Kürzlich traf ich Superman. Er stand mit seinem rot-gelben Emblem auf blauer Brust an einer Weggabelung. Das Cape hatte er wohl zuhause gelassen, dafür hatte er ein Fahrrad dabei – und seine Familie. Der eine unebene Weg führte auf eine nahe Passhöhe, der andere weiter hinein in ein sachte ansteigendes Tal. Superman schien noch unentschlossen, die Familie sah eher genervt aus. Die Räder waren allesamt nicht recht geländetauglich. Die Gruppe wirkte auch nicht so, als würden sie viel mit dem Rad fahren. Klar, Superman bewegt sich anders fort, wenn er im Dienst ist.
Ich lief weiter Richtung Passhöhe, die Superfamilie stand noch eine Weile herum und nahm dann den anderen Weg. So richtig kamen sie nicht vom Fleck. Nach etwa 200 Metern begann das Mädchen mit lauten Unmutsbekundungen. Die Karawane geriet wieder ins Stocken. Lief nicht so super bei Superman & Co. Ich hätte nicht mit ihm tauschen mögen.
Mein Weg führte dann steil bergauf und ich musste schauen, wohin ich trete. Irgendwann verlor ich sie aus den Augen.
Schon klar, dachte ich, dass „echte“ Superhelden keine Familie haben. Man schaut einfach nicht so souverän aus, wenn man mit denen unterwegs ist. Sie haben ihren eigenen Kopf, ihre Launen und Wehwehchen. Sie denken nicht daran, dich anzuhimmeln.
Später am Nachmittag traf ich Superman wieder, diesmal im Supermarkt. Offenbar waren alle heil zurück von dem anstrengenden Ausflug. Die Superkinder bedienten sich aus den Regalen und auch unser Held sah wieder ganz entspannt aus.
Ich dachte mir: Radfahren und sich um die Familie kümmern ist doch eine super Sache. Aber vielleicht sollte man dabei ein anderes T-Shirt tragen.