. Du vermutlich auch. (Es gibt nur Zeitgenossen, die solche Zeilen wie die von dir zitierten ganz schnell so hören.)

    Konkret bedeutet das: Wenn unsere Ziele veränderbar sind, und die Sehnsüchte sich verschieben können, dann würde sich auch das gesamte Verständnis eines Menschen ändern. Es ist also beides wichtig, um ein halbwegs stimmiges Bild vom anderen (und vielleicht auch von mir selbst) zu bekommen: Das woher und das wohin.

    LG,
    Rolf

  3. @Rolf: Schon klar. Es bleibt m e i n e Sehnsucht, und keine Latte, über die ich zu springen habe. Wobei ich denke, je tiefer, desto stabiler ist das Ganze auch. Und man entdeckt es oft erst sehr allmählich im Laufe des Lebens, sagt Heschel. Am Anfang ist man mit zu vielen anderen Dingen beschäftigt. Würde Richard Rohr auch bestätigen, denke ich.

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