Der November hat ob der Rekordtemperaturen Schuldkomplexe bekommen und sich hinter zähem Hochnebel verbarrikadiert. Ich habe mich die längste Zeit des Tages mit Kopfschmerz herumgeplagt und der Perspektive, dass es noch fast vier Wochen lang immer dunkler wird. Der verschwand schließlich über einer Tasse Kaffee mit Avi und Ruth Snyder von Juden für Jesus, die auf dem Rückweg von Nürnberg nach Essen vorbeikamen. Avi hat mich an Alan Hirsch erinnert. Er ist ein paar Jahre älter und noch ein paar Zentimeter kürzer und die dunklen Augen funkeln noch einen Tick lebhafter. Avi ist mehr der Evangelist und Praktiker, und er kommt ohne alle Umschweife zum Punkt.
Wir haben uns auch ein wenig über die heiklen Themen unterhalten, mit denen man immer wieder zu tun bekommt (“biblisch” motivierter frommer Zionismus, Endzeit-Ideologien oder die Frage, ob der Schlüssel zur Zukunft in stellvertretender Buße für die Vergangenheit zu suchen sei – und wenn ja, warum Jesus dazu keinen Piep gesagt hat…). Aber es hat mich auch wieder an Newbigins “Logik der Erwählung” erinnert, mit diesem charakteristischen Ping-Pong zwischen Juden und Heidenvölkern, in der das Evangelium seinen Lauf nimmt. Und an alles, was ich von Buber und N.T. Wright über jüdisches Denken in den letzten Jahren gelernt und dabei mächtig profitiert habe.
Bei allen Kontroversen, die diese Arbeit im Judentum und den Kirchen und dem mühsam austarierten Miteinander auslöst: Jenseits aller Stilfragen bleibt Jesus und das Evangelium eine Provokation für beide Seiten. Gut, dass jemand dafür sorgt, dass wir sie nicht wegbügeln.
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