Sich selber lieben?

Heute stand ich in der Buchhandlung vor einem Titel, der lautete: “Liebe dich selbst, und es ist egal, wen du heiratest”. Ich kam nicht mehr dazu, in dem Buch zu blättern und mir eine Meinung davon zu bilden. Angeblich »ein flammendes Plädoyer für das Abenteuer Beziehungen und eine Liebeserklärung an die Ehe«.

Was mir aber im Gedächtnis blieb, war diese Aufforderung, sich selbst zu lieben.

Immer wieder einmal habe ich mich (kürzlich erst auch im Gespräch mit anderen) gefragt, ob Jesus uns eigentlich dazu auffordert, uns (auch) zu lieben, oder ob er das als selbstverständlich gegeben voraussetzt und diese Tatsache zum Maßstab für die Liebe zum Nächsten macht. Hier sind ein paar Fragen für Euch:

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Wenn Selbstliebe damals anscheinend normal war, ist sie es heute am Ende nicht mehr? Brauchen wir eine solche Aufforderung? Mehr noch, brauchen wir Hilfen und Anleitungen zur Selbstliebe, die eine Bedingung für Nächstenliebe ist?

Oder sind wir mit solchen Fragen am Ende auf dem falschen Weg? Meinen wir mit diesem Begriff etwas anderes als Jesus? Und ist das, was wir damit zu beschreiben suchen, etwas Notwendiges (etwa ein gesundes Selbstwertgefühl) oder nur eine Tarnung für Narzissmus und verkappte, kranke Selbstsucht?

Hätte Jesus – wie ein moderner Psychologe – allen Ernstes zu seinen Zeitgenossen sagen können: Du musst erst mal lernen, dich selber zu lieben? Wenn ja, warum lesen wir nichts davon im Neuen Testament? Hat Jesus vielleicht dasselbe Bedürfnis anders beantwortet?

Sollen wir uns nicht selbst verleugnen, und wie passt das dann zusammen? Kann man nur verleugnen, was man liebt?

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19 Antworten auf „Sich selber lieben?“

  1. So eine Batterie von Fragen!
    Wird aber noch getopt von der inflationären Bedeutungsvielfalt des Begriffes „Liebe“ heutztage. Wie Du vielleicht mitbekommen hast denke ich, Jesus setzt Selbstliebe voraus, deshalb spricht er ja auch von nur 2 Geboten und nicht von 3. Sonst sind wir schnell bei neuzeitlichen Lesarten ala Erich Fromm, oder flacher, Wellness und Wohlfühlpackung. Alles eher Konzepte des Mangels, z.B. der Desintegrität von guten und bösen Persönlichkeitsanteilen, oder des Sich-füllen-müssens mit Gutem wie Wohlbehagen, Bestätigung, Wertgefühl. Ich denke, Jesu Konzept von Liebe ist ein Konzept des Überflusses, deshalb müssen wir woanders suchen, um der Sache auf den Grund zu gehen.
    Mein Vorschlag deshalb von der Ebene des menschlich-seelischen auf die Ebene des Geistes zu wechseln, im Sinne von GottistLiebe und GottistGeist. Laut Genesis ist der Mensch mit dem Lebensodem Gottes ausgestattet, dieser ist Leben und die Kraft, die den Bestand einer Person bis zuletzt garantiert. Das kann aus eigener Anschauung in der Psychiatrie groteske Formen annehmen, wo bei traumatisierten Menschen Bestand und Integrität der inneren Person notfalls auch auf Kosten von Realitätsverlust und körperlicher Unversehrtheit durchgesetzt wird. Doch eigentlich ist er das pure Leben, das sich in meine Existenz ergießt und das das „Ja“ ist für meine Person bis zum Schluß. Wie wunderbar muß es also sein, von seinem Nächsten dieses „Ja“ vermittelt zu bekommen, den Bestand meiner Person, das Erhalten meiner Existenz in jedem Bereich. Diese Nächstenliebe orientiert sich dann eben nicht zuerst an den eigenen Bedürfnissen (Mangel!) als Maßstab für die Sicht des anderen, und da kommen wir, denk ich, zur „Verleugnung“ der ichzentrierten Lüste des Fleisches, um mal im guten alten Bibeljargon zu bleiben.

  2. Hi Peter!

    hm. Das Buch würd ich gern mal sehen, weil ich schon häufig an diesen Punkt gekommen bin beim Lesen des NT (im AT ist’s mehr implizit) – Selbstliebe. Exegetisch bin ich sogar der Meinung, dass Mt. 22, 34-ff eine „Dreifach-Liebe“ meint. Gott, lieben, den Nächsten Lieben sich selbst lieben. So bleibt die Liebe in Balance und wird nicht zum Narzissmuss oder zur „Selbstverliebtheit“ – Liebe gehört in Beziehungen und die gesunde, liebevolle Beziehung zu seiner eigenen, ganzen Person ist eine wichtiger Teil davon.
    Darüber zu Reden ist bestimmt spannend.
    😉
    Danke für Deinen Post!
    Liebe Grüße
    Björn

  3. Ja, ich möchte dann noch antworten wegen Ironie und und so, aber nun mal erst zu diesem Thema. Ich finde es eines der zentralsten Themen überhaupt, denn es ist ja nicht umsonst von Jesus als das 2 höchste Gebot genannt! Ich für mich habe mich mit Haut und Haar diesen 2 Geboten verschrieben. Ich will es wissen, ich will sie erfüllen , ich liebe es über alles mich ihnen hinzugeben.

    Ich habe im Griechisch Lexikon nachgeschaut und habe da gefunden: Hos -> soviel als, insoweit, wie, vergleichend auf welche Weise etw. geschieht, jenachdem wie, ähnlich von, gleichsam wie.
    Also :
    Liebe deinen Nächsten soviel als dich selbst
    Liebe deinen nächsten insoweit du dich selbst liebst, resp. :
    Liebe Deinen nächsten als einer der sich selbst liebt:

    Also nicht: Liebe deinen Nächsten und dich auch.

    Und ich behaupte: Narzissmus die Volksseuche Nummer eins des 21 Jahrhunderts kann nur geheilt werden wenn A) Wir übermässig und bedingungslos geliebt werden aus einer reinen sich verschenkenden Liebe und B) diese Liebe annehmen = Selbsthass, Selbstablehnung zerbricht und wahre Selbstliebe beginnt zu wachsen und C) wir werden so in die Lage versetzt, diese Liebe weiterzugeben= unsere Liebesfähigkeit und Beziehungsfähigkeit ist geboren.

  4. Du fragst: Hätte Jesus – wie ein moderner Psychologe – allen Ernstes zu seinen Zeitgenossen sagen können: Du musst erst mal lernen, dich selber zu lieben? Wenn ja, warum lesen wir nichts davon im Neuen Testament? Hat Jesus vielleicht dasselbe Bedürfnis anders beantwortet?

    Warum wie im Neuen Testament nichts davon lesen? Weil wir vor lauter Bäumen den Wald nicht sehen!

    Ein Beispiel: Wie begegnete Jesus der Sex – oder – und Beziehungssüchtigen Frau am Jakobsbrunnen? Was meint ihr was diese Frau suchte?
    Er antwortete ihr: “ Ich habe eine Quelle und wenn du von der trinkst wird du nicht gierig, diese still den Durst wirklich. Und dadurch wird sogardir selber eine Quelle aufbrechen so das es von dir strömt.“ Es ist eine absolut logische Konsequenz , dass auf ein genug grosses Mass geliebt werden ein gesundes sattes „in mir ruhen und einträchtig versöhnt ich bei mir wohnen“ folgt. Dass durch das empfangen dieser Liebe Gottes wir durchbrechen können zu den Tiefen Brunnen Gottes in uns, die Paulus meinte, als er sagte , dass ihn nichts trennen könne von der Liebe Gottes in Rom 8,35. Das heisst nichts weniger als, nicht mehr abhängig zu sein von äusseren Quellen in Bezug unseres tiefen Hungers nach Bestätigung. Wenn ich andauernd und tief bestätigt werde, entwickle (werde ich gegründet) ich eine gesunde tiefe Selbstliebe aus der heraus ich dann liebe, woraus sonst? Ich liebe weil er mich liebt : Mich. Weil er mich liebt und ich wage mich zu lieben kann ich mich als geliebt wahrnehmen und das setzt mich erst frei zu einer eigenständigen freiwilligen reifen Handlung weil ich will, aus mir heraus : Ich liebe. Bedingungslos. Nicht damit ich geliebet werde. Nein, weil ich Liebe habe von Ihm für mich , und von mir für mich , jetzt kann ich geben aus diesem Überfluss – ich liebe. Und habe die zwei höchsten Gebote somit erfüllt.
    Dazu ist Jesus gekommen – zu erfüllen. Überquillt, ja berstet das NT nicht förmlich von dieser Botschaft….?!?

    Ich für mich bin erst bei Station B) angekommen.

  5. Ich glaube, so wirklich weitergekommen mit der „Selbstliebe“ sind wir noch nicht. Was ist denn die Balance in der Liebe mb_wagner, was ist denn eine gesunde Selbstliebe, lilie? Im heutigen Verständnis gehört zu beidem doch auch immer die Abgrenzung von anderen, der mündige, reflektierte Mensch, der verantwortlich mit sich umgeht, hat auch immer seine Grenzen im Auge, lernt „Nein“ zu sagen usw.
    Das ist sicher nicht, was Jesus so vorschwebte, denk ich mal, wie sieht das also konkret aus, diese andere Selbstliebe?
    Wenn Liebe eine Sache in einer Beziehung zwischen Personen ist, gibts dann eigentlich sowas wie Selbstliebe als Einpersonenstück überhaupt, ganz gleich ob sich das vorher angeblich aus einer anderen Beziehung (z.B. zu Gott) gespeist hat?

  6. Ich glaube, dass für uns Christen dieses Thema auf Grund religiösen Vewirrung in einer Art toten Winkel gestanden hat und wir uns dadurch immer wieder wie selber überfahren haben. Ich meine damit, wir haben unser Selbst, wie aus dem Spiel genommen. Und meinten das sei Selbstverleugnung.

    Die Welt hat mit ihrem sogennannte heutigen Verständnis, uns gegenüber einen Vorsprung in dieser Thematik. Sie wagten sich vorbehaltloser an diese Themen heran. Wenn wir Christen uns diese n 3 Geboten stellen, werden wir die Welt aber schnell „überholen“ , denn 5. Mose 28,13: Und der HERR wird dich zum Haupt machen und nicht zum Schwanz; und du wirst nur zuoberst und nicht zuunterst sein, wenn du gehorchst den Geboten des HERRN, deines Gottes, die ich dir heute gebiete, daß du sie BEOBACHTEST UND TUST.“

    Darum sind, so glaube ich, die grundlegenden Erkenntnisse des heutigen Verständnisses nicht einmal so abwegig. Wir Christen haben Angst vor diesen Themen und sind verwirrt und können schwer unterscheiden zwischen Selbstzentriertheit und gesundem Bewusstsein unserer Bedeutsamkeit; Selbstablehnung und Selbstverleugnung etc.

    Du schriebst: „……die Abgrenzung von anderen, der mündige, reflektierte Mensch, der verantwortlich mit sich umgeht, hat auch immer seine Grenzen im Auge, lernt “Nein” zu sagen usw.
    Das ist sicher nicht, was Jesus so vorschwebte…..“ Warum nicht? Auf jeden Fall lebte er es: Er wies als 12 jähriger sehr selbstbewusst seine Eltern ab als er im Tempel bleiben wollte: „Ich muss in dem sein was meines Vaters ist.“ Er wies oft die Menschenmengen oder die Jünger zurück um sich zurückzuziehen, er ging einfach durch erboste Menschenmengen mitten hindurch und vefiel nicht einem falschen Märtyrerhaltung etc. Seine Selbsthingabe ans Kreuz war ein absoltu freier Akt, welcher ihm nur möglich war aus dieser seiner inneren Freiheit heraus! Bei ihm sieht man doch, dass er „Leben hatte im Überfluss“ auch sich gegenüber.

    Einpersonenstück: Wenn wir nach dem Bilde Gottes gemacht sind, sind wir vielleicht nicht auch fähig in Bezug zu uns selber zu treten? Schon Graf von Zinzendorf erkannte: Gott ist innertrinitarisch ein zärtliches Beziehungsgeschehen.

    Wenn ein Mensch das entdeckt, beginnt er zu wagen sich selber zu endecken. Wenn selbst der Geist Gottes Gott erforscht, wie sollte der der Mensch nicht seine Seele erforschen sollen , mit sich selber in Beziehung treten können und dürfen? 1Kor 2,10 – 11 „…hat Gott uns aber geoffenbart durch seinen Geist; denn der Geist erforscht alles, auch die Tiefen der Gottheit. Denn welcher Mensch weiß, was im Menschen ist, als nur der Geist des Menschen, der in ihm ist? So weiß auch niemand, was in Gott ist, als nur der Geist Gottes.“

    Du fragtest: „Was ist eine gesunde Selbstliebe?“ : Ich bin daran diese Antwort zu leben. Ich wagte, von IHM sehr ermuntert, noch auf zittrigen Beinen, in dieses Thema einzutreten. Und diese Forschungsreise bringt erstaunliches ans Licht, was sehr viel Eingefahrenes auch in meinem Umfeld in Bewegung zu bringen beginnt.

    Eines weiss ich : Er sagte zu mir: „Lilie, du wirst in diesem finsteren Tal blühen. Vorher werde ich dich nicht pflücken.“

  7. Hm, Deiner Interpretation der Beispiele aus Jesu leben kann ich nicht folgen, lilie. Ich denke, daß Jesus Rückzug von den Menschen suchte, um die Gemeinschaft mit dem Vater zu haben, und durch sein Verhalten Leute erstaunte, weil er eher dem Gehorsam dem Vater gegenüber folgte als den Erwartungen der Menschen, nicht aber weil Er Zeit für sich brauchte, seine Grenzen nicht überschreiten wollte, oder „einfach noch nicht soweit war blabla…“
    Insofern hat das aus meiner Sicht nichts mit gesundem Selbstwert oder -bewußtsein zu tun, so wie es heutzutage gerne verstanden wird. Ich denke vielmehr, daß dieses „Umsichselbstkümmern“ sogar einen Anteil von, wie soll ich es sagen, Mißtrauen? oder Verlassenheitsgefühl? in sich trägt, das Gott nicht zutraut, daß er wirklich allen meinen Bedürfnissen gerne begegnen will, zumindest denke ich, daß mein Geist das in mir entdeckt hat, und ich meine nicht, daß ich da ein abnormes Spezalmodell bin.

  8. Hallo Jürgen,
    ich bin nicht gerade ein Held darin das was ich meine in Worte zu kleiden. Also bitte ringe darum mich zu verstehen wie ich darum ringe mich auszudrücken.
    Du präsentierst hier das allgemeine charismatische denken. Das ist der Grund warum die meisten Christen eher wie Zombies rumlaufen als reich Beschenkte. Ich konfrontiere hiermit eben diesen Zustand und wiederhole mich . Mein Statement:

    Wir meinten in Folge religiöser Verwirrung, dass da Gott sei, dass da unsere Nächsten seien und das da Dienst sei der uns zu guten Werken rufe. Wir verstanden uns wie Handschuhe in die Gottes Geist zu fahren habe und wir so dann bewegt würden Ihm zu leben.

    Die für jeden religiösen Geist gräulige und jeden Armen Verlorenen Gute Botschaft aber ist:

    Gott wird UNSER SELBST niemals übergehen. Es sucht UNS. Und wenn wir zugeben dass unser wahres Selbst, verloren ging, wenn wir uns finden lassen, wird er uns in unser wahres Selbst führen. Der Eintritt in das verheissene Land ist wer wir sind in ihm. Wenn ich dann wage (und das kann ich nur im Licht Seines liebenden Angesichtes) einzutreten in mein (geheiligtes) Selbst, werde ich von da aus tun was ich den Vater tun sehe. Ich werde es tun als jemand der sieht, dass der Vater will, dass ich mich nicht überfordere, also nicht mehr von mir fordere als er von mir fordert. Ich werde nicht mehr „tote Werke“ tun, das heisst Dinge tun, die ich nur darum tue um durch Leistung Liebe und Anerkennung zu verdienen. Darum sagte Jesus ja, kommt her zu mir, ich lerne euch unter dem leichten Joch zugehen. Barmherzigkeit und Sanftmut muss man zuerst sich selber zugestehen können. Man ist immer nur so gut zu anderen wie man es zu sich selber ist .
    Adam wurde die Autorität gegeben die Erde zu verwalten. Gleichermassen setzt Gott den gefallenen Menschen wieder ein in diese würdevolle Position zu der ein freier eigenständiger Wille gehört. Zuerst liebt er uns zu einem gesunden Selbstbewusstsein hin um uns so zu befähigen uns selber hinzugeben: Das ist die Reife Ebene der Liebe. Liebe kann nur freiwillig sein. Darum werden in der Hohen Schule von 1. Kor 13 die Buchstaben – A) Bedingungslose Liebe empfangen= Geliebt sein – B) sich selber diese Liebe zusprechen und sie annehmen = Selbstliebe, – C) Sich verschenken = Lieben der Reihe nach durchbuchstabiert.

  9. Hallo lilie!

    Vielen Dank für Deine ausführlichen Gedanken!
    Ja, ich denke in der Kategorie „charismatisch“ und kann Dir versichern, daß es mir seither besser geht als all die 20 Jahre Christsein vorher als Zombie und ich laufe wirklich als Beschenkter herum, das war mir noch nie so klar wie jetzt, insofern kann ich Deine Einschätzung bzgl. „charismatisch“ nicht bestätigen, auch denk ich nicht daß Gott irgendwo „da“ (draußen) ist, denn Christus lebt in mir, wunderbar!
    Geändert hat sich das alles, als ich den ganzen Psychokram mit Selbstannahme etc. hinter mir gelassen hab und in eine Wahrhaftigkeit vor Gott eingetreten bin, ich erlebe nun eine Freiheit und Freude wie ich es früher niemals für möglich gehalten hab daß sowas geht, als Christ.
    Mit diesem Abstand seh ich mit Schrecken, wie sehr dieses psychologisch/psychotherapeutische Denken in den Hirnen der Mitchristen festsitzt und sich z.T. (wie bei mir auch) trotz 10, 15, 20 Jahren Christsein so wenig wirklich bewegt. Die Techniken, Methoden und Konzepte ändern sich, die Probleme bleiben die alten. Daher auch meine Allergie auf all das, was vermeintlich damit zusammenhängt, aber das hat man ja sicher leicht rauslesen können aus meinen Kommentaren.

  10. Hallo Jürgen,
    bitte verzeihe wenn ich vielleicht etwas schwer vertraulich schreibe, ich bin ein „wortopath“, ich denke in Bildern und muss alles mit viel Kraftaufwand konvertieren, das geht bis an die Schmerzgrenze und kostet mich viel. Ich kämpfe mit Verzweiflung, denn so schnell und mit Leichtigkeit ich denkerisch navigieren kann , so plump und schwerfällig bin ich darin mein Denken in Worte zu kleiden.

    Nein, ich habe deine Aversion nicht rauslesen können. Gut dass Du das ausdrücklicher betont hast.

    Ich denke, es ist ein riesen Unterschied, ob man auf dem Selbsterlösungsweg an das Thema ICH und mein SELBST herangehe oder durch Gottes Führung, resp. durch das Kreuz.

    Aus Angst vor dem Falschen, in unserem Fall Selbstzentriertheit, das Thema einfach zu umgehen, ist sicher nicht richtig. Eine gewisse Hilflosigkeit und Verwirrung in dieser Thematik ist da, was ja Peter veranlasste diesen Post zu starten…

    Die Erlebnisse/Ergebnisse auf dem Weg der Heilung/Heiligung, meiner Selbstliebe, wenn ich die in Worte fasse, tönen ähnlich wie Psychokram: Sich gut fühlen dürfen, sich abgrenzen dürfen, Wertgefühl, Bestätigung, Selbstsicherheit, Würde .

    Wenn die Axt an die Wurzel -unser tiefer Hunger nach Bedeutsamkeit – gelegt wird, wenn dieser Hunger von Gott selber gestillt wird, löst sich die Narzistische Dynamik (krankhafte Selbstliebe) auf und eine gesunde Selbstwahrnehmung und Selbstwertgefühl tritt an dessen Stelle.

    Gott lässt über Gut und Böse seine Sonne scheinen, dachte jedem die Würde eines gesunden Selbstwertes zu. Weil wir durch den Sündenfall von Seiner bedingungslosen Liebe wegbrachen, verloren wir die Quelle, Ihn selber – unser grosses Du in dem wir uns spiegeln konnten.

    Die Kraft von menschlicher Liebe (gute Psychotherapie nicht Technik, Methoden und Konzepte, ich weiss, wo findet man das schon?) versucht sich von aussen, von der Seele her an die Wurzel heranzuarbeiten mit einem gewissen „guten“ Ergebnis. Die Liebe Gottes kann halt viel tiefer gehen, arbeitet von innen heraus, geht direkt von innen her an die Wurzel.

    Ich weiss nicht, ist in dieser Hinsicht Psychotherapie oder menschliche Liebe das Gute das der Feind des Besten ist? Das was Jesus sagte, wer nicht mit mir sammelt zerstreut?

    Ich denke wir leben in einer Zeit , in der das Gute nicht mehr ausreicht. Das ist eigentlich ein Vorteil. Narzissmus und ein tiefer Selbstwert kann als Volkskrankheit Nr. 1 bezeichnet werden. Ist die Basis der meisten psychischen Störungen. (Auch z.B. v. Burnout-Syndrom)

    Ich frage mich warum Jesus so sehr darauf hin arbeitete, dass wir unseren herrlichen Platz beim Vater haben sollten. Joh 17,22 Und ich habe die Herrlichkeit, die du mir gegeben hast, ihnen gegeben, auf daß sie eins seien, gleichwie wir eins sind. 17,24 Vater, ich will, daß, wo ich bin, auch die bei mir seien, die du mir gegeben hast

    Die drei Jahre die er mit den Jüngern verbrache, wie sehr konnte es sie in ihrem Tiefsten verändern? Wie sehr konnte erst nach dem der Vorhang zerrissenen war und somit der Zugang zum Vater offen, resp. nach Seiner Auferstehung und dem kommen des Heiligen Geistes diese tiefere Erfahrung auch für die Jünger zugänglich sein?

    Spr 27,19 Wie das Wasser das Angesicht, so spiegelt ein Menschenherz das andere wieder. Ich meine, die Kraft menschlicher Lieb ist begrenzt. Und doch: Möchte Gott uns mit seiner bedingungslosen Liebe so heilen und überfliessen lassen, dass wir andere mit der selben Liebe lieben können. Und doch: Selbst die Liebe Jesu reichte nicht,die Jünger brauchten noch die Liebe des Vaters und die Liebe des Heiligen Geistes.

    Ich meine, diese tiefe Begegnungen mit der bedingungslosen Liebe des Vaters hat erst meine narzistische Wurzel besiegt. Und meinen Selbsthass besiegt so dass ich eintreten konnte in mich selbst an den Ort wo die Liebe ausgegossen ist .Röm 5,5 “ denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsre Herzen durch den heiligen Geist, welcher uns gegeben worden ist.“

    Braucht es die Liebe aller drei Personen der Gottheit um ganz zu werden?

    Ich sehe etwas so schönes dass ich fast sterbe:
    Gott Vater Sohn und Geist werfen mich unter jubelnden Klängen im rhytmischen Wiegen hineingenommen in das Celebrieren des innertrinitarischen zärtlichen Beziehungsgeschehens abwechselnd einander zu, jeder reisst sich darum mich so lang wie möglich an Sein Herz zu drücken bevor er mich wieder weitergeben muss und will mich solange wie möglichbei sich haben, kostet jede Sekund aus, aber Angesichts der Sehnsucht des Anderen sind sie bereit mich weiter zugeben und freuen sich mit dem Anderen dass der mich nun an Sein herz drücken darf. Während die Engel dazu ekstatisch jubeln ob der trinitarischen Zelebration, der ganze Himmel zittert und bebt von der Freude. Und der Gedanke kam mir, in der heutigen Zeit müsste man den folgenden Vers eher so frei übersetzen:Eph 5,18 „Und werft nicht noch mehr Ecstasypillen ein daraus ein unordentlich Wesen folgt, sondern werdet voll Geistes.“Nur die Offenbarung der gewaltigen , ja ekstatischen Liebe Gottes für uns kann diesen immer tiefer werdenden Hunger der heutigen Menschheit stillen.

    Geheilt von Angst und Mangel
    Warum habe ich eigentlich Angst? Keiner der Drei würden mich jemals fallen lassen!! Nicht ein Haar könnte mir ausfallen ohne dass Sie es registrieren würden! Ich verstehe nicht warum ich je auf die Idee gekommen bin Angst zu haben oder mich einsam oder minderwertig zu fühlen…?!?!?

    Das Kreuz ermöglicht geheiligte Selbstliebe, darum schrieb ich ja auch, dass wir weit über den sogenannten Psychokram hinaus gehen werden, die Worte sind möglicherweise die selben, aber die Dynamik die dahinter steht ist nicht die eigene Kraft sondern eine Kraft die ausserhalb von uns selbst liegt, Seine Liebe, sonst wäre es ja Selbsterlösung.

    Selbstfindung kann nur im Du erfolgen. Dass grosse Du in dem ich mich spiegle, ihn anschauend werde ich verwandlet in sein Bild. ER, mein grosses Du, hatte genug bedingungslose Liebe meine kranke Selbstliebe zu besiegen. In Seinem leuchtenden Anlitz über mir spiegle ich mich, und sehe dass ich Wertvoll bin, mein Selbst, ich, ist wertvoll = Selbstwert, dass ich mich abgrenzen darf , dass ich mich wohlfühlen darf, weil ER es so will.

    Wie ich beobachte, ist die erste Phase der Heilung, dass wir in Seine Liebe zu uns eintreten. Da ist zuerst ein Sterben sich selber gegenüber, ein üben sich selber nicht anzuschauen, sich von sich wegzukehren und sich nur im Spiegel Seiner Augen zu sehen. Wenn diese Phase gefestigt ist, das ist „wer ich bin in ihm“, beginnt Er die Phase „wer Er ist in uns“ anzugehen. Er möchte, dass ich mein irisches Leben lebe,mit dem Leben das ich fand in Ihm. Er fordert mich heraus einzutreten in das wer ich bin, das was ich sah in seinen Augen über mich in der ersten Phase. Ach, könnte ich nur mein Hirn an schliessen mit einem kabel und alles rüberscannen ich kann es nicht in worte fassen, es tut weh, braucht so viel kraft, ist so schwierig………man denkt sicher von mir, ich bin balabala, das tönt alles so wirr was ich schreibe, dabei hab ich alles so klar vor Augen….

  11. Hi lilie!

    Dein Bild, wie die Personen der Gottheit sich Dich zum Liebhaben zuwerfen find ich schön! Ich denke, so ist es.
    Kennst Du eigentlich „The great dance“ von Baxter Kruger?

  12. Hallo lilie!

    Weil es einem wie in Deinem Bild wieder ganz neu die wunderbare Gemeinschaft der Personen der trinitarischen Gottheit mit ihrer Dynamik an Liebe, Annahme, Freude, Kreativität vor Augen stellt, in die wir durch Jesus von Anfang an mit hineingenommen werden sollen, und wie sich das in den Taten der Gottheit, der Schöpfung und der Erlösung zum Ausdruck bringt.

  13. Hallo Jürgen,
    dieses Buch widmet seinen ganzen Inhalt diesem Thema? Wow. Schade gibt es das nicht in Deutsch. Solche Bücher brauchen wir! Ich glaube wir können gar nicht ermessen wie unsere Wahrnehmung durch Religiosität verzerrt ist, und wie sehr uns diese falsche Sicht blockiert!

  14. Hallo ihr!
    Keine Ahnung, ob hier noch einer reinguckt. Ich wollte nur schnell die Worte von lilie bestätigen und zusammenfassen mit dem, was ich darüber gelernt habe:

    Indem wir durch den Glauben an Jesus und das Kreuz die bedingungslose Liebe Gottes aufnehmen, werden wir innerlich vollkommen davon erfüllt und somit geheiligt und zum Gehorsam befähigt. Diese Liebe anzunehmen, bewirkt Gottes großes Werk in uns.
    Und wir empfangen sie, den Geist, immer wieder neu durch den simplen Glauben an Jesus und daran, dass wir geliebt sind.

    Joa, schöne Feiertage euch allen! Ich platze jetzt einfach mal vor Liebe 😉

  15. „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“ (Lev.19,18).

    finde dieser satz sagt schon einiges aus oder nicht?
    wenn ich an das berrauschende und erfüllende gefühl denke, wenn ich jemanden wirklich zu tiefst liebe, dann muss ich mich auch fragen, ob ich mich genauso liebe…

    gruß

    slin

  16. Dann will ich auch mal einen Kommentar hinterlassen. War am letzten Sonntag in einer Predigt, in der zur Selbstliebe aufgerufen wurde. Der Pastor sagte, dass es eigentlich 3 Gebote heissen müsste, weil von Gottes, Nächsten und Selbstliebe die Rede ist. Ich bin un allerdings der Meinung, dass es Sinn macht, dass in der Bibel von zwei Geboten die Rede ist. Denn was Jesus da so genial in zwei höchsten geboten zusammenfasst, ist ja in den zehn Geboten im At detailliert entfaltet.. Diese Gebote sprechen zuerst von dem Verhältnis zu Gott, dann zu dem Verhältnis zum Nächsten. Von irgendeiner Art von Selbstliebe, Selbstannahme ist dort nicht die Rede. Des Weiteren verdeutlich Jesus in den Worten über die zwei höchsten Gebote dieses Gebot so, dass er sagt: Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut auch Ihnen. Hieran wird deutlich, dass Jesus die Selbstliebe (die Erwartungen, wie wir gerne behandelt werden wollen) als selbstverständliche Voraussetzung von der Nächstenliebe versteht, und nicht als ein Gebot, zu dem man extra auffordern würde. Schließlich, wenn man die Bibel als Ganzes nimmt, ist in ihr von so etwas wie Selbstliebe nur mahnend oder ironisch die Rede (zum Beispiel wenn Paulus von der Zungenrede zur Selbstauferbauung etwas spöttisch schreibt). Dagegen scheint nun zu sprechen der Hinweis darauf, dass heute viele Menschen an Selbstliebe zu leiden scheinen, weil sie nicht nett zu sich sein können – das wird ja dann in Diskussionen häufig ins Feld geführt. Aber ich glaube nun, dass es solchen Leuten nicht weiterhelfen wird, wenn man ihnen sagt: Du mußt nur nett zu Dir selbst sein. Das psychologische Konzept der Selbstannahme arbeitet mit der Illusion wir könnten die Liebe für uns selbst aus uns heraus produzieren. Was solchen Menschen mit psychischen Störungfen wirklich weiterhelfen kann, ist meiner Meinung die Liebe Gottes zu Ihnen zu erfahren, als deren automatische Folge dann auch die Liebe zum Nächsten entstehen wird. Ich glaube, dass das Konzept der Selbstannahme häufig ein getarnter Aufruf zur ungesunden Eigenliebe ist, die wir Menschen von Natur aus sowieso hegen, und die der Grund ist, warum so´lche Parolen wie Liebe Dich selbst und es ist egal, wen DU heiratest, geradezu zwangsläufig reißenden Absatz finden. Das wahre Glück aber wird nicht dann gefunden, wenn wir uns auf ungesunde Weise um uns selbst drehen, sondern wenn wir uns selbst vergessen und um das Wohl des Anderen besorgt sind – so wie wir sowieso schon um unser eigenes Wohl besorgt sind !

    Mit den besten Grüßen, Fabian

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