Sukkot

Heute nachmittag war ich mit etlichen anderen beim Laubhüttenfest in der Erlanger Synagoge. Die jüdische Kultusgemeinde hatte anlässlich des interkulturellen Monats dazu eingeladen. Anfänglich fiel uns Gästen die Orientierung etwas schwer, und irgendwie hatte alles einen charmanten, leicht anarchischen Charakter. Das passt ja auch vielleicht zu dem Fest, das nicht nur Dank für die Ernte ist, sondern auch an die Wüstenwanderung ohne feste Häuser erinnert.

Die Männer kamen in der Sukkah (Laubhütte) im Garten zusammen, der Vorbeter stimmte eine Reihe hebräischer Gebete an, in denen ich wenigstens einzelne Worte wieder erkannte. Der Rabbi sprach kurz und klang dabei sehr jiddisch. Es schlossen sich ein paar Erklärungen für die Gäste an, zwei Grußworte, ein Chor aus fünf Damen sang und dann duften alle Wein und Gebäck in der improvisierten Hütte kosten.

Zu den Gottesdiensten in der Synagoge gehören Feststräuße aus vier Pflanzenarten: ein Palmzweig, drei Myrtenzweige, zwei Bachweidenzweige, und der Etrog (eine Zitrone). Diese „Vier Arten“ werden einmal täglich geschüttelt. Dazu wurde uns heute erklärt, dass es vier Arten von Juden gibt: Die einen duften und schmecken aromatisch (wir die Zitrone), was für Gelehrsamkeit und Glaubenspraxis steht. Andere duften (Myrte), aber schmecken nicht oder umgekehrt, sind also entweder gelehrsam oder praktizieren. Schließlich gibt es auch noch Juden, denen beides fehlt. Aber sie gehören trotzdem dazu. Es ist eben ein Strauß.

Heute morgen hatte noch jemand zu mir gesagt, er fände das Judentum gesetzlich. Ich glaube, das ist ein Missverständnis. Diese Gemeinde lebt im vollen Bewusstsein ihrer Unvollkommenheit, aber fröhlich, entspannt und dankbar.

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