Und tschüss?

Ist es der Käßmann-Effekt? Rücktritte kommen in Mode – wer hätte das vor einem Jahr vermutet. Eben Koch, nun Köhler. Sind unsere Politiker zu empfindlich geworden oder behandeln wir sie zu schlecht?

Ich mochte Horst Köhlers nachdenkliche und manchmal auch kritische Worte. Seine Kapitalismuskritik war wichtig und mutig. Er ist ein freundlicher und integrer Mann. Richtig souverän fand ich ihn trotzdem nie in diesem Amt – vielleicht liegt das an seinem etwas hausbackenen Redestil. Wie ein Politiker hat er jedenfalls nie geredet, und in dem umstrittenen Interview hat er nicht unbedingt sehr umsichtig formuliert. Klar hagelt es da Kritik. Und klar hat er es nicht so gemeint, wie seine Kritiker unterstellten.

Aber hey – jeder Prediger muss damit leben und jeder Blogger auch, dass uns nicht jeder Kommentar schmeckt und dass Dinge ganz anders ankommen, als wir uns das wünschen. Mit dem hastigen Abgang hat er nun vor allem die Kanzlerin brüskiert. Und die kollektive Lena-Euphorie ist jäh verflogen. Deutschland hatte endlich einen Grund, sich mal wieder richtig gut zu fühlen! Jetzt ist die Krisenstimmung zurück. Mehr Widerhall hätte der Paukenschlag kaum erzeugen können.

Eine Sache würde ich jetzt gern allen Lesern vorschlagen: Können wir den Leuten, die eine Aufgabe – sei es in der Kirche, der Politik oder im sozialen Bereich, aber gern auch Müttern und Vätern – in kritischen Zeiten und unter persönlichen Anfeindungen gut und treu erfüllt haben, mal richtig Danke sagen? Können wir sie mal ganz deutlich spüren lassen, dass die Opfer, die sie dabei bringen, gewürdigt werden und dass ihr Einsatz sich lohnt?

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5 Antworten auf „Und tschüss?“

  1. ..ich glaube, dass wir hier den Beginn einer „italienisierung“ der Politik erleben. Da die Probleme faktisch nicht mehr handlebar sind muss man nach immer kürzerer Zeit den Ball
    wieder loswerden. Ein Politiker ist heute quasi beidseitig gelähmt: Befolgt er die Regeln der political corrrectness wird nichts geschehen, da die grundlegenden Probleme nicht angesprochen, geschweige denn angepackt werden können. Hält er sich nicht an die Regeln der PC wird er erst diskreditiert und dann abgesägt. Bisher hat das keinen gekümmert, da das System lief – egal welche Politiker an ihm herumdokterten. Dass dies nicht mehr so ist, zeigt sich momentan zwar erst in den Anfängen – aber wie ich meine deutlich genug…

  2. Finde den Rückzug von Köhler auch überzogen. Mich würde interessieren, von wem er sich hier hat beraten lassen. Hat Köhler so etwas wie ein Klärungskomitee? Nicht nur Taktiker, sondern echte Freunde?

    Super Anregung mit dem herzhaften Danke sagen – das könnte unser Klima nachhaltig verbessern – ich fange heute zu Hause damit an!

    Lieben Gruß und Danke für Deinen anregenden Blog!

  3. Ich meckere auch schneller als zu danken und für andere zu beten. Achte seit einiger Zeit viel mehr darauf, positiver von Politikern zu reden. Viele bemühen sich echt. Deshalb ist das Gebet für unseren Ex-Präsi wichtig – einfach für ihn als Menschen.
    Dennoch: Danksagungen & Fürbitte dürfen nicht verklären, dass Köhler als EX-IWF’ler mitverantwortlich war, dass ganze Nationen „ausgesaugt“ wurden, dass er – völlig anders als in seinen Reden – praktisch oft dafür gesorgt hat, dass der Kapitalismus freie Bahn hat, mit allen Nebenwirkungen.
    Dass er jetzt geht, kann ich menschlich verstehen… wenn es denn wirklich um die böse Medienschelte geht. Wenn man feinfühlig ist…
    Aber es ist vielmehr zu befürchten, dass er ahnt oder weiß, was da noch in Deutschland auf uns zu kommen wird und dann lieber jetzt schon abdankt.

  4. Lasst uns nach Vorne schauen. Ich wünsche mir einen Neuen Bundespräsident oder Bundespräsidentin, der/die ein Friedenszeugnis repräsentiert. Gibst kein prominenten Kriegsdienstverweigerer mit Scharm, der noch ein gut bezahlen Job sucht, mit schicker Dienstwohnung und Freiflüge Unlimited?

  5. Also in meinem Umfeld ist jetzt eine heiße Diskussion um die Nachfolge von Horst Köhler entbrannt. Alle sind sich weitestgehend einig, das Wolfgang Schäuble und Ursula Gertrud von der Leyen keine Option sind. Margot Käßmann und Günther Jauch wurden als die Bessere Wahl angesehen. Weitere Vorschläge waren: Stefan Raab und Thomas Gottschalk. Wobei letzterer mit 200.000 Euro pro Jahr Gehalt kaum hinter dem Ofen hervor zu locken sein wird. Walter Mixer such ja derzeit auch noch nach einem neuen Aufgabenfeld, aber da kann ich mir dann Hans Küng oder Eugen Drewermann doch besser vorstellen. …Ober dann doch gleich den 14. Dalai Lama? Das dürfte dann aber den Chinesen schwer vermittelbar sein. Aber wenigstens ein Wehrdienstverweigerer – ist doch auch schon was!

    Ich hab mal eine Unfage dazu auf THE INDEPENDENT FRIEND gestartet.

    Viel Spaß beim Abstimmen…

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