Pfingsten am Dünenhof III: Hirten und Propheten

Gordon MacDonald und Tony Campolo sind sehr ungleiche Freunde. Gordon hat es so gesagt: Er ist der “Hirte” und Tony der “Prophet”. Gordon ist ein behutsamer und sorgfältiger Mensch, er gleicht Gegensätze aus und verbindet. Wenn er spricht, dann bringt er seine Lebensweisheit unaufdringlich an den Mann, und auch im Umgang von Mensch zu Mensch ist er bescheidener, stiller und leiser, zum Understatement neigend. Kritik nimmt er sich sehr zu Herzen. Gordon ist ein sehr reflektierter Mensch, der viel und kritisch über sich nachdenkt. Immer wieder bekommt man von ihm Checklisten zu den unterschiedlichsten Themen. Da kommt zum Hirten auch noch der Lehrer hinzu.

Tony dagegen, das soziale Gewissen und eine Art enfant terrible der Rechtsevangelikalen, liebt die Provokation um der Sache willen.

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Er ist geistreich, frech, manchmal fast schon sarkastisch, seine Vergleiche sind plakativ, seine Stories bunt und dramatisch. Er tut sich leichter mit einem Publikum von ein paar tausend Leuten, als mit drei Menschen an einem Tisch zu sitzen – Freunde ausgenommen. Alan Hirsch und Michael Frost nannten den Propheten “disturber”. Hier ist einer: Wo Gordon ausgewogen bliebt, polarisiert er und steckt die Prügel dafür ganz gut weg. Und wenn er in Fahrt kommt, dann muss man als Übersetzer schon Gas geben, um nicht abgehängt zu werden. Predigtschlaf ist unmöglich – Tony ist die Inkarnation des Begriffs Ruhestörung. Auf der anderen Seite bezeichnet sich Tony als Mystiker und beschreibt, wie er das kontemplative Centering Prayer praktiziert und dabei erlebt, wie ihn Gottes Geist ergreift und durchströmt. Interessant, wie das Soziale und das Kontemplative sich befruchten. In manchen Bewgeungen haben wir wohl von beidem zu wenig.

Beim Radeln in der Umgebung von Cuxhaven aber musste Tony zusehen, dass er an Gordon dran blieb. Aber pastoral wie Gordon ist, wartete er und legte ein paar Päuschen ein für seinen Freund: Im Duett sind sie noch stärker. Ich glaube, wir haben eine ganze Reihe Gordons im Land. To be sure: Noch lange nicht so viele, wie wir bräuchten. Aber Tonys gibt es hier noch viel weniger. Wer von Euch kann sich vorstellen, einer zu werden?

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3 Antworten auf „Pfingsten am Dünenhof III: Hirten und Propheten“

  1. Mmmmh, solche Tonys bräuchten wir wirklich mehr.
    Aber ich bin (glaube ich) auch eher ein Gordon als ein Tony…

  2. Ohoh, erst darf hoffen, sich auf deine Freudesausschreiben zu bewerben, und dann kann man sich noch als Lautsprecher der Christennation anpreisen 😉

    Aber du hast Recht, welchen klugen Kopf haben wir schon, der polarisieren kann ohne dann gleich ins Fundamentalistenlager abgeschoben zu werden.

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