Schwache Argumente

Heute ist das große Bayern-Thema, dass in Aschaffenburg eine 64-jährige Frau ein Kind bekommen hat. Alle reihen sich brav in den Chor der Kritiker ein. Schwach sind nur die Argumente gegen das bizarre Ereignis, finde ich: Auf B5 aktuell wurde unsere Sozialministerin Stewens eben mit den Worten zitiert, die Natur habe sich “etwas dabei gedacht”, dass man in dem Alter keine Kinder mehr bekäme.

Aber die Natur denkt ja nicht. Sie ist keine Person, sondern eine Abstraktion oder bestenfalls ein Holon. Deswegen ist es ja so schwer, aus den Vorgängen der Natur ethische Normen abzuleiten. Man könnte ja auch sagen, die Natur hat sich etwas dabei gedacht, dass es nachts dunkel ist. Also bleibt das künstliche Licht aus.

Etwas anderes wäre es, hier mit einem persönlichen Gott zu argumentieren. Der kann sich tatsächlich etwas gedacht haben. Nur muss man auch hier gut überlegen, wie man argumentiert und woher man meint, die Gedanken des Schöpfers zu kennen (als die ersten Autos kamen, hieß es ja auch hier und da, Menschen seien für solche Geschwindigkeiten nicht geschaffen). Besser sind fast immer die sozialen Argumente: Das Kind startet mit einer gewissen Hypothek ins Leben.

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2 Antworten auf „Schwache Argumente“

  1. Ich habe heute zufällig den neuen Vater heute im Café in Aschaffenburg getroffen, kein Witz. Er ist auch 64. Die Welt ist echt klein.

    Ich erinnere mich an ein Kind – dessen Geburtstag viele von uns in einigen Wochen feiern werden – das auch in sehr schlechten Bedinungen und sozialen Verhältnissen geboren wurde.

    Heute wie damals nicht besonders angesagt.

    Grüße aus AB
    Danny

  2. Die frischgebackene Mutter ist ja gerade mal 64 Jahre alt, kein Vergleich zu einer gewissen Sara, die mit 90 Erstgebärende wurde (1.Mose 21,2), mit einem 100 Jahre jungen Papa!

    Für die Mama freue ich mich daher sehr, denn bestimmt liebt sie ihr Kind über alles. Man liest in den Zeitungsberichten über mehrere Fehlgeburten, und was das für eine Frau bedeutet, der immer wiederkehrende Verlust eines eigenen Kindes, ist wohl nachzuempfinden, wenn auch in seiner Tragik für den Außenstehenden nicht ganz zu erfassen.

    Und was ist dagegen einzuwenden, wenn ein Kind zur Welt kommt? Hat Gott dieses Kind nicht lieb? Mag er die Eltern nicht?

    Sagt er: Seid fruchtbar und mehret Euch, aber bitte nicht mehr über 45?

    Was ist ihm lieber: Ein Kind mit alten Eltern, oder ein Kind, das in einem Wohlstandsland mit jungen, aber sozial schwachen Eltern verhungert?

    Für mich gäbe es nur ein trifftiges Argument, in einer solchen Situation, soweit es um mich als potentiellen Elternteil gehen würde (nicht um andere Menschen und ihre Entscheidung!), gegen eine künstliche Befruchtung (ich gehe davon aus, dass es hier um eine solche geht, bei natürlicher Empfängnis würde ich gar kein Problem sehen) zu entscheiden: Wenn ich erkennen würde, dass es mir beim Kinderkriegen nicht um das Kind, sondern um einen zwanghaften Wunsch geht und ich selbst erkennen würde, dass das Thema Kind absolut eindeutig nicht in mein Leben passt. Selbst das ist im Einzelfall eine schwierige Frage.

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