Vom Himmel hoch…

Heute auf Zeit Online: Theologische Deutungen des allmächtigen Google, zum Beispiel dieser Entwicklung vom Deismus zur „Inkarnation“:

… bislang störten sich nur wenige am Google-Gott, der alles von uns weiß, der jeden unserer Schritte sieht und dank des neuen Google-Handys immer bei uns ist, uns führt »an der lieben Hand«. Denn dieser Gott war ein abstrakter Gott, sein Reich waren die fernen Rechnerzentralen. Nun aber erscheint er uns, wird Auto, wird Kamera – wird bedrohlich.

Im gleichen Artikel ein frecher Vergleich von Florian Illies: Google als Sinnbild des nüchternen, auf Wissen und Worte reduzierten Calvinismus und der sinnlichen-ästhetischen Erfahrung, die Apple als Analogon zur katholischen Kirche vermittelt. So hatte ich das bisher noch nie gesehen…

PS: Etwas realitätsnäher und ganz untheologisch schreibt die Zeit hier zum Erfolg Apple

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9 Antworten auf „Vom Himmel hoch…“

  1. Ich habe Apple-User noch nie verstanden. Ich finde es schon schwer verständlich, warum sich Windows-User mit ihrer Software in solche Abhängigkeit begeben und sich von MicroSoft von Vorne bis Hinten verar***en lasen. Aber warum Apple-User noch ein drauf setzen und sich auch noch mit der Hardware abhängig machen, werde ich nie verstehen….

    Ich glaube OpenSource ist ist der Beweis Mt 20,1-16 (die Welt Gottes) keine Fiktion sein muss, sondern schon jetzt gelebte Realität ist.

    Einen schönen Ersttag (Sonntag)

    Olaf

  2. Anderseits gibt es Dinge, wo einem der klare Menschen verstand sagt, das man es nicht ausprobieren sollte. Apple würde ich dazu zählen , neben Heroin und Büroklammern in Steckdosen und das Streichen von ausgewachsenen Alligatoren, in freier Wildbahn …. 🙂

  3. In welcher Farbe willst Du die Alligatoren denn streichen, Olaf?
    Es gibt „den“ klaren Menschenverstand ja nicht, sondern nur Deinen, meinen und ein paar Milliarden andere. Und einige davon leben gut als Katholiken, andere benutzen Macs. Und manche kommen damit nicht klar, und erklären diese Leute für blöd…?

  4. @Peter

    Okay, für dich eine kleinen Ausflug in die Erkenntnistheorie. Als weitergehende Literatur empfehle ich A. Schopenhauer „Ueber die vierfache Wurzel des Satzes vom zureichenden Grunde“.

    Zunächst ein Paar Begriffsbestimmungen. Wenn du schreibst „Es gibt ‚den‘ klaren Menschenverstand ja nicht, sondern nur Deinen, meinen und ein paar Milliarden andere.“, wirst du eigendlich den Wahrheitsanspruch hinter dem Begriff „Menschenverstand“ meinen – richtig? Eigentlich lautet dein Satz: „Es gibt gibt nicht ‚die‘ Wahrheit, sondern nur Deinen, meinen und ein paar Milliarden andere.“ – Oder?

    Gut. Schauen wir mal.

    Also ich denke, jeder hat das Recht, sich unglücklich zu machen, solange er klar bei verstand ist und die Tragweite seine Entscheidung überschauen kann.

    Das Recht sich unglücklich zu machen, macht aus einer widersinnigen Entscheidung aber keine geniale Entscheidung. Es gibt keine Wechselwirkung zwischen dem Recht auf eine Handlung und die Bewertung einer Handlung. Denn nicht alles was erlaubt ist, ist auch gut…

    Kommen wir nun zu der Frage, ob sich bestimmte Dinge einer objektiven Bewertung entziehen. Die Antwort ist: Ja und zwar alle Dinge die nicht nachprüfbar sind. Zum Beispiel die Behauptung, Gott hätte 12 Finger. Die Behauptung ist aber werde wahr noch unwahr. Wenn jetzt ein Fan von der Serie „Die Simpsons“ behauptet, Gott hätte 8 Finger, wie alle Figuren 8 Finger haben, ist das auch nicht nachprüfbar. Definitiv falsch, wäre zu sagen „beide haben Recht“, solange wie es nicht überprüfbar ist. Das ließe sich auch übertragen auf die unterschiedlichen Ansichten von Muslimen und Christen zu Jesus. Keiner von beiden kann behaupten die Wahrheit zu sagen. Man kann auch nicht sagen, beide hätten recht, weil es schlicht nicht nachweisbar ist (nach dem Satz vom zureichenden Grund).

    Dann gibt es noch Dinge die relativ sind. Meine Heimatstadt München, ist in Deutschland relativ südlich. Zu den Alpen aber relativ nördlich. Wenn der Friese sagt „München liegt im Süden“ hat er aber nur solange recht, wie er zu Hause ist. Sobald er seinen Schwager in Österreich besucht, ist die Aussage falsch.

    Dann gibt es noch die absolute Wahrheit. Wenn ich sage „München liegt 48° 8′ N, 11° 34′ O“ ist das immer richtig. Egal wer es sagt, wo und wann er es sagt. Jede andere Antwort ist falsch.

    Zurück zu Apple bzw. Windows und Linux. Bei Linux habe ich die Freiheit, die Software zu zerpflücken und zu verteilen, an wen ich will. Bei Windows darf ich die Software nicht verändern oder weitergeben, aber ich habe die Freiheit die Software auf der Hardware zu installieren, wo immer ich sie zum laufen bekomme. Apple kann ich Software weder verändern, noch weitergeben, noch darf ich sie auf der Hardware installieren wo ich will (Quelle).

    Also würde ich sagen, der Satz „Appel ist unfreier als Linus und Windows“ ist als ausreichen begründet an zusehen, und somit als wahr zu bezeichnen. Es braucht also nichts mehr ausprobiert werden. Dies ist übrigens der 3. Satz vom zureichenden Grund, der Erkenntnisgrund. Es handelt sich hier auch nicht um eine „gefühlte Freiheit“ weil die Kriterien klar genannt sind. Das es Faktoren geben mag, die den Mangel an Freiheit aufwiegen, ändert nichts an der Richtigkeit, der Feststellung. Appel ist immer noch konstant gleich unfrei, egal welche vermeintlich oder tatsächlich Vorteile dies aufwiegen (sollen).

    Mit einem klaren Menschenverstand, müsste diese Wahrheit also erkannt werden ( weil sie universal ist). Und da ist es egal ob es mein, dein oder einer von den anderen paar Milliarden ihr Menschenverstand ist.

    War alles verständlich?

    Gruß

    Olaf

  5. Aha. Danke für die Philosophiestunde. Deine Taktik asymmetrischer Gesprächsführung, d.h. das letzte Wort dadurch zu bekommen, dass Deine Antworten immer länger werden, geht mal wieder auf.

  6. Guten morgen Peter!

    Ich konnte in deinem Posting vom 18. Jan 2010 um 09:43 Uhr, keine neuen Argumente finden für deine Position. Oder ich habe sie überlesen.

    Das letzte Wort zu bekommen ist ja nicht das selbe wie Recht zu bekommen. Was das Recht behalten angeht, so hat A. Schopenhauer auch hier wieder wichtige Pionierleistung erbracht. A. Schopenhauer beteiligte sich leidenschaftlich gerne an Debatten. Aus seine jahrelangen Erfahrungen hat er das Buch geschrieben Die Kunst, Recht zu behalten. Ich würde sagen, das du gerade „Kunstgriff 14“ angewandt hast. Obwohl es auch Elemente von „Kunstgriff 19“ zu haben scheint. Na egal…

    Gruß

    Olaf

  7. Okay, ein (kurzen) hab ich noch…

    Es gab eine Studie, die versuchen wollte zu erklären warum einige Menschen ein solch irrationale Beziehung zu Appel-Produkten haben: „iPhone-Fans leiden unter dem Stockholm-Syndrom“. In der Heise-Meldung dazu heißt es:

    „[…] iPhone-Fans zeigten Symptome des Stockholm-Syndroms. Dieses Phänomen äußert sich darin, dass Opfer einer Entführung oder Geiselnahme sich mit ihren Entführern solidarisieren. Der Name geht auf einen Banküberfall mit Geiselnahme in Stockholm 1973 zurück.“

    Zu den Artikel gab es übrigens >1000 Kommentare. 😀

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