„Die Geschichte gehört den Betern“

Die Allianz-Gebetswoche ist zwar schon fast vorbei, aber eben habe ich diese Sätze von Walter Wink wieder gelesen:

Gebet ist kein Gesuch, dass an einen allmächtigen König gerichtet wird, der alles zu jeder Zeit tun kann. Es ist ein Akt, der den Ursprung, das Ziel und den Prozess des Universums befreit von den Verzerrungen, Vergiftungen, Verwüstungen, falschen Richtungen und dem puren Hass auf alles, was ist, der Gottes Absichten im Wege steht.

Wenn wir beten, schicken wir keinen Brief an ein himmlisches Weißes Haus, wo er auf einen Stapel mit anderen gelegt wird. Wir beteiligen uns vielmehr an einem Schöpfungsakt, in dem ein kleiner Sektor des Universums sich erhebt und lichtdurchlässig wird, hell glühend, ein vibrierendes Kraftzentrum, das die Kraft des Universums ausstrahlt.

Die Geschichte gehört den Betern, die die Zukunft in Existenz glauben. Wenn das so ist, dann ist Fürbitte alles andere als eine Flucht vor dem Handeln, sondern ein Weg, der auf Aktion zielt und sie herbeiführt.

Walter Wink, Engaging the Powers. Discernment and Resistance in a World of Domination, Minneapolis 1992, 303f

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4 Antworten auf „„Die Geschichte gehört den Betern““

  1. Je länger, desto mehr habe ich (-wie du weist-) Schwierigkeiten mit solch literarisch hochfliegenden Zitaten und meinen Niederungen des Gebetslebens und dem Alltag, wie ihn alle Anderen, die ich persönlich näher kenne, erleben. Was soll, so frage ich mich, die Berufung auf „Schöpfungsakt, vibrierendes Kraftzentrum, Kraft des Universums“, wenn sich jeder, der das Zitat liest, ehrlich eingestehen muss, dass diese Worte in keinster Weise dem eigenen Erfahrungshorizont entsprechen. Klar könnte Gott ganz anders, wenn er wollte, aber ich empfinde diese Art zu reden als unwahrhaftig. Geht es euch anders und kann jemand der Leser das so auf sich beziehen?

    1. Mit geht es umgekehrt. Solche schön formulierten Gedanken machen mir Mut, das Gebet ernst zu nehmen und zu glauben, dass auch Gott es ernst nimmt. Liegt vielleicht aber auch daran, dass ich den ganzen Wink gelesen habe und immer mal wieder drin lese.

  2. zeichen und wunder helfen. nicht dass sie bedingung wären. aber zu erleben, wie krumme gliedmaßen wieder gerade werden, wie hinkende wieder herumspringen, wie schmerzen verschwinden, das kann schon eine hilfe sein dabei, daran zu glauben, dass auch mein gebet im stillen kämmerlein nicht an die weiße wand gesagt ist. es tut gut, wenn glaube heraustritt aus den sicheren gemeinderäumen hinein in die straßen, und dort in aktion tritt, damit menschen gottes gegenwart und realität erleben können. das erhebt mich nicht über die niederungen des alltages. aber es hilft mir schritt für schritt, mehr für möglich zu halten. gerade wenn gott auch dann durch mich wirkt, wenn mein glaube eher das gegenteil von mutig und zuversichtlich ist.

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