Die „Welt“ kommentiert Sarah Palins Verhalten im Troopergate, ich spare mir jetzt die passenden Bibelstellen dazu, nachdenklich stimmt das ganze allemal (und natürlich gilt das auch für alle, die sich jetzt über Palin entrüsten):
Wie kommt es aber, dass ein Mensch, der so viel Wert auf die Moral legt, ja, der die Frage der Moral – allerdings vor allem der Sexualmoral – wieder zum Thema des Wahlkampfs machte, selbst so unmoralisch handeln konnte? Die Antwort ist, gerade weil Palin sich für moralischer hält als ihre politischen Gegner, sieht sie ihre eigenen Handlungen als moralisch an.
(…) Weil diese Einstellung bei Gutmenschen die Regel ist, gilt auch die Regel. Wer aus politischen Fragen moralische oder aus moralischen Fragen politische macht, dürfte in der Regel ein paar miese kleine Geheimnisse haben. Wohlgemerkt: Die haben andere auch, die haben wir alle. Aber die kann man jenen verzeihen, die nicht so tun, als wären sie bessere Menschen.
Das Interessante dabei ist, dass sich Barack Obama andererseits quasi alles leisten könnte. Da er der (nicht-so-religiöse) Messias ist, ist ihm alles erlaubt. Er ist einfach zu sympathisch, als dass man es zulassen könnte, dass irgendwelche dunklen Seiten an ihm zu sehr ans Tageslicht befördert werden sollten. Spannender sind da solche, die sich öffentlich als wiedergeborene Christen bezeichnen. Dort Dreck zu finden, macht einfach viel mehr Spaß.
Das sehe ich anders. McCain wäre glücklich, wenn Obama sich endlich etwas leisten würde und Palin hat Obamas Integrität wiederholt zu beschädigen versucht (und nur ihre eigene getroffen). Fakt ist, Obama hat sich nichts vergleichbares geleistet. Und auch er bekennt sich als Christ, also stimmt das angedeutete Motiv „Christenverfolgung“ hier nicht. Aber vieles lässt befürchten, dass aus dem Lager McCain/Palin in den nächsten Wochen noch eine Hasskampagne droht. Ist das dann christlich – auch wenn (oder gerade weil!) es dem einen oder anderen dabei um „christliche Werte“ geht?