Peinliche Bücher – wohin?

Gestern habe ich zum ersten Mal seit sehr langer Zeit ein Buch weggeworfen. Jemand fand es offenbar bemerkenswert und steckte es mir in einem Moment der Verlegenheit zu, zweifellos in der Hoffnung, mir damit etwas Gutes zu tun. Nur: Ich fand die ersten beiden Seiten, die irgendwie lustig sein wollten, schon so peinlich, dass ich nun selbst in der Verlegenheit war – wohin mit dem guten Stück?

Ich habe daheim ein für Besucher das Hauses gut verstecktes Regal für Bücher, die die Welt nicht braucht, aber das ist inzwischen fast voll, in der Regel mit mieser Theologie. Dennoch hatte Wegwerfen immer noch den unwillkürlichen Beigeschmack von Bücherverbrennungen im Dritten Reich, von Vandalen und Inquisition, dass ich extrem gehemmt war, einen solch barbarischen Frevel zu begehen. Verkaufen kann man sowas aber auch nicht guten Gewissens – ich hätte dabei doch gern das Gefühl, dem anderen einen Gefallen zu tun, wenn er mir schon Geld bezahlt.

Das soll jetzt kein Forum werden, wo jeder Bücher als peinlich denunziert, daher verrate ich weder Autor noch Titel. Ich fand es schließlich weniger peinlich, zur blauen Tonne zu gehen, als das Buch zu behalten. So gesehen ist der Begriff „Entsorgung“ hier doppelt angebracht. Vielleicht wird ja im nächsten Bücherleben was besseres draus. Meine ehernen Prinzipien sind etwas aufgeweicht, und es fühlt sich gut an.

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20 Antworten auf „Peinliche Bücher – wohin?“

  1. Auch ich habe vor kurzem das Erste Mal Bücher weg geschmissen. Irgendwie wusste ich, dass ich diese sowieso nicht mehr mit reinem Herzen weitergeben kann. Anfangs fühlte es sich echt krass an. Aber jetzt ist es okay. Für mich hatte es etwas damit zu tun, mit etwas zu brechen, woran mein Herz hing, obwohl es keinen rationalen Grund dafür gegeben hat.

  2. Interessantes Thema,aber was sind schlechte,theologische Bücher? Hast Du einen Tipp von welchen sich ein Christ fernhalten sollte?
    Gruß

  3. @ tintenklecks: Ich werde mich hüten – das ist gerade mein Punkt, jeder muss das selbst beurteilen, was er da im Regal hat. Es geht ja nicht um Zensur. Von manchen Büchern, die ich heute unmöglich finde, war ich vor ein paar (ok, ein paar mehr) Jahren ganz angetan. Heute finde ich manches trivial, anderes verbohrt und engstirnig oder auch einfach sentimental, ohne dass es dem Leser noch weiter hilft.

  4. ich verstehe dich und hoffe des öfteren inständig dass der besuch manche bücherregale bei uns nicht in augenschein nimmt…

  5. Nach aller Erfahrung findet garantiert jemand den suspekten Bücherschatz, den es ganz und gar nichts angeht und der möglicherweise mindestens einen falschen Eindruck bekommt (von mir oder von sich selbst). Ich habe erst kürzlich einige Bücher weggeschmissen, entsorgt, die ich vorher unbedingt hatte haben wollen. Auf der anderen Seite hat es mir auch schon mal leid getan, ein Buch für schlecht gehalten zu haben, das ich heute sehr gerne noch einmal lesen würde. Also so einfach wie es aussieht, ist die Sache nicht.

  6. 😉 wäre es noch nicht Abends hätte ich gelacht. 😀
    Ich hab kein Problem mit den Büchern im Regal und dass der Besuch Sie sieht aber mit dem Platz…
    Aber egal welcher Ansicht man mit Richtungen ist – ich finde es praktisch verschiedene/gegensätzliche Bücher zu haben. Bei mir steht Deschner im gleichen Bücherregal wie Peter Hahne… 😀 – Verschiedene Buchmeinungen können nützlich sein 😀

  7. Also ich wuerde auch schlechte Buecher wahrscheinlich zu ner Sammelstelle geben. Vielleicht findet sie ja wer gut!
    … der hat nen wackligen Schrank…

    Buecherverbrennung: verbrennen wuerde ich ein Buch auch nicht, aber diese permanente Angst etwas zu tun was mal ein paar Leute missbraucht haben ist doch auch ein bisschen „doof“. Ich achte als Deutscher doch sowieso schon viel zu haeufig darauf, anderer Leute Fehler nicht zu wiederholen, anstatt was richtig zu machen. Und bei solchen Sachen denke ich moechte ich irgendwann damit aufhoeren. Wenn mir jemand vorwirft, ich stelle mich mit „entsorgen“ eines Buches in eine Reihe mit Nazis dann hat eher er ein Problem mit Vorurteilen.

    Oh moment, hab ne Loesung: vielleicht moechte ja derjenige gerne das schlechte Buch lesen! 🙂

  8. Also, weißt Du, Peter, ich habe da inzwischen schon etwas länger Erfahrung mit, mangels Platz in der Wohnung… 😉

    Es erfreut mich, dass Du manches inzwischen für trivial und engstirnig hältst…! Ich halte es für grundlegend für einen Theologen, dass es sich im Glauben und auch in der Theologie weiter entwickelt.

    Das hat keinesfalls nur mit Geschmack zu tun. Theologie entwickelt sich weiter wie die Gesellschaft und vieles wird mainstream, was mal neu war.
    Aber vieles ist auch als Anfänger gerade o.k. zum Einstieg, ist aber keinesfalls die „hohe Kunst“ theologischen Denkens.
    Manchmal aber erkennt man auch im Nachhinein, dass man einem Vorurteil, einem Denkfehler oder einem (Gruppen-)Egoismus aufgesessen ist.

    Viele liebe Grüße,
    Ilka

  9. Als ehemalige Buchhändlerin, die immer noch nicht so frei ist, Bücher wegzuwerfen, habe ich zwei Wege für die Entsorgung für mich schlechter Bücher gefunden: Diejenigen, die ich einfach selbst nicht mehr mag, aber ansonsten okay sind, gebe ich in den Kost-Nix-Laden unserer Diakonie, damit sich andere Leute daran erfreuen können. Für die übrigen – dazu zähle ich vor allem christliche Literatur aus den 70ern – habe ich ein hübsches Versteck in der zweiten Reihe hinter lesbaren Exemplaren in meinen Bücherregalen gefunden. Da stauben sie nun vor sich hin …

  10. Schön zu sehen, dass diese Hemmungen nicht nur mein Problem sind. Die blaue Tonne wird sicher auch weiter die Ausnahme bleiben.

  11. Weg damit! Seitdem in dem meine Wohnung kein zusätzliches Billy mehr passt, versuche ich kein MItleid mit schlechten Büchern zu haben. Das erzieht. Ich schaue mir in Zukunft besser an, was ich kaufe. lg

  12. Juhuu … endlich jemand der auch Schwierigkeiten hat Buecher einfach so wegzuschmeissen, mir geht es da ganz genauso – etwas das Mary mit einem mueden Laecheln duldet. Ich habe auch eine ganze Reie solcher Buecher, die ich vor Jahren als gut befand aber die heute komplett kontraer zu meinen Ansichten stehen. Ich behalte sie, da man ich sie guten Gewissens nicht weitergeben kann, als schlechtes Biespiel und da sie ja auch irgendwie Teil meines persoenlichen Glaubenwegs und Geschichte sind (als historie sozusagen) … zum Gluck sind die ‚uebelsten‘ Titel in Deutsch und die versteht in England keiner (-;

  13. Woher kommt das eigentlich? Dass bei mir und einigen frommen Freunden soviele sehr schlechte Bücher stehen? Kann es sein, dass Christens zu nett sind? Wenn von einem Autor, der Christ ist, ein Buch erscheint, mag es sein, dass man es wohlwollender liest, als von einem anderen. Bücher, die normal verrissen würden: weil sie vom Stil her schlecht sind, der Denke zu eng, vom Hintergrund nicht abgesichert. Darf Glaube Qualität ersetzen?
    Es mag auch Neuerungen in der christlichen Welt geben, der sich ein Christ annimmt und etwas drüber schreibt. Da ist man froh, über dieses Thema überhaupt ein wenig zu lesen zu bekommen. Und schon kauft man das Buch.
    Darum habe ich zwei Billys voll entweder in die Tonne geklopft oder online versteigert.

  14. Die Hemmung des Bücherwegwerfens kommt bei mir (auch) aus der Erfahrung, dass ich schon einmal nach Jahren doch noch Verwendung für ein scheinbar „unbrauchbares“ Buch hatte. Mit der Menatlität „Wegwerfen kann ich’s immer noch“ (über-)strapaziert man allerdings den Stauraum in Billi, Ivar usw.

    Natürlich kann man auch fragen: ist es bei manchen Druckerzeugnissen nicht doch besser (ökologischer), wenn diese schnellstmöglichst wieder in den Verwertungskreislauf zurückgelenkt werden, anstatt ungelesen im Regal zu verstauben? Man kann dabei ja die Hoffnung haben, dass die verwendeten Rohstoffe das nächste Mal einem besseren Inhalt Platz bieten und auch der Regenwald geschont wird … Frage: Was würde das für die Holz- und Papierindustrie bedeuten, wenn alle „überflüssigen“ Bücher aus den privaten Regalen verschwinden und ins Altpapier wandern würden …?

  15. Habe mich wiedergefunden in deiner Beschreibung. Ich werfe selten Bücher weg (auch deswegen, weil ja sogar ein nebenbei zugestecktes Buch irgendwie zu meiner Biographie gehört…) – aber wenn ich es dann doch mal mache: Bingo! 🙂

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