Primaballackinas

Armer Michael Ballack, seit über einem Jahr erscheinen pausenlos irgendwelche Kommentare, die seine Konflikte breittreten, seine Comebackchancen ausloten, erklären, warum er eine tragische Figur ist und jede seiner öffentlichen Gefühlsregungen akribisch auf Untertöne abtasten. Kein Wunder, dass er extrem schlecht gelaunt ist. Aber so ist das im Fußball: Wer ein Star ist und ein Millionengehalt bezieht, ist eine öffentliche Person und muss damit leben, dass andere ihn besser kennen als er sich selbst. Oder eben auch nur so schreiben, als wüssten sie Bescheid.

Da kommt die WM der Frauen wie eine willkommene Abwechslung. Keine kickenden Millionärinnen, kein überflüssiges Geraune – sollte man meinen. Stattdessen machen nun unsere auf Ballack’sche Tragik konditionierten Sportjournalisten einfach so weiter: Birgit „Ballack“ Prinz könnte zur tragischen Figur des Turniers werden, heißt es seit Tagen, und bis gestern stand auch noch Lira Ball… – äh, Bajramaj – auf der Liste potenziell ausgemusterter Primaballackinas.

Wem nützt das Ganze? Mir als Leser wäre es lieber, von dieser WM das berichtet zu bekommen, was sich tatsächlich auf dem Platz zuträgt. Die Spielerinnen sollten sich auch darauf konzentrieren dürfen, sich auf den Gegner einzustellen. Und die Sportjournalisten könnten sich die Peinlichkeit ersparen, ihr bisschen Hobbypsychologie hier zur Schau stellen zu müssen.

Immerhin: Michael Ballack kann in Ruhe durchatmen. Das wird ihm guttun. Freilich: Die WM der Frauen ist schneller vorbei, als man denkt…

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