Hauskirchen: mein Unbehagen

Die verärgerte Reaktion von Richard auf meinen Post über Haus-/Megakirchen hat mich noch weiter nachdenken lassen. Ich versuche es jetzt mal ohne Ironie, Sarkasmus oder Satire. Mal sehen, ob es gelingt 🙂 Und um es noch einmal gleich vorweg zu sagen, ich habe nichts gegen Hauskirchen und alles, was dort entdeckt und gelebt wird!

Ich finde allerdings die Diskussion darüber streckenweise recht problematisch. Und das liegt zum großen Teil an den Gegensätzen, die dabei aufgebaut und gepflegt werden. Als ich Richards Post “einfach Gemeinde leben” las, wurde mir mein Unbehagen klarer. Er beginnt dort mit folgender Klage:

Was mich stört, ist der unsägliche Vergleich der Hausgemeinde als eines von mehreren Gemeindemodellen mit anderen.

und er schließt mit der Feststellung:

Das einzige “Gemeindemodell”, das meiner Meinung nach richtig ist, ist diese ausgewogene, ausballancierte Gemeinde und die finden wir in der Apostelgeschichte als Beispiel wieder.

Ich habe so meine Mühe mit diesem Anspruch, es gebe das Gemeindemodell schlechthin (und der Umkehrschluss, dass alle anderen falsch sind ergibt sich zwingend aus der Formulierung oben).

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Ich glaube, dass wir viele Modelle brauchen, weil unsere Welt vielfältiger als jemals zuvor ist, und dass uns die ideologische “richtig/falsch”-Diskussion nicht hilft. Zudem habe ich das Gefühl, dass diese ermüdenden Debatten über Strukturen und Modelle (z.B. diese bröseltrockenen Bücher vor zehn Jahren über Zellgemeinde mit den vielen Diagrammen!) uns oft den Blick auf die tiefer liegenden Fragen verstellen beziehungsweise die Sicht problematisch verengen.

Dazu gehört unser Umgang mit der Bibel. Richard entdeckte am 15. Januar das dreißigste Indiz für seine Hauskirchen-Theorie. Nur: Will die Apostelgeschichte normative Gemeindemodelle vermitteln, oder beschreibt sie schlicht einen bestimmten Zeitraum mit bestimmten, kulturell bedingten Erscheinungsformen von Gemeinde? Anders gefragt: droht uns hier ein neuer Strukturfundamentalismus?

Dazu gehört auch unser Verständnis des Evangeliums als der Geschichte Gottes mit seiner Welt, die Mission der Christen in der Gesellschaft. Während in der Hauskirchen-Debatte zwar die Parallelen zwischen unserer Kultur und dem ersten Jahrhundert gelegentlich bedacht werden, fehlt dort meistens die Diskussion über die mindestens ebenso große Differenz zwischen damals und heute.

Und weil diese Diskussion ausbleibt, stellt man sich nicht im nötigen Maß der Frage, ob sich hier biblische Betrachtung und Zeitgeist vielleicht doch mehr mischen, als mancher einräumt: Das Misstrauen gegen etablierte (und, der Begriff darf nicht fehlen: verkrustete) Institutionen, der Frust über die Komplexität des Lebens, die Sehnsucht nach einer griffigen Glücksformel, postmoderne Naturromantik und gelegentlich (NB: nicht bei Richard) die beliebte spiritualistische Polarisierung von Organismus (gut) und Organisation (böse).

Kurz: Es ist mir immer noch zu viel Methodik und zu wenig Inhalt im Spiel. Symptomatisch ist die folgende rätselhafte Verwechslung bei Richards erstgenanntem Post:

Modelle sind Formen und Gemeinde ist keine Form, sondern Inhalt.

Gemeinde ist (wie der Kontext zur Genüge zeigt) immer auch eine Form. Sie hat eben immer eine bestimmte, konkrete Gestalt. Aber der eigentliche Inhalt von Gemeinde ist doch Christus und sein Evangelium. Und wo immer Christus in einer Gemeinde sichtbar und erfahrbar wird, wo immer das Evangelium hörbar wird, ist etwas Entscheidendes richtig. Die Form erfüllt ihren Sinn. Aber der Sinn liegt nicht in ihr selbst. Daher kann die Form variieren, sie muss es sogar.

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16 Antworten auf „Hauskirchen: mein Unbehagen“

  1. Lasst uns Gottes (ironischer) Auforderung : „Zähl die Sterne“ nachkommen und aus den Gebäuden, ob jetzt Kirche oder Haus oder Hallenstadion heraustreten und uns auf dem Rücken in die taufeuchte Frühlinswiese legen und erwachen:
    Um staunend das ganze Firnament betrachtend zu begreifen, dass ein Fenster, ob jetzt Kirchenfenster oder Wohnzimmerfenster, (ein Hallenstadion hat nicht mal eines) zu eng ist um uns die volle Sicht zu gewähren……..

    Hos 14,6 Ich will für Israel sein wie der Tau; es soll blühen wie eine Lilie und Wurzel schlagen wie der Libanon.

  2. Ich will gar nicht viel Neues ergänzen, nur meine Zustimmung dazu ausdrücken, dass ein wenig aufmerksames Lesen des Neuen Testaments dazu führt, sehr verschiedene Dienst-Verständnisse und sehr verschiedene Gemeinde-Strukturen zu finden, die für die schon in neutestamentlicher Zeit sehr verschiedenen Kontexte damals für richtig befunden wurden (und vielleicht auch schon damals nicht alle immer bestens funktioniert haben). Um wieviel mehr müssen wir dann heute in völlig anderer Zeit in einem völlig anderen kulturellen Umfeld neu über Gemeinde nachdenken – und das nicht, weil wir die Apostelgeschichte und das NT beiseite legen könnten, sondern gerade, weil es uns von daher aufgegeben ist.

    Und natürlich hat Gemeinde/Kirche immer auch eine Form. So wie zu Christus seine Menschlichkeit und zur Bibel ihre sehr irdischen Autoren gehören, so können wir auch die Gemeinde nicht ohne ihre soziologische Gestalt denken.

    Für mich hatte Dan Kimballs und dein erster Post eher etwas Erleichterndes: Wir können auch von Hauskirchen lernen, aber sie sind nicht ultimativer Maßstab und Messlatte für alle anderen Gemeindeformen, weil sie einem bestimmten Teil der Welt unter bestimmten Bedingungen gut funktionieren.

  3. Lieber Peter,
    leider reden wir aneinander vorbei, das liegt wohl, unter anderem, an unserem verschiedenen „theologisch-kirchlichen Hintergrund“. Ich habe keine Hauskirchentheorie, weil ich gar kein Vertreter der Hauskirche als Gemeindemodell bin. Wenn ich von „Hausgemeinde“ rede, dann verstehe ich darunter vermutlich etwas anderes als du. Es ist für mich ein „Hilfswort“. Das Wort „Hauskirche“ finde ich noch schlechter als „Hausgemeinde“, weil es eben nicht um ein Kirchenhaus geht.
    Der Terminus an sich ist ein Problem, er blockiert das gegenseitige Verstehen. Auch keine der anderen Bezeichnungen, wie „emerging church, missional church, organic church, usw., kann das ausbügeln, worum es eigentlich geht. Ich beobachte eine verkrampfte Suche nach neuen Begrifflichkeiten, die ein neues Modell bringen, und uns endlich die Lösung bringen soll . Deshalb meine Kritik an den „Modellen“ überhaupt. Wenn schon ein Modell, dann Jesus – die Gemeinde ist der Leib Jesu. Und ich habe nicht gesagt, dass ich das richtige „Modell“ habe, bzw. lebe.

    Leider ist es dir wieder nicht gelungen, „ohne Ironie, Sarkasmus oder Satire“ auszukommen. Deine Äußerung: „Symptomatisch ist die folgende rätselhafte Verwechslung bei Richards erstgenanntem Post: …“ – weckt bei mir das Gefühl, dass du dich über mich lustig machen willst. Das bringt uns nicht weiter.

    Also, ich will kein Gemeindemodell vertreten und kann auch keins vertreten.
    vertreten, weil ich eingestehen muß, dass ich auf dem Wege bin, in einem Prozeß. Und ich weiß nicht, wo hin mich Jesus führen wird. Diese Art von Diskussionen und Auseinandersetzungen sind für mich wichtig. Sie sind Gespräche auf dem Wege.

    Übrigens, das Wort „Modell“ – aus dem Lateinischen = Muster, Vorbild, Muster, Prägung, … . Es meint auch eine bestimmte Form oder das Design. Vergleichbar mit dem Wort „Typ“ oder „Typus“ , aus dem Griechischen. Im NT wird dieses Wort in 1.Petr.5, 3, benutzt, dort heißt es, dass die Ältesten „Vorbilder“ (typos) der Herde sein sollen. Das Gleiche begegnet uns darin, dass Jesus uns ein Beispiel geben will.
    An anderer Stelle sagt Jesus sinngemäß: „Wenn der Jünger vollendet ist, dann wird er sein, wie sein Meister“. Jesus ist das erste Vorbild, Modell für Jüngerschaft in das wir hineingeprägt werden. So wie es den Jünger als „Abbild“ seines Lehrers gibt, gibt es die Braut Jesu, als Vorbild, Muster, Typos, nach dem die Gemeinde „gebildet“ wird.

    Aber natürlich, das sind keine „Kopien“, jeder Jünger ist anders und spiegelt eine andere Seite des Meisters stärker wieder. So ist es mit den Gemeinden auch. Es gibt nur ein „Modell“ der vollkommenen Braut Jesu und jede Gemeinde spiegelt (unvollkommen) ein andere Charakterseite verstärkt wieder. Alle zusammen kommen wir der vollkommenen Braut näher. Deshalb sehe ich auch die verschiedenen Ansätze und meine, dass alle ihre Berechtigung haben, aber sie sind keine Gemeindemodelle sonder verschiedene Seiten und Betonungen der Gemeinde. Wir brauchen uns gegenseitig.

    Und doch können wir aus dem NT und aus unserer Kirchengeschichte ableiten, dass es Modellhafte Ausprägungen der einen Gemeinde gibt – und dazu gehört, dass die Gemeinde in drei Bereichen sichtbar, bzw existent ist.
    1. Als kleine „sozialpsychoogische“ Einheit (oikos) in der die „koinonia“ gelebt werden kann, das geht nicht in der Masse.
    2. Als Volk Gottes in der Stadt, der lokalen Gemeinde.
    2. Und als universale Gemeinde, zu der alle Christen weltweit gehören.

    Wie 1. und 2 aussehen, ist natürlich verschieden, wo sie sich treffen auch, und welche Elemente sie in ihr Gemeindeleben integrieren, ist auch unterschiedlich.
    So wie Gottes materielle Schöpfung sehr sehr vielfältig ist (poly pokilos) und verschwenderisch ist, so ist auch seine Gemeinde.
    Und jetzt habe ich noch gar nicht von den kulturellen Unterschieden gesprochen, die das Bild einer Gemeinde sehr anders gestalten können …..
    Trotzdem sind das alles keine Modelle, sondern unterschiedliche Erscheinungsformen der Gemeinde Jesu.
    Ok,

    Richard

  4. Hallo Peter
    Gute Gedanken! Obwohl ich seit unserem Umzug nun auch Glied einer Organic/Simple Church-Bewegung bin, verstehe ich dein Unbehagen. Habe Richards Post auch gelesen und er hat bei mir die gleichen Gefühle ausgelöst. Gut gefällt mir dein Begriff „Strukturfundamentalismus“, oft fehlt da nämlich das Verständnis für Kontextualisierung und Inkarnation, sowohl bei Hardcore-Hauskirchen-Vertretern wie bei Zell, Megachurchfetischisten….

  5. Danke für die Klarstellung, Richard. Ich glaube zwar, wir müssen nicht befürchten, dass bei dem Begriff „Hauskirche“ sich jemand am Gebäude festbeißen würde. Aber die Unschärfe der Termini spiegelt eben die Suche wieder, von der Du auch schreibst. In der Weite Deiner Definition oben kann ich daher mich gut wiederfinden.

    Und „rätselhaft“ hat tatsächlich nur bedeutet, dass ich aus dem genannten Satz nicht recht schlau wurde – keine Ironie. Sorry, dass es so rüberkam!

    @ Mike: Ich komme in diesen Gedanken immer wieder zurück zu Newbigins Denkansatz. Ekklesiologie entsteht an der Schnittstelle von Evangelium und Welt/Kultur, muss also theologisch aus der Gotteslehre und Soteriologie abgeleitet werden. Wenn man bei der Ekklesiologie beginnt, gerät das Ganze leicht in eine Schieflage, etwa ein gewisser Modellfetischismus, der ja in den ulkigsten Varianten auftritt.

  6. Noch eine Klarstellung zum Verständnis:
    Wie du bestimmt weißt, heißt Kirche, (griech. kyrikon) „das dem Herrn gehörige Haus“ – von daher meine ich, dass dieses Wort „Hauskirche“ sehr unpassend ist, denn Gemeinde ist weder ein Haus, noch ein Gebäude, oder ein Kirchengebäude, und auch nicht ein „postmoderner Versammlungsort“. Leider steckt das aber noch in verschiedenen Varianten in den Köpfen vieler.
    Zum Beispiel wenn ich sage, „ich gehe zur Gemeinde/ Kirche“, schimmert dieses Mißverständnis durch. Gemeinde ist für mich da, wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind. Es sind die Personen, die Struktur, die sich dann entwickelt ist nachrangig.

    Dieses Mißverständnis sehe ich ebenso vorprogrammiert in der so propagierten „Gemeinde der Postmoderne“, indem das alte Kirchengebäude, mit seinen traditionellen Strukturen eben nur ersetzt wird durch ein „neues Kirchengebäude“ (im weitesten Sinne), durch eine postmoderne Form. Was sich da verändert, ist lediglich die äußere Struktur – ich denke, das ist das, was du als Modell bezeichnet hast. Das ist nebensächlich.

    Auf den Inhalt, auf die Menschen kommt es an, wie diese den Charakter und das Vorbild (Modell) Jesu leben.

    Ric

  7. „Modelle sind Formen und Gemeinde ist keine Form, sondern Inhalt.“

    Ich glaube, dass wir oft wirkliche kommunikative Problem haben, weil wir nicht solch differenzierte Wortauswahl haben wie die alten Sprachen wie griechisch oder hebräisch. Im griechischen gibt es doch sage und schreibe 7 mögliche Synonyme für das Wort Form.

    Ich möchte anhand eines Bibelverses das Verständnis klären, denn ich denke man redet sonst womöglich noch weiter aneinander vorbei:

    Phil 2,7…..sondern entäußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an, ward gleich wie ein andrer Mensch und an Gebärden als ein Mensch erfunden

    „nahm Knechtsgestalt an“: dieses „Gestalt annehmen“ wurde vom Wort „morphe“ her übersetzt. (Unser Ausdruck Metamorphose kommt aus der selben Wortfamilie )

    „an Gebärden als ein Mensch erfunden“: diese menschlichen Gebärden werden vom griechischen Wort „schema“ abgeleitet.

    morphe = Inbegriff, Gestalt annehmen, Verkörperung, Inkarnation, Prototyp, Form , Figur, Gebilde, Gleichgestalt, Wesenszug der in Erscheinung tritt, Gestalt; die inneren und essentiellen Eigenschaften welche eine Person nach Außen hin charakterisieren. Das äußerliche Wesen entspricht dabei wirklich dem inneren Wesen.

    schema = Form, Plan, Skizze, Muster,
    In unserem Fall: bestimmtes Set von Mustern angeborenen oder erlernten Verhaltens

    Der gleiche Unterschied besteht zwischen den Wörtern Transformation und Metamorphose.
    Metamorphose meint d. Gestalt; die inneren und essentiellen Eigenschaften welche eine Person nach Außen hin charakterisieren. Das äußerliche Wesen entspricht dabei wirklich dem inneren Wesen.
    Ein Rohmaterial in eine andere Daseinsform bringen , Umgestaltetung durch Veränderung von innen her, innere essentiellen Eigenschaften in äussere Daseinsfom bringen.

    Transformation (lateinisch Die Umformung, meint eine Veränderung in der äusseren Gestalt , z.B. ein Umwandlungsprozess eines Politischen Systemes in ein anderes, ähnlich wie :

    sunschmatizw = KOMMT VOM WORT SCHEMA= VON AUSSEN WAHRNEHMBAR, UMRISS ALS AUSDRUCK DES INNEREN WESENS, WIE MAN INNERE HALTUNG VON AUSSEN SIEHT, ABER VORÜBERGEHENDER AUSDRUCK, WECHSELHAFT UND UNSTABIL, EBEN NUR DIE ÄUSSERE MOMENTANE FORM EINER SACHE

    Etwas so könnte es nun tönen:

    Die Urgemeinde wurde gestaltet (morphe) analog dem Prototyp den sie mit aufgedecktem Angesicht sahen. (2Kor 3,18 Wir alle aber spiegeln mit unverhülltem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn wider und werden umgewandelt (meta-morphoo) in dasselbe Bild, von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, nämlich von des Herrn Geist.)

    Sie gebärdeten sich (schema) ähnlich ihres kulturellen Umfeldes, ja ähnlich jeden kulturellen Umfeldes in das sie kamen, sie bedienen sich der Formen (schema), sie transformierten sich in die jeweilige kulturelle Gestalt (schema), nicht weil sie sich der Welt anpassten, (su-schematizo), nein das hatten sie nicht nötig, ihre Anpassungsbedürfnisse (meta-morphoo) stillten sie, indem sie sich nach der Gestalt (morphosis) die sie im Himmel sahen umformen (morphe) liessen, (1Kor 7,31:…“und die diese Welt gebrauchen, daß sie dieselbe nicht mißbrauchen. Denn das Wesen (schema) dieser Welt vergeht“.) Sie bedienten sich weltlicher Lebensformen (schema) aber liessen sich von diesen Formen ( schema) nicht bestimmen, der Einfluss der sie bestimmte war der nicht aufhörende Geburtsvorgang der Gestaltannehmung (morphoo) Christi an ihnen, diese sie ständig erneuernde Kraft. ( Gal 4,19 „Meine lieben Kinder, welche ich abermals mit Ängsten gebäre, bis daß Christus in euch eine Gestalt (morphoo) gewinne“)

  8. Interessant! Nebenbei: Ist Dir aufgefallen, dass unser heutiges Deutsch noch mehr Synonyme hat als das Griechisch? Und hier wie da sind Begriffe keineswegs eindeutig, sondern beziehen einen Teil ihrer Bedeutung aus dem jeweiligen Kontext. Sie müssen also mal so und mal so übersetzt werden, und verschiedene Autoren verwenden sie auch noch unterschiedlich, so wie wir das bei unserer Diskussion hier auch getan haben.

  9. In der deutschen Sprache braucht man mehr Worte um etwas zu differenzieren, man muss merh umschreiben, das ist eine allgemein anerkannte Tatsache und kann man nicht so einfach vom Tisch wischen. In den Ursprachen gibt es mehr Angebote an einzelnen Worten die in sich sehr differenzierende Aussagekraft haben.

    Die Aussage : “Modelle sind Formen und Gemeinde ist keine Form, sondern Inhalt” ist nur schon aus diesem Grund hochbrisant und konfliktgeladen.

  10. Aber diese Aussage (Form/Inhalt) war auf Deutsch gemacht worden und muss auf Deutsch besprochen werden. Wenn wir zurück ins Griechische wandern, machen wir alles nur noch viel komplizierter. Das Wort „Modell“ etwa hat im Deutschen eine bestimmte, wenn auch flexible und kontextabhängige Bedeutung. Mit der müssen wir arbeiten. (Sonst könnten wir ja auch fragen, ob das Thema nicht auf Altbabylonisch oder Chinesisch besser zu verhandeln wäre. 🙂 )

  11. Da Sprache „nur“ ein Wekzeug der Kommuikation ist, ist die Frage mit Hilfe welchen Werkzeuges erfolgreicher offener Austausch und gemeinsames Suchen von Antworten betriebn wird, nebensächlich…

    Das Ringen um Verstehen, das ringen um Antworten muss im Vordergrund stehen – sonst muss das Motiv muss angezweifelt werden.

    Oder ist es einfach nur mangelnde Zeit sich einem wirklichen Austausch zu stellen?

    Dann bitte nicht anreissen und dann abwürgen.

    Eine Gegenüberstellung:

    Das Anreissen von Disukssionen und um-sich-ballern mit kritischen Gedankenimpulsen oder verantwortliches und gewissenhaftes sich den Konflikten stellen und Gespräche zuende bringen.

    Sonst könnte der Verdacht aufkommen, dass es nur mehr Denksport ist als wahres sich auseinander setzen. (sich einander aussetzten: längere Gespräche führen, tiefere Gedankengänge verfolgen, hinterfragen , sich hinterfragen lassen etc.)

    Vielleicht ist weniger mehr?

    Du hast eine Gabe, die Nase im Wind. Doch gerde hohe Sensibilität, birgt in sich die Gefahr, sich in den durch die Begabung aufbrechenden Möglichkeiten zu verlieren.

  12. Haben die Irischen Mönche nicht eher wenig Wert darauf gelegt sich in der Verkündigung auf äussere Strukturen und Formen (schema) zu konzentrieren, sondern haben sie nicht eher auf innere Formen (morphe)(wie Liebe, Geduld, Sanftmut, Weisheit, Kontemplation , Hingabe etc. )geachtet? Und haben sich nicht an den Lebensformen der bestehenden Kulturen nicht gross aufgehalten und hatten darum die Kraft diese von innen heraus (metamorphosiös) zu beeinflussen?

    Wir sind der Leib, mit dem Haupt verbunden. Wie sehr sich dieser Leib dem (post) modernen Zeitgeist anpasst im Sinne von: wie er sich kleidet und gebärdet , ist zweitrangig. Und doch wichtig, das sehen wir an Jesus der Gott verkörperte (morphe) aber gleichzeitig “den Menschen ähnlich wurde.“ (schema). Das eine hebt das andere nicht auf oder ersetzt es.Ich meine, ein Leib will eingekleidet sein und Kleider sind nur da um einen Leib zu umhüllen.

    Aber während der kirchlichen Etablierungsbemühungen sich angstfrei gegenwärtiger kulturellen Formen zu bedienen, sollte sie doch Priorität darauf setzen, dass sie ihre innere Kraft täglich erneuert !

    Darum schrieb doch Paulus: Passt euch nicht diesem Weltlauf an” (Röm 12,2) oder sagte Jesus in Joh. 17,15 quasi, dass wir in aber nicht von dieser Welt sind.

  13. Sorry, Lilie, aber ich komme mit Deiner Verlagerung in eine völlig andere Begrifflichkeit einfach nicht klar. Sprache ist nicht nur ein (beliebiges) Werkzeug, sondern das (unentbehrliche) Medium unserer Kommunikation. Daher rührte meine Bitte, in dieser Diskussion bei den Begriffen zu bleiben und Deutsch als Deutsch ernst zu nehmen.

    Du machst aus griechischen Vokabeln für meinen Geschmack synthetische Kunstbegriffe. Mich in einen fremden Jargon zu vertiefen, dazu fehlt mir leider tatsächlich momentan die Zeit. Ich frage daher mal anders herum: Warum fällt es Dir so schwer, die Richtung und den Charakter der Diskussion zu halten, die der ursprüngliche Post vorgibt?

  14. Du hast nicht genug Zeit und hattest so nicht den Nerv, meinem Post auf den Zahn zu fühlen, denn sonst hättest du das nun nicht geschrieben. Denn wenn du in Ruhe gelesen hättest, hättest du gesehen, dass ich in keinster Weise vom Charakter und der Richtung deines Posts abgewichen bin, im Gegenteil ich hab mich nach in die TIEFE der von Dir und Richard aufgeworfenen Fragen bewegt! Warum du ein tieferes Eingehen auf das Thema vermeidest, nehme ich nun aber nicht persönlich sondern sehe es Angesichts deines Zeitmankos, was nicht heisst, dass es mich nicht schmerzt. Es schmerzt mich, dass die Menschen um mich herum jagen, eigentlich überfordert sind mitzuhalten in der Hetze und Überflutung welche der Alltag mit sich bringt. Dass sie dadurch unempfänglich werden gegenüber dem celebrieren eines kontemplativen Denkstils.

    P.S. Medien sind „nur“ Werkzeuge, Träger von Kommunikation, wichtig ist der Inhalt, das was man mitteilen will.

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