Freitagabend am Altstadtring in Nürnberg. Ein schwarzer Lambomaserrari nimmt an der Ampel beim Kartäusertor mit brachialem Gedröhne Fahrt auf. Der Fahrer jagt die Drehzahl nach oben und der Motor prügelt den Boliden über den Asphalt.
Freilich viel zu schnell: Zweihundert Meter weiter ist die nächste Ampel noch rot. Sie ist an solche Beschleunigungen nicht gewöhnt. Im Normalbetrieb hat sie es mit Opels und Golfs, Fiats und Kias zu tun. Also muss er vom Gas, was der Motor mit drei oder vier ohrenbetäubenden Fehlzündungen quittiert. Vermutlich sind die ein bewusster Effekt und kein Defekt. Die Ampel schaltet auf Grün, das Ritual beginnt von vorn. Zwei Minuten später erscheint ein Kollege mit einem getönten und getunten Mercedes, in weiß.
Showtime!
Die Typen wirken ein bisschen wie Raubtiere in viel zu kleinen Zoogehegen. Der Auslauf reicht vorne und hinten nicht. Keine Chance, die tatsächliche Höchstgeschwindigkeit je zu erreichen. Aber sie haben noch etwas gemeinsam mit den Zootieren: Das Publikum. Ein Leopard in der Savanne wird ja von niemandem gesehen. Der im Zoo schon.
Der Unterschied zwischen Leopard und Lambofahrer hingegen ist, dass letzterer freiwillig da ist. Gesehen zu werden ist ihm so wichtig, dass er den albernen, absurden Auftritt in Kauf nimmt.
Bleibt wohl nur zu hoffen dass solch benzingetränkten Balzritualen und PS-Potenzgeprotze der evolutionäre Erfolg versagt bleibt. Vielleicht sollte man eine Art Zoo einrichten für solche Show-Bedürfnisse. Aber bitte Abseits des Altstadtrings.