Sinn-Fragen

Terry Eagletons The Meaning of Life: A Very Short Introduction liegt vor mir (das Original war mir lieber, aber es gibt auch eine deutsche Übersetzung. Gleich zu Anfang greift er die Frage auf, warum überhaupt etwas existiert. Interessant, wie er dabei die Antwort der Theologie darstellt (meine Übersetzung):

Gott ist kein himmlischer Konstrukteur, der ein strategisch kalkuliertes Ziel im Kopf hatte, als er die Welt schuf. Er ist ein Künstler, der sie nur dazu schuf, um sich daran zu freuen, und damit sich die Schöpfung selbst auch freut.

Eagleton beleuchtet die unterschiedlichen Aspekte der Sinnfrage und auch, wozu sie sich nicht eignet. Zum Beispiel eignet sie sich nicht dazu, Atheisten zu unterstellen, dass sie aufgrund ihres Glaubens, es gebe keinen Gott, zwangsläufig Nihilisten werden müssten, so wie das etwa Manfred Lütz in „Gott“ ansatzweise versucht. Eagleton schreibt:

Religiöser Fundamentalismus ist die neurotische Angst, dass es ohne einen Sinn der Sinne gar keinen Sinn gibt. Es ist lediglich die Kehrseite des Nihilismus. Dieser Anschauung liegt der Gedanke vom Leben als Kartenhaus zugrunde: schnalzt man unterste Karte weg, dann klappt die ganze wacklige Struktur zusammen. Jemand, der so denkt, ist ein Gefangener seiner Metapher. Tatsächlich lehnen auch viele Gläubige diese Ansicht ab. Kein religiöser Mensch mit Gespür und Verstand stellt sich vor, dass Nichtglaubende sich zwangsläufig in völliger Absurdität festfahren. Ebenso wenig glauben sie zwangsläufig, dass der Sinn des Lebens sich schlagartig erhellt, weil es einen Gott gibt. Im Gegenteil, manche Glaubenden finden, dass Gottes Gegenwart die Welt auf geheimnisvolle Weise noch unergründlicher macht. Wenn er ein Ziel hat, ist das beachtlich schwer zu durchschauen.

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4 Antworten auf „Sinn-Fragen“

  1. Äußerst interessantes Thema. Äußerst kurzes Posting.
    Und verwirrend: Ist das letzte Zitat jetzt aus Manfred Lützes „Gott“ und somit die Erläuterung zu dem „ansatzweisen“ Versuch?

    Oder ist das Zitat die Darstellung von Eagletons Meinung (scheint inhaltlich ja eher so zu sein)?

  2. „…Kein religiöser Mensch mit Gespür und Verstand stellt sich vor, dass Nichtglaubende sich zwangsläufig in völliger Absurdität festfahren. Ebenso wenig glauben sie zwangsläufig, dass der Sinn des Lebens sich schlagartig erhellt, weil es einen Gott gibt.

    — So seh ich das auch. Wie komme ich denn dazu einem Menschen zu unterstellen er lebe in völliger Absurdität?

    Im Gegenteil, manche Glaubenden finden, dass Gottes Gegenwart die Welt auf geheimnisvolle Weise noch unergründlicher macht. Wenn er ein Ziel hat, ist das beachtlich schwer zu durchschauen.“

    — Wer wüßte es nicht: ‚Gottes Wege sind unergründlich‘ von schlagartiger Erhellung es Lebenssinns kann keine Rede sein.
    Gut, dass es ein ‚Handbuch für Christen‘ gibt – sogar in verschiedenen Übersetzungen: Bibel.
    Auch wenn wir über die Auslegung so gern diskutieren.

  3. Nur einem Göttlichen Künstler kann es gelingen seiner Schöpfung einen so weit gehenden freien Willen einzuhauchen, der so weit geht, dass es den „Geschöpfen“ gelingt nicht an ihren Schöpfer zu glauben. Ja diesen sogar als nicht existent für sich in Anspruch nehmen und somit einem Lebensparadoxon eine Plattform geben. – Glaube ich aber an einen Gott, so bin ich in der logischen Glaubensabfolge gehalten einen Atheisten so zu nehmen wie er ist; – als einen Teil der Schöpfung meines Gottes ergo als mein mir beigeschöpftes Mitgeschöpf.

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