Newbigin (10): Die Logik der Mission

Dies wird für die nächsten zwei Wochen wohl der letzte Post zu Newbigin. In den Urlaub nehme ich andere Bücher mit und mit dem Bloggen wird es da wohl auch schwierig. Die nächsten 10 Kapitel folgen im September. Zum Einstieg ein Zitat, das ich schon mal gepostet hatte, nun aber im Zusammenhang. Die besten Stücke aber kommen am Ende:

Es ist üblich geworden, vom “Missionsbefehl” zu sprechen. Diese Art, die Sache auszudrücken, ist sicher nicht unberechtigt, und doch scheint sie mir am Wesentlichen vorbei zu gehen. Sie tendiert dahin, Mission eher zu einer Last als zu einer Freude zu machen – eher ein Bestandteil des Gesetzes als des Evangeliums.
Sieht man den neutestamentlichen Befund an, ergibt sich ein anderer Eindruck: Mission beginnt mit einer Explosion von Freude. Die Neuigkeit, dass der abgelehnte und gekreuzigte Jesus am Leben ist, ist etwas, das einfach nicht unterdrückt werden kann. Es muss erzählt werden. Wer könnte über solch eine Tatsache schweigen? Die Mission der Kirche auf den Seiten des Neuen Testaments ist mehr wie der Fallout einer gewaltigen Explosion, radioaktiver Fallout, der nicht tödlich ist, sondern Leben spendet.

Überhaupt wird Mission von den ersten Christen weniger als menschliche Aktivität verstanden, sondern ein Teilnehmen an Gottes eigener Mission, dem Wirken des Heiligen Geistes. Damit ist auch ein Lernprozess verbunden – die Kirche ist weder allwissend noch Herrin der Weltgeschichte. Mit ihrem Zeugnis aber konfrontiert sie jede neue Generation mit dem Ziel der Geschichte. Versteht man Mission trinitarisch (der Vater offenbart sich im menschgewordenen Sohn und diese Offenbarung wirkt weiter in der Gegenwart des Geistes unter seinen Nachfolgern), dann ist die Kirche weniger der Akteur der Mission, sondern der Ort, wo sie sich ereignet. Sie besteht im Hereinbrechen einer neuen Wirklichkeit.

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Die Gegenwart der Herrschaft Gottes ist die Gegenwart göttlicher Kraft – verhüllt in menschlicher Schwachheit. Das Licht des anbrechenden Tages scheint den Wanderern ins Gesicht. Aber dieses Gesicht leuchtet nicht aus sich selbst. Die neue Wirklichkeit nimmt Gestalt an in einer Gemeinschaft, in der die Geschichte vom Leben und Wirken, Tod und Auferstehung Christi lebendig ist und immer wieder vor Augen geführt wird. Von daher wird es verständlich, dass Paulus seine Mission in dem Moment als erfüllt ansah, wo er in einer Stadt oder Gegend eine solche Gemeinschaft ins Leben gerufen hatte.

Die Bedeutung dieser vermeintlich unscheinbaren und offensichtlich schwachen Gemeinden liegt darin, dass sie die Menschen um sie her mit den letzten Fragen menschlicher Existenz konfrontieren. Sie lösen damit ebenso eine Krise für die Welt aus, wie es das Kommen Jesu für Israel tat. Um den Auftrag zu erfüllen, allen Völkern das Evangelium zu bezeugen, muss diese Kirche sich ständig verändern lassen und Neues lernen. Noch weiß sie nicht, was es bedeutet, dass Jesus der Herr aller Menschen ist. Bis dahin ist die Vorstellung von der universalen Herrschaft Christi zeit- und kulturgebunden.

Die zentrale Frage ist also nicht die Rettung einzelner vor dem Unheil. Sondern es geht darum, das Geheimnis der Menschheitsgeschichte, das Gott in Christus enthüllt hat, allen Völkern bekannt zu machen, damit sie die Gelegenheit bekommen, herauszufinden, wer sie als Teil dieser Geschichte sind. Insofern wirkt sie dann auch wieder auf den einzelnen Menschen.

Wir glauben, dass die Wahrheit über die menschliche Geschichte in den Ereignissen offengelegt wurde, die das Evangelium wesentlich ausmachen. Wir glauben daher, dass diese Ereignisse der wahre Schlüssel zur Geschichte jedes Menschen sind, denn jedes menschliche Leben ist Teil der menschlichen Geschichte und kann ohne diese Geschichte nicht verstanden werden. Daraus folgt, dass die Nagelprobe dafür, was wir wirklich glauben, unsere Bereitschaft ist, es allen Menschen mitzuteilen.

Das Herz der Mission ist die Sehnsucht, bei ihm zu sein und ihm mit unserem Leben zu dienen. Das Herz der Mission ist Dank und Loben. (…) Mission ist ausgelebte Doxologie. Das ist ihr tiefstes Geheimnis. Ihr Ziel ist, dass Gott verherrlicht wird.

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2 Antworten auf „Newbigin (10): Die Logik der Mission“

  1. Zur „Sommerpause“ ein fettes Dankeschön für die Newbigin Reihe. Finde sie sehr inspirierend udn herausfordernd. Wenn es o.k. für dich ist, werde ich einige deiner Texte für den Missiologieunterricht verwenden?
    Lese gerade „The contemporary Christian“ von Stott, einem alten Weggefährten von Newbigin, auch nicht schlecht.

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